Am Ende siegt die Liebe
lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als zu tratschen und ihr Gift zu versprühen.« Sie griff nach ihrem Besteck. »Der Zander sieht wirklich gut aus.«
»Ich hoffe, daß er auch so schmeckt.« Stefan lächelte ihr zu. »Guten Appetit.«
»Guten Appetit.«
»Halt!« Er griff nach seinem Glas. »Erst wollen wir noch mitei nander anstoßen.«
»Und auf was?«
»Darauf, daß es für uns noch oft Abende wie diesen geben wird.« Er schaute ihr in die Augen.
»Es wäre schön«, meinte die junge Frau, ohne seinem Blick auszuweichen. Leise stießen ihre Gläser aneina nder.
Stefan nippte an seinem Wein. Noch immer hielt er ihren Blick gefangen. »Sollten wir nicht du sagen?« fragte er. »Ich hasse es, dich Frau Flechner zu nennen.«
»Daniela klingt auch viel gefälliger«, erwiderte sie. »Bei uns am Tegernsee hat man es unter jungen Leuten ohnehin nicht so mit dem Sie.«
Die Zeit verging wie im Flug. Daniela wollte alles über die Ausgrabungen wissen, an denen er schon teilgenommen hatte. Sie hatte einiges über die Kelten gelesen und sog jedes Wort, daß er sagte, wie ein Schwamm in sich auf.
»Irgendwann werde ich mir Stonehenge anschauen, das habe ich mir fest vorgenommen. Und ich möchte auch in die Bretagne, vor allen Dingen, um bei Carnac die vorgeschichtlichen Steinreihen zu sehen. Es muß einfach überwältigend sein.«
»Ja, das ist es«, bestätigte der junge Mann und berührte ihre Hand. »Angesichts der riesigen Menhire kommt man sich richtig klein und nichtig vor.« Er griff wieder nach seinem Besteck. »Frau Becker erwähnte vorhin, daß du letztes Jahr auf Korsika gewesen bist.«
»Ja, für vierzehn Tage.« Daniela schaute auf den See hinaus. »Ich bin mit zwei früheren Schulfreundinnen geflogen. Dieses Jahr wollten wir eigentlich nach Malta.« Sie verzog das Gesicht. »Die Liebe hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vroni und Kathi haben sich verlobt. Ich hatte keine Lust, das fünfte Rad am Wagen zu sein, und so bin ich lieber hiergeblieben.«
»Warum bist du nicht allein verreist?«
»Dazu hatte ich keine Lust.« Daniela griff nach ihrem Weinglas. »Erzähl mir noch etwas von den Kelten. Wie kommt es, daß du dieses Jahr deine Ferien nicht mit Ausgrabungen verbringst? - Ich halte zwar unsere Gegend für die schönste auf der ganzen Welt, doch für einen Mann, der es gewohnt ist, in seinen Ferien in der Erde herumzuwühlen, muß es ziemlich eintönig sein, einmal nur Urlaub zu machen.«
»Ich schreibe an einem Buch über die Frühgeschichte der Ke lten«, verriet Stefan. »Rehabilitiert mich das?«
»Ja«, erwiderte seine Begleiterin, fügte jedoch in Gedanken hinzu: Nicht nötig. Sie spürte, daß er ihr etwas verschwieg. Es konnte nicht nur das Buch sein, daß ihn daran hinderte, in diesem Jahr an Ausgrabungen teilz unehmen.
Das Tegernseer Schloß lag ganz in der Nähe. Sie ließen ihren Wagen auf dem Parkplatz am See stehen und gingen zu Fuß zu dem ehemaligen Kloster, dessen Kirche weit über die Grenzen Bayerns hinaus berühmt war. Daniela sprach davon, daß die B ibliothek des Klosters achtzigtausend Bände umfaßt hatte und daß bei seiner Aufhebung Anfang des neunzehnten Jahrhunderts drei seiner Mönche Mitglieder der bayerischen Akademie der Wissenschaft gewesen waren.
»Die Benediktinermönche waren die ersten, die am Tegernsee siedelten«, erzählte die junge Frau auf dem Weg zum Konzertsaal. »Sie gründeten hier Mitte des achten Jahrhunderts eine Abtei und begannen, das Se egebiet zu roden und urbar zu machen.«
Stefan kam nicht dazu, ihr zu antworten, da ihnen in diesem Moment Dr. Schumann in Begleitung eines älteren Ehepaars en tgegenkam. »Guten Abend«, grüßte er freundlich.
Marc blieb stehen und erwiderte seinen Gruß. »Sie lieben also auch die Musik, Herr Eschen«, bemerkte er, dann erkundigte er sich bei Daniela, was Rainers Bein machte.
»Es heilt«, erwiderte sie. »Ich bin überzeugt, daß mein Bruder schon bald die nächste Schramme nach Hause bringen wird.«
»Das ist nun einmal Bubenart«, meinte der Arzt und machte sie mit seinen Freunden bekannt.
Eine helle Glocke forderte die Konzertbesucher auf, in den Musiksaal zu gehen. Die jungen Leute verabschiedeten sich und wandten sich der linken Flügeltür zu, da ihre Plätze auf dieser Seite des Saales lagen.
Stefan nahm Danielas Hand. Er führte sie an den Stuhlreihen vorbei nach vorn. Ihrem Vater war es gelungen, ihre Karte umz utauschen, so daß sie sogar nebeneinander sitzen
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