Am Ende siegt die Liebe
schon, der Herr Doktor hätte Ihnen erzählt, daß ich mir wegen Markus Sorgen mache.«
»Der Herr Doktor pflegt nicht zu klatschen«, erklärte Katharina mit Nachdruck. Sie umfaßte Tinas Hand. »Kindchen, es lohnt sich wirklich nicht, wegen diesem Mann auch nur eine Träne zu vergießen. Ich habe ohnehin nie verstanden, was so eine hübsche junge und intelligente Frau an einem Mann wie diesem Markus Klenk finden kann.«
»Ich liebe ihn.«
»Mag sein, nur hätte Ihnen längst klar sein müssen, daß er Sie nur ausnutzt. Sie haben zwar nie mit mir darüber gesprochen, aber ich habe Augen im Kopf und vor allen Dingen auch Ohren. Herr Klenk lebt zwar mit Ihnen zusammen, doch geht er nach wie vor seine eigenen Wege und erinnert sich Ihrer nur, wenn er gerade mal nichts anderes vorhat.«
Tina mußte sich eingestehen, daß Katharina die Wahrheit sagte. Trotzdem war sie nicht bereit, Markus aufzugeben. »Liebe kann man nicht einfach vergessen«, meinte sie. »Außerdem wird sich Markus bestimmt eines Tages ändern. Ich denke nicht daran, ihn kampflos dieser Frau zu überlassen.«
»Sie sollten sich fragen, ob der Kampf überhaupt lohnt.« Katharina stand auf, weil ein weiterer Patient die Praxis betreten hatte. »Wenn Sie möchten, kommen Sie heute mittag zu uns zum Essen«, lud sie die Sprechstundenhilfe ein.
»Ich werde es mir überlegen«, versprach Tina. »Guten Morgen, Herr Eschen.« Sie schenkte dem jungen Mann ein flüchtiges L ächeln. »Nehmen Sie bitte im Wartezimmer Platz. Es kann noch etwa zwanzig Minuten dauern, bis Sie an der Reihe sind.«
»Das macht nichts«, erwiderte Stefan und wandte sich dem Wartezimmer zu. Er hatte es noch nicht betreten, als Lina Becker in die Praxis kam.
»Na, so eine Überraschung, Herr Eschen«, sagte sie und bemerkte zu Tina, daß sie und Stefan fast schon alte Bekannte waren.
Stefan nahm sich eine Zeitschrift und setzte sich auf einen Stuhl am Fenster. Auch wenn es ihn überhaupt nicht interessierte, we lche sensationellen Enthüllungen es wieder aus der englischen Königsfamilie gab, er tat, als sei er völlig in den Artikel vertieft, den er gerade las. Doch es nützte ihm nichts. Kaum hatte Lina Becker die Tür des Wartezimmers hinter sich geschlossen, allen einen guten Morgen gewünscht, steuerte sie auch schon den Stuhl an, der neben dem des Lehrers stand.
»Das finde ich aber mal nett, daß wir uns hier treffen, Herr Eschen«, sagte sie. »Fühlen Sie sich nicht wohl? - Ich meine, weil Sie Dr. Schumann aufs uchen.«
»Es ist nichts von Belang, Frau Becker«, erwiderte der junge Lehrer gezwungen.
»Ein wirklich guter Arzt, das kann ich nur sagen«, fuhr die Frau fort. »Doktor Schumann ist einige Zeit in Kenia gewesen und erst nach dem Tod seines Vaters zurückgekehrt.« Sie blickte sich um und senkte ihre Stimme zu einem fast lautlosen Flüstern: »Zwischen den beiden hat es, glaube ich, nicht gestimmt. Jedenfalls muß allerhand vorgefallen sein. Er wird sich nicht ohne Grund zwei Jahre im Urwald vergraben haben.«
»Was auch gewesen sein mag, Frau Becker, es geht mich nichts an«, erwiderte Stefan ungehalten. »Und Sie im übrigen auch nicht.«
Lina Becker zuckte zusammen. Sie wollte sich schon gekränkt in sich zurückziehen, als sie sich sagte, daß ihr das nichts bringen würde. So eine Chance, etwas über Danielas Beziehung zu Stefan Eschen zu erfahren, bot sich bestimmt nicht so rasch wieder.
»Ich wollte dem Herrn Doktor gewiß nichts unterstellen, Herr Eschen, das dürfen Sie mir glauben«, entgegnete sie. »Ich wäre die letzte, die schlecht über andere redet.« Sie schenkte ihm ein L ächeln. »Ein nettes Mädchen, die Daniela. Kommt aus einer wirklich guten Familie. Als ich vor einigen Jahren in den Narzissenweg gezogen bin, sind sie mir gleich aufgefallen. Feine, zurückhaltende Leute.«
»Ich finde sie auch sehr nett.«
»Rainer ist allerdings ein richtiger Lausbub. Nun, kein Wunder, Nachkömmlinge werden meistens verzogen. Neulich hat er mich mit seinem Fahrrad fast umgefahren. Ich hätte zu seinen Eltern gehen und es ihnen sagen sollen, aber zu was?« Frau Becker lachte. »Wir sind in unserer Jugend auch keine Engel gewesen.« Sie holte tief Luft. »Andererseits, die heutige Jugend...«
»Ist lange nicht so schlimm, wie gewisse Leute behaupten«, fiel ihr Stefan ins Wort. »Ich bin Lehrer. Ich muß es also wissen.«
»So, Lehrer sind Sie«, meinte Lina Becker langgezogen.
Tina Martens öffnete die Tür. »Herr Eschen, Sie sind an der
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