Am Ende siegt die Liebe
ganzem Herzen zu genießen. Wortlos drehte sie sich um und stolperte blind vor Tränen die Treppe hinunter.
Hinter ihr beförderte Markus mit einem heftigen Fußtritt die Tür ins Schloß. »Endlich allein«, meinte er ohne jede Reue und riß Sabine stürmisch an sich.
* * *
»Das waren noch Zeiten, als du bei mir hoch oben auf dem He uwagen mitgefahren bist, Marc.« Anton Löbl schwelgte in Erinnerungen. »Damals dachte ich immer, du würdest einen guten Bauern abgeben. Weißt du noch, wie du mit elf einmal zwei Wochen bei mir auf dem Hof verbracht hast?«
»Ja, ich kann mich noch gut daran erinnern, Anton«, erwiderte Dr. Schumann. Er wandte sich an Franziska: »Dein Vater konnte es damals nicht fassen, daß ich jeden Morgen um Punkt halb sechs in der Küche erschien und von ihm in den Stall mitgenommen we rden wollte.« Er lehnte sich zurück und schaute versonnen zu den Bergen, die hinter dem Hof aufstiegen. »Es war eine schöne Zeit. Vor allem denke ich noch gern an die Abende, in denen wir alle in der Wohnstube saßen und den Geschichten zuhörten, die dein Vater erzählte, Anton.«
»Kannst du dich überhaupt noch an deinen Großvater erinnern, Franziska?« fragte Anton Löbl seine Tochter. Sie war bei seinem Tod erst vier gewesen.
Die junge Frau nickte. »Wenn auch nur dunkel«, schrieb sie auf ihren Block. »Ich weiß noch, wie Großvater abends immer in meine Stube gekommen ist und mit mir gebetet hat.«
»Das war ihm sehr wichtig.« Der Bauer atmete tief durch. »In meinem Alter war mein Vater noch ein rüstiger Mann, der von morgens bis abends schwer gearbeitet hat. Er war nicht wie ich auf den Rollstuhl angewi esen.«
»In ein paar Monaten wirst du es auch nicht mehr sein, Anton«, sagte Marc. Er wies zu Franzl, der sich mit Artus, dem Hofhund der Löbls, balgte. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Artus hatte nicht einmal etwas dagegen, wenn Franzl aus seinem Futte rnapf fraß.
»Schade, daß der Franzl auch ein Rüde ist«, meinte Anton Löbl. »Sie würden gut zusammenpassen.«
»Und ich müßte dann die Welpen aufziehen«, bemerkte Marc lachend. »Katharina würde sich bedanken. Die meiste Arbeit würde nämlich an ihr hängenbleiben.«
»Wie ich deine Katharina kenne, hätte sie nichts dagegen«, e rklärte sein väterlicher Freund.
»Unten in der Stadt ist vor ein paar Jahren der Besitzer eines Rüden, als er zur Arbeit gehen wollte, fast über einen Karton mit zwei Welpen gestolpert«, erzählte Magdalena Walkhofer, Antons Schwester. »Wie sich später herausgestellt hat, ist sein Hund der Vater gewesen. Die Besitzerin der Hündin hat gewartet, bis die Welpen entwöhnt waren, und sie dann zwischen sich und ihm aufgeteilt.«
»Und was hat er mit den Welpen gemacht?« fragte der Arzt.
»Er hat es nicht fertiggebracht, sie wegzugeben. Als sein Hund zwei Jahre später überfahren wurde, ist er sehr glücklich gewesen, wenigstens noch die beiden anderen zu haben.«
Anton Löbl wies zum Eingang des Gartens. »Da kommt Paul.« Er winkte seinem Stiefneffen zu. »Na, wie ist es bei deinen Großeltern gewesen? - Geht es ihnen gut?«
»Hallo!« Paul Walkhofer beugte sich zu Artus und Franzl hi nunter, die ihn laut kläffend begrüßten. »Sieht aus, als würdet ihr euch freuen, mich zu sehen, ihr Gauner.« Lachend zerzauste er ihr Fell, danach schob er die beiden Hunde beiseite und trat an den Gartentisch. »So gut möchte ich es auch haben«, meinte er und reichte Marc ausgesprochen kühl die Hand. »Schön, daß Sie mal wieder zum Kaffee gekommen sind, Herr Doktor.«
»Ich werde mir doch nicht den guten Apfelkuchen deiner Mu tter entgehen lassen, Paul«, sagte der Arzt. »In ganz Tegernsee backt niemand einen besseren.«
»Lassen Sie das nur nicht die Katharina hören«, bemerkte Magdalena Walkhofer geschmeichelt.
»Ich werde mich hüten«, erklärte er.
»Meine Großeltern lassen euch grüßen«, sagte Paul. »Es geht ihnen soweit ganz gut, wenn ihnen auch der geplante Verkauf ihres Hofes etwas zu schaffen macht. Es ist halt nicht leicht für sie, so einfach alles aufzug eben.«
»Wer könnte das nicht verstehen«, meinte Anton Löbl. »So ein Hof ist wie ein Stück von einem selbst, vor allen Dingen, wenn er seit Generationen in der F amilie ist.«
»Setz dich erst mal, Paul«, forderte Magdalena Walkhofer i hren Stiefsohn auf, nachdem er ihr einen Kuß auf die Stirn gegeben hatte. »Was ist mit deinem Bein? - Seit wann hinkst du?«
Paul winkte ab. »Alles halb so schlimm«,
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