Am Ende siegt die Liebe
behauptete er. »Ich bin gestern abend in der Scheune meiner Großeltern auf einen Nagel getreten. Vermutlich hat sich die Stelle inzwischen etwas entzündet.«
»Dürfte ich mir deinen Fuß mal ansehen?« fragte Marc. »Mit so etwas ist nicht zu spaßen. Wenn der Nagel rostig gewesen ist und die Wunde nicht richtig desinfiziert wurde, könnte sich daraus eine Blutvergiftung entwickeln.«
»Also ich meine auch, daß du dem Herrn Doktor deinen Fuß ze igen solltest, Paul«, warf Magdalena Walkhofer ein, »Du bist wirklich leichtsinnig.«
»Bist du gegen Tetanus geimpft?« fragte Dr. Sch umann.
»Als ich fünfzehn war«, antwortete Paul gedehnt.
»Dann wird es allerhöchste Zeit, die Impfung aufzufrischen. Am besten noch heute.« Marc stand auf. »So, wir beide gehen erst mal ins Haus, damit ich mir deinen Fuß ansehen kann.«
»Haben Sie denn Wochenenddienst, Herr Doktor?« fragte Paul spöttisch. Marc gehörte nicht gerade zu seinen Freunden, auch wenn er an und für sich nichts gegen ihn hatte. Schließlich konnte der Arzt nichts dafür, daß Franziska ihn liebte. Paul wußte, daß Marc nur eine gute Freundin in der ju ngen Frau sah.
»Nein, aber das tut auch nichts zur Sache«, erwiderte Marc. »Eine Tetanusspritze habe ich allerdings nicht dabei, die mußt du dir nachher schon in meiner Praxis abholen.«
»Es bleibt einem auch nichts erspart.« Paul wandte sich mißmutig dem Haus zu.
Dr. Schumann ging an seinen Wagen und nahm seine Arztt asche heraus. Er hatte sich angewöhnt, stets seine Grundausrüstung dabei zu haben, weil er schon mehr als einmal völlig unerwartet Erste Hilfe hatte leisten müssen.
»Ich werde noch mal Kaffee aufbrühen.« Magdalena Walkh ofer stand auf. »Bleib bei deinem Vater, Franziska«, meinte sie, als ihr die junge Frau folgen wollte.
»Ja, leiste mir ruhig Gesellschaft«, sagte der Bauer. »Wir könnten ein paar Schritte gehen.« Er wies auf seine Krücken, die am Tisch lehnten.
Franziska nickte. Sie half ihrem Vater, aus dem Rollstuhl aufzustehen. Seit seinem schweren Unfall hatte er enorme Fortschritte gemacht, auch wenn er selbst nicht so recht daran glauben wollte, weil ihm alles zu langsam ging.
Anton Löbl stützte sich schwer auf die Krücken. Jeder Schritt bedeutete eine gewaltige Leistung für ihn, aber er schaffte es, ein paar Meter zu gehen, auch wenn ihm dabei der Schweiß über das Gesicht rann. Als er schließlich wieder in seinem Rollstuhl saß, war er so erschöpft, daß er Franziska am liebsten gebeten hätte, ihn ins Haus zu bringen, damit er sich etwas hinlegen konnte.
Marc kam mit Magdalena Walkhofer aus dem Haus. Paul folgte ihnen humpelnd. »Man sollte sich nie in die Hände eines Arztes begeben«, bemerkte er und ließ sich auf die Gartenbank fallen. »Jetzt tut mein Fuß erst richtig weh.«
»Er kann von Glück sagen, daß ich ihn mir angesehen habe«, meinte der Arzt. »Die Wunde hat sich bereits infiziert. Sorgt bitte dafür, daß sich Paul heute noch die Tetanusspritze abholt.« Er stellte seine Tasche auf einen Stuhl. »Ich muß mich leider schon verabschieden. Katharina hat eben angerufen. Einer meiner Pat ientinnen geht es nicht gut.«
»Es kann der Beste nicht in Frieden leben...« Anton Löbl reichte ihm die Hand. »Dann will ich dich natürlich nicht aufha lten, Marc, zumal du ja heute abend noch ins Konzert gehen willst. Schön, daß du uns besucht hast.«
»Es war ein wirklich gemütlicher Nachmittag.« Marc griff wi eder nach seiner Tasche. »Franzl, auf geht's! - Franzl!«
»Sieht nicht aus, als wollte er sich schon von Artus trennen«, sagte Magdalena Walkhofer.
Franziska, die bereits zur Gartentür vorausgegangen war, um Marc zu seinem Wagen zu bringen, blieb abwartend stehen.
»Sie können den Franzl hierlassen. Ich bringe ihn nachher mit, wenn ich zu Ihnen in die Praxis komme«, bot Paul an.
»Eine gute Idee«, lobte sein Stiefonkel. »Was meinst du, Marc?«
»Einverstanden.« Marc hob die Hand zum Gruß und wandte sich der Gartentür zu. Er hatte sie jedoch noch nicht erreicht, als Franzl auch schon an seiner Seite war. Mit einem vorwurfsvollen >Wuff< blickte er zu seinem Herrchen auf. Marc tätschelte den Kopf des Hundes. »Keine Angst, ich vergesse dich schon nicht.« Er drehte sich noch einmal um und rief den Walkhofers und Anton Löbl ein >auf Wiedersehen< zu, dann trat er in den Hof und ve rabschiedete sich dort auch von Franziska.
* * *
»Sie haben sehr nette Eltern, Frau Flechner«, meinte Stefan auf dem Weg
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