Am Ende siegt die Liebe
Im ersten Moment verstand er nicht, was sie meinte, dann ergriff er spontan ihre Hände. »Heißt das, du willst mich heiraten?«
»Ja.« Sie nickte. »Ich habe mich vorhin sehr dumm benommen. Ich...«
»Liebst du mich denn?«
»So sehr, daß es manchmal direkt weh tut«, gestand die junge Frau. »Ich konnte nicht schlafen und bin auf den Balkon gega ngen. Plötzlich habe ich dich zum Wasser gehen sehen.«
»Ich bin froh, daß du mir gefolgt bist, Liebling.« Er zog sie spontan an sich.
»Bist du mir denn nicht böse?«
»Ich war dir böse, weil ich dachte, ich hätte mir nur etwas vo rgemacht.« Sanft küßte er sie auf den Mund, dann sagte er: »Bitte, glaub mir, ich will dich um deiner selbst willen heiraten und nicht nur, um David ein Zuhause zu geben. So gern ich den kleinen Kerl habe, du wirst in meinem Leben stets an erster Stelle stehen.«
»Und du in meinem«, erwiderte Carola. Sie schaute ihm in die Augen. »Bist du dir ganz sicher, daß du David adoptieren möc htest?«
Er nickte. »Ja.« Wieder küßte er sie. »Mir ist David genauso ans Herz gewachsen wie dir. Wir werden es niemals bereuen. I rgendwie gehört David längst zu uns. Was Say betrifft, so wird sie glücklich sein, wenn wir ihr helfen, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Und wie es sich für eine Tante gehört, wird sie David ab und zu besuchen. «
»Du hast an alles gedacht«, meinte Carola.
»Muß es nicht so sein«, fragte er und legte den Arm um ihre Schultern. »Schau, die Sternschnuppe!« Er wies zum Himmel. »Schnell, wünsch dir etwas!«
»Mein Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen«, sagte seine Freu ndin und schmiegte sich an ihn. »Und deiner?«
»Da fragst du noch?« Michael zog sie stürmisch an sich und küßte sie so leidenschaftlich, daß Carola alles um sich herum ve rgaß.
ENDE
Nicht ohne dich
»Die Leute sind ja heutzutage so rücksichtslos, Herr Doktor«, meinte Lina Becker aufseufzend. »Ich weiß nicht, in meiner J ugend ist das anders gewesen. Unsere Nachbarn drehen schon früh morgens um halb fünf ihre Stereoanlage bis zur höchsten Lautstärke auf.« Sie strich sich mit beiden Händen durchs Gesicht. »Kein Wunder, daß es mir manchmal vorkommt, als würde mir der Kopf platzen. Ich brauche nun mal meinen Schlaf.«
Dr. Marc Schumann gestand sich ein, daß Lina Becker zu den Patienten gehörte, die seine Nerven bis zum Äußersten strap azierten. Es war das erste Mal, daß sie ihn aufsuchte. Sie klagte über Kopf- und Herzschmerzen, Ohrensausen und allgemeiner Abgeschlagenheit. Ihm fiel auf, daß sie ihre Hände keine Sekunde ruhig halten konnte. »Warum bitten Sie Ihre Nachbarn nicht, die Musik auf Zimmerlautstärke zu stellen? « fragte er.
Um die Lippen der etwa fünfzigjährigen Frau huschte ein g eringschätziges Lächeln. »Es wäre absolut sinnlos«, behauptete sie. »Bei diesen Leuten weiß man ohnehin nicht, wo man dran ist.« Sie beugte sich leicht vor und senkte etwas die Stimme. »Sie trinken, müssen Sie wissen, Herr Doktor. Jeden Abend sitzen sie auf ihrem Balkon und lassen sich vollaufen. Eine Schande ist das, Herr Doktor, einfach eine Schande.«
Marc hatte keine Lust, sich noch weiter die Klagen über ihre Nachbarn anzuhören. »Wie dem auch sei, Frau Becker, wir mü ssen erst einmal sehen, woher Ihre Beschwerden kommen«, sagte er. »Tina wird Ihnen einen Termin für ein Belastungs- EKG geben. Morgen früh kommen Sie bitte nüchtern zur Blutuntersuchung.« Er schaute in die Krankenkarte, die er angelegt hatte. »Soweit wäre im Moment, glaube ich, alles geklärt.«
»Bekomme ich kein Rezept?« fragte Lina Becker enttäuscht. »Sie sollten mir wenigstens was für meine Nerven verschreiben. Ich nehme ja schon Baldrian, doch das bringt nichts. Wie gesagt, meine Nac hbarn...«
»Die mit der Stereoanlage?«
Lina Becker winkte ab. »Die anderen sind auch nicht viel besser.« Wieder seufzte sie auf. »Wir haben da Leute in der Straße, die haben seit ihrem Einzug vor einem halben Jahr noch immer keine Vorhänge an den Fenstern. Wenn...«
»Gegen falsche Nachbarn helfen weder Tropfen noch Table tten, Frau Becker«, fiel ihr der Arzt ins Wort und bemühte sich, ihr nicht seine Ungeduld zu zeigen.
»Aber ich kann doch nicht ausziehen.«
»Vielleicht würde schon ein bißchen Toleranz...«
Lina Becker ließ Marc nicht aussprechen. »Ich gehöre zu den tolerantesten Menschen der Welt«, erklärte sie, »aber was zuviel ist, ist zuviel.«
Marc stand auf. »Wir sprechen uns dann beim
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