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Am Ende ist da nur Freude

Am Ende ist da nur Freude

Titel: Am Ende ist da nur Freude Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kessler
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Worte von Vincent van Gogh
     
    Die folgenden Geschichten kommen von professionellen Therapeuten mit einer formellen Ausbildung und Zulassung. Oft sind sie diejenigen, die den Sterbenden helfen, mit den aufwühlenden Gefühlen zurechtzukommen, die der Abschied von allen, die sie kennen, mit sich bringt. Fachleute auf dem Gebiet der seelischen Gesundheit erkennen oft sehr deutlich, was authentisch ist und was nicht. Sie empfinden ihr ganzes Leben lang die Gefühle anderer nach und kennen den Unterschied zwischen einem verwirrten oder halluzinierenden Patienten und einem, der ein außergewöhnliches Erlebnis wie etwa eine Vision auf dem Sterbebett hat. Ohne ihre Augenzeugenberichte wäre ein solches Buch nicht vollständig.

Trinkgeld nicht nötig
    von Angela
     
    Ich bin Psychologin und arbeite mit Familien und Paaren. Ich habe mich auf Süchte und Abhängigkeit von chemischen Stoffen spezialisiert. Wenn ich Paare mit so vielen Problemen berate, dann denke ich oft an meine eigenen Eltern zurück, Helen und Milton. Mir wird dann immer wieder klar, was für eine wunderbare Beziehung sie hatten.
    Meine Eltern waren 62 Jahre lang verheiratet und konnten gegenseitig ihre Gedanken lesen. Sie machten alles gemeinsam, sprachen über alles miteinander, und zu ihren typischen Eigenschaften gehörte ein skurriler Sinn für Humor. Mam erzählte mir, als sie wusste, dass sie mit mir schwanger war, habe sie Dad gefragt: »Willst du nicht vielleicht lieber das Kind austragen?« Und als mein Dad einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens bekam, drehte er sich, noch während der Polizist neben ihm stand, zu Mam um und sagte: »Süße, auch du bist zu schnell gefahren. Möchtest du gern ein Knöllchen?«
    Mein Vater zeigte seinen Humor auch in seinem Beruf als Zahnarzt, und seine Patienten liebten den Doktor, der sie zum Lachen bringen konnte. Auch ich habe für mein
Leben gern mit meinen Eltern gelacht. Für mich waren sie die lustigsten Eltern, die man als Mädchen nur haben konnte.
    Meine Eltern halfen sich mit Humor auch in den ernsten Momenten des Lebens. Als zum Beispiel bei meiner Mutter Brustkrebs festgestellt wurde und ihr die Brust abgenommen werden musste, witzelte sie: »O Milton, sei ein Mann – biete ihnen freiwillig deine Brust an. Du brauchst deine nicht so wie ich meine.«
    Eines Morgens, als meine Mutter aufstand, erlitt sie einen Aortenriss und war sofort tot. Sie war 80 Jahre alt. Dad tat sein Bestes, um damit zurechtzukommen, aber er vermisste seine geliebte Frau für den Rest seines Lebens. Seitdem machte er Witze nie mit jemand anderem, denn sie waren ein untrennbarer Teil ihrer Beziehung.
    Fünf Jahre später lag mein Vater nach einem langen Kampf mit Blasenkrebs, der sich nun in seinem ganzen Körper ausgebreitet hatte, auf einer Hospizstation. Seit dem Tod meiner Mutter standen mein Vater und ich uns besonders nahe, und ich blieb so lange und so viel wie möglich bei ihm.
    Eines Tages, Dad ging es gut, und er las die Sonntagszeitung, sagte ich: »Hey, du siehst ein wenig ausgefranst aus. Wie wäre es mit einer Rasur?«
    »Klar«, erwiderte er.
    Da es ihm schon schwer fiel, die Zeitung zu halten, wäre ihm das mit einem Rasierer unmöglich gewesen, also rief ich theatralisch: »Willkommen in Angelas Friseursalon!
«, und sah mich im Badezimmer um. »Dad, hast du deinen Rasierer mitgebracht?«, fragte ich.
    Er wusste es nicht. Daher rief ich die Schwester und fragte, ob sie ein Ersatz-Rasier-Set hätte. Ich ging mit ihr zum Schwesternzimmer und wartete, während sie mir die Utensilien zusammensuchte. Plötzlich hörte ich meinen Vater reden und merkte, dass die Schwester die Sprechanlage in seinem Zimmer nicht abgestellt hatte. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, dachte mir aber, dass wohl einer seiner Freunde zu Besuch gekommen sein musste. Die Schwester ging mit mir wieder zu ihm, und wir fanden meinen Vater ganz allein im Zimmer vor.
    »Mit wem hast du gerade gesprochen, Dad?«
    »Helen«, erwiderte er beiläufig.
    »Helen, wie Mam … die tot ist?«
    »Genau die!«
    »Weißt du, dass sie tot ist?«, fragte ich so sanft wie möglich.
    »Natürlich. Ich war ja bei ihr, als sie starb.«
    »Und jetzt ist sie da?«
    »Ja. Ich weiß, dass das seltsam ist, aber es stimmt.«
    Hier mischte sich die Schwester ein: »Es ist nicht ungewöhnlich, dass Sterbende Besuch von verstorbenen Verwandten bekommen.«
    »Davon habe ich gehört«, sagte Dad, »aber ich glaube nicht daran.«
    »Aber eben hast du doch gesagt,

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