Am Ende siegt die Liebe
Schumann in Behandlung.«
»Ja, obwohl ich ihn wirklich wegen leichter Halsschmerzen aufgesucht habe. Ich muß mich vor jeder Infektion hüten, weil sie meinen Körper zusätzlich belasten würde.« Er holte tief Luft und schob die junge Frau ein Stückchen von sich. »Vielleicht sollten wir beide Schluß miteinander machen, bevor es zu spät ist«, meinte er verzagt.
Daniela schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht daran, St efan.« Sie schmiegte sich erneut an ihn. »Wir gehören zusammen. Spürst du das nicht?«
»Ja, obwohl mir die Stimme der Vernunft sagt, daß ich dich nicht an mich binden darf.«
»Tut mir leid, ich habe mich nun einmal in dich verliebt.« Daniela fühlte, wie Tränen in ihr aufstiegen und drängte sie gewaltsam zurück. Sie durfte jetzt nicht weinen. »Meinst du denn, man kann Gefühle einfach an- und abschalten?« fragte sie.
»Und trotzdem solltest du in Ruhe darüber nachdenken, Li ebes«, forderte der junge Lehrer. »Immerhin ist es MS und nicht eine einfache Grippe, was sich zwischen uns gedrängt hat.«
»Nichts hat sich zwischen uns gedrängt«, antwortete seine Freundin mit Nachdruck. Sie berührte zärtlich sein Gesicht. »Sag nie wieder, daß wir uns trennen sollten. Nie wieder, hörst du?«
Stefan gab ihr keine Antwort. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte sie, obwohl die Vernunft ihm riet, Tegernsee auf dem schnellsten Weg zu verlassen und niemals zurückzukehren.
* * *
Daniela wußte, daß sie mit ihren Eltern über Stefans Krankheit sprechen mußte, hatte es jedoch immer wieder hinausgeschoben. Sie fürchtete sich vor ihrer Reaktion. Was wußte ein Außenst ehender schon über Multiple Sklerose? Gut, sie kannten Frau Wörner, spendeten hin und wieder für die >Amsel<, aber weiter hatten sie sich noch nicht mit MS beschäftigt. Für sie selbst war die Krankheit ihres Freundes ja auch ein großer Schock gewesen, doch sie liebte Stefan über alles und sie konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
An diesem Abend saßen sie alle zusammen um den Eßtisch. Rainer hatte mit seinen Freunden eine Wanderung gemacht und war erst vor einer Stunde zurückgekehrt. Immer noch aufgebracht darüber, daß ihn seine Mutter gezwungen hatte, erst einmal zu duschen, bevor er sich mit ihnen an den Tisch setzte, fragte er:
»Gehst du heute abend mal nicht mit Herrn Eschen aus, Daniela?«
»Nein. Wir haben uns am Nachmittag gesehen. Stefan will an seinem Buch weiterarbeiten.«
»Habt ihr euch wieder geküßt?«.
Die junge Frau errötete bis unter den Haaransatz. »Ich wüßte nicht, was es dich angeht, Rainer«, sagte sie verlegen.
»Warum, ich finde deinen Freund nett.« Grinsend wandte er sich an seine Eltern: »Als sie neulich vom Kino gekommen sind, habe ich von meinem Fenster aus gesehen, wie sie sich im Hof geküßt haben.«
»Um diese Zeit solltest du an und für sich schlafen und nicht mehr am Fenster stehen, um deine Schwester und ihren Freund zu belauschen«, meinte Jochen Flec hner und drohte ihm.
»Heute nachmittag haben wir die Bauerntruhe verkauft, die du vor zwei Wochen gerichtet hast, Jochen«, warf seine Frau ein, um Rainer etwas abz ulenken.
»Oh, da bekomme ich ja Prozente«, erklärte ihr Sohn strahlend. »Schließlich habe ich Papa geho lfen.«
»So leicht möchte ich auch mal mein Geld verdienen«, scherzte Jochen und nahm sich noch etwas Ka rtoffelsalat.
»Ich wüßte, wie man es sich noch viel leichter verdienen könnte.« Rainer griff nach der Mettwurst. »Wir müßten nur den Schatz in der Althof-Mühle heben.«
»Selbst, wenn es diesen Schatz geben würde, könnte uns der Versuch ihn zu heben, leicht das Leben kosten«, sagte Jochen. Er sah seinen Sohn streng an. »Ich hoffe, ich muß dir nicht noch einmal sagen, daß du bei der Mühle und vor allen Dingen in der Mühle nichts verloren hast.«
»Ich gehe jede Wette ein, daß sich unser Sohn dort öfters he rumtreibt«, meinte Karin besorgt. »Rainer, kurz vor deiner Geburt ist ein Junge, als er nach dem Schatz suchte, tödlich verunglückt. Glaub mir, kein Schatz der Welt lohnt es, sein Leben zu riskieren.«
Rainer nagte an der Unterlippe. »Daniela, ihr Freund und ich könnten ja wieder mal einen Ausflug zur Mühle machen«, schlug er vor.
»Dagegen ist nichts einzuwenden«, erwiderte sein Vater. Er wandte sich an Daniela: »Jemand wie dein Freund paßt gut in unsere Familie.«
Die junge Frau schob ihren Teller beiseite. Sie nahm ihren ga nzen Mut zusammen und sagte:
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