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Am Ende eines Sommers - Roman

Am Ende eines Sommers - Roman

Titel: Am Ende eines Sommers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ashdown
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einen Spaten vom Rücksitz, um Platz für uns zu machen. »Ellie ist normalerweise überall dabei – die Kinder passen zu Hause auf sie auf – sie warten auf euch!«
    Der Mond steht jetzt hoch am Himmel, und ich habe einen Mordshunger. Ich weiß nicht genau, ob ich diese Cousins und Cousinen kennenlernen, und schon gar nicht, ob ich Weihnachten mit ihnen verbringen möchte. Aber Tante Rachel ist in Ordnung, also sind sie es vielleicht auch. Andy gibt mir einen Rippenstoß, verzieht das Gesicht, hält sich die Nase zu und bläst die Backen auf wie Ballons.
    »Hundekacke«, flüstert er. Ich schubse ihn weg, aber wir kichern beide. Es stinkt wirklich nach Hund hier drin.
    Die Fahrt dauert nicht lange. Eine halbe Stunde später biegen wir in einen Feldweg ein, der zu einem riesigen Haus führt. Drum herum ist Rasen, und dann kommen Felder, so weit das Auge reicht. Auf einer Weide auf der einen Seite stehen Kühe, und weiße Hühner picken im Kies vor der Stufe zur Haustür herum. Der Mond beleuchtet die Zufahrt, das strahlend weiße Haus und die funkelnden Fenster. Ellie, der Hund, kommt uns in der Zufahrt entgegengetrabt, ein großes, haariges altes Ding, eine grau-weiße Fellkugel. Am Wagen hält sie und läuft dann neben uns her; ihre Zunge baumelt aus der Schnauze, und sie versucht, unter ihren zottigen Ponyfransen durch die Fenster hereinzuspähen. Andy hält sich wieder die Nase zu und verdreht die Augen. Er zeigt auf den Hund und kichert. Ich kneife ihn ins Knie, und er quietscht.
    »Die Hühner sollten nicht in der Zufahrt herumlaufen. Jemand hat das Tor offen gelassen«, brummt Tante Rachel und hält vor dem Haus an. Sie zieht die Handbremse an, zwängt sich hinter dem Steuer hervor und ruft: »George! George? Die Hühner!«
    Mum steigt auch aus, und Andy dreht sich mit großen Augen zu mir um. »Heilandssack, Jake. Das ist ’ne verdammte Villa!«
    Ich gebe ihm einen kurzen Hieb in den Nacken. »Nicht diese beschissene Ausdrucksweise, ja?« Wir lachen und klettern aus dem Wagen und laufen hinter Mum her.
    Zwei Kinder erscheinen in der Haustür, ein Junge und ein Mädchen. Der Junge, George, ist schmalgesichtig und klein wie ich. Quer durch eine Augenbraue zieht sich eine schlimme Narbe und hinterlässt dort eine kahle Stelle. Sein mausbraunes Haar hängt rechts und links neben seinem Gesicht herunter und endet in kleinen Locken auf seinen Schultern. George und ich haben zusammen Geburtstag, hat Mum uns unterwegs erzählt – derselbe Tag, dasselbe Jahr. Nur ein paar Stunden auseinander. Wir sind praktisch Zwillinge, hat sie gesagt. Als er uns sieht, ist er offenbar stinksauer.
    »Ich kümmere mich um die Hühner«, knurrt er und latscht hinüber zu den dunklen Ställen.
    Ich höre, wie Mum durch die Zähne einatmet, als George am Haus entlang verschwindet. Sie legt mir einen Arm um die Schultern und hebt die Hand, um mir das Haar zur Seite zu streichen. Ich zucke mit den Schultern, um sie abzuschütteln. Ich kann es nicht ausstehen, wenn sie das tut.
    »Das ist Katy«, sagt Tante Rachel, und Andy wird verlegen, als sie die Treppe herunterhüpft und nach seiner Hand greift. Katy ist gerade zehn, ein bisschen jünger als Andy und offensichtlich ganz aus dem Häuschen, weil zwei große Cousins zu Besuch gekommen sind. Ihre langen, dunklen Zöpfe sehen aus, als wären sie schon vor Tagen geflochten worden; sie sind verstrubbelt und unordentlich, als hätte Kate ein paar Mal damit geschlafen. Sie hat Sommersprossen überall im Gesicht und ein Grübchen auf einer Seite. Sie sieht aus wie die Mädchen in Unsere kleine Farm – einschließlich des zu großen Puppenkleids und der Stiefel. Andy versucht, sich genauso cool zu geben wie ich, aber ich sehe ihm an, dass er es nicht erwarten kann, ins Haus zu kommen und sich dort umzusehen. Der Hund liegt jetzt mitten in der Einfahrt, offenbar erschöpft nach dem kurzen Anfall von Aufregung.
    »Ellie!«, ruft Katy, und wir nehmen unser Gepäck und gehen ins Haus, um zu sehen, wo wir schlafen werden.
    Das Haus hat fünf Schlafzimmer, zwei Wohnzimmer, ein Arbeitszimmer, eine große quadratische Küche und einen Extraraum, den Tante Rachel die »Stiefelkammer« nennt; dort sind alle Mäntel und Schuhe und die Waschmaschine und der Hundekorb. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus von britischen Soldaten benutzt, und Tante Rachel sagt, Andy und ich werden im Offizierszimmer im zweiten Stock schlafen. Andy will wissen, ob es hier tatsächlich Tote gegeben hat, aber Tante Rachel

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