Am Ende siegt die Liebe
Rasch schloß sie wieder ab.
Timon sprang aufs Bett, rollte sich da zusammen und war innerhalb von Sekunden eingeschlafen.
»So schön möchte ich es auch haben«, meinte die junge Frau und strich sanft über sein Fell. Wie hatte sie sich nur jemals in einen Mann wie Markus verlieben können? Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie ihn noch immer liebte. Verzweifelt vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
* * *
Stefan ahnte nicht, daß Daniela mit ihren Eltern über seine Krankheit gesprochen hatte. Den Vormittag hatte er im Kurzentrum verbracht und war danach in seine Pension zurückgekehrt, um sich nach den Anwendungen etwas auszuruhen. Der junge Lehrer fühlte sich so erschöpft, daß er fast das Mittagessen verschlafen hätte.
Veronika Bartels, die Besitzerin der Pension, sorgte dafür, daß das Essen für ihn gemäß dem Diätplan, den ihm Dr. Schumann gegeben hatte, zubereitet wurde. »Ich hoffe, es schmeckt Ihnen, Herr Eschen«, meinte sie, als sie an seinen Tisch trat.
»Ganz ausgezeichnet sogar«, erwiderte er, obwohl er sich erst an seine Diät gewöhnen mußte. Das lag nicht nur daran, daß sein Essen reich an ungesättigten Fettsäuren sein mußte, sondern auch daran, daß er möglichst auf alles verzichten sollte, was Weißmehl und Zucker enthielt.
»Da bin ich aber froh«, meinte sie. »Ach ja, Ihre Freundin hat angerufen. Ich habe ihr gesagt, daß Sie im Kurzentrum sind.«
»Ich hatte ohnehin vor, nachher zu ihr zu gehen«, erwiderte er. »Danke, Frau Bartels.«
»Die Daniela ist ein nettes Mädchen. Ich habe sie immer g emocht, schon, als sie erst fünf Jahre alt gewesen ist. So wie sie hätte ich mir meine Tochter gewünscht.« Frau Bartels holte tief Luft. »Nun, es sollte nicht sein.« Sie drehte sich abrupt um und verließ das Eßzimmer.
Stefan wußte inzwischen, daß die Tochter der Bartels vor fün fundzwanzig Jahren von einer Radtour mit ihren Klassenkameraden nicht zurückgekehrt war. Nachdem man wochenlang nach ihr gesucht hatte, war eines Tages von ihr eine Postkarte gekommen, auf der nur stand, daß sie sich keine Sorgen machen sollten. Sie hatten nie wieder von ihr gehört.
Der junge Lehrer beeilte sich mit dem Essen. Er wollte seine Freundin nicht warten lassen. Sie mußte zwar an diesem Nac hmittag arbeiten, doch er hatte vor, sich im Laden etwas nützlich zu machen. So konnten sie dennoch zusammen sein.
»Guten Tag, Herr Eschen«, grüßte ihn Danielas Mutter, als er das Geschäft betrat.
»Guten Tag«, erwiderte er. »Ist Daniela nicht da?«
»Sie ist nach Bad Wiessee gefahren, um dort ein Nähtischchen abzuholen«, entgegnete Karin. »Doch es ist gut, daß Sie hier sind. Mein Mann hätte Sie gern u nter vier Augen gesprochen.«
Stefan zeigte ihr nicht, wie überrascht er war. »Gern«, meinte er. »Ist Ihr Mann in seiner Wer kstatt?«
Sie nickte. »Den Weg kennen Sie ja.«
»Wenn Daniela in der Zwischenzeit kommt, sagen Sie ihr bitte, daß ich da bin«, bat er. »Bis dann.« Mit raschen Schritten verließ er das Geschäft und ging über den Hof.
Jochen Flechner hatte den Lehrer bereits vom Fenster aus ges ehen. »Kommen Sie nur rein«, rief er, als der junge Mann klopfte, und wischte sich die Hände an einem alten Lumpen ab.
Stefan wechselte mit ihm einen kurzen Gruß. »Ihre Frau sagte, daß Sie mich sprechen wollten?«
»Ja, das ist wahr.« Jochen nickte. Er lehnte sich gegen die Hobelbank. »Setzen Sie sich«, bat er und zeigte zu einem Stuhl, den er am Vortag restauriert hatte. »Keine Angst, er sieht zwar etwas wacklig aus, doch er hält.«
»Ich muß nicht sitzen, Herr Flechner.« Stefan ahnte plötzlich, weshalb ihn der Vater seiner Freundin sprechen wollte. »Hat I hnen Ihre Tochter gesagt, daß ich an Multipler Sklerose leide?« fragte er.
»Hätte sie es nicht tun sollen?« erkundigte sich J ochen.
»Ich habe nichts dagegen, daß Sie und Ihre Frau es wissen.« Stefan gab sich Mühe, ihm nicht zu zeigen, wie ihn dieses G espräch aufwühlte. Er war überzeugt, daß ihn Jochen Flechner dazu überreden wollte, Daniela aufzugeben. Verdenken konnte er es ihm nicht, zumal er sich nicht sicher war, wie er sich in diesem Fall verhalten hätte.
Jochen Flechner strich mit der Hand über die Vitrine, an der er zur Zeit arbeitete. »Wir wollen nicht um den heißen Brei herumr eden, Herr Eschen«, meinte er. »Es würde ohnehin nichts bringen. Weder meine Frau noch ich haben etwas gegen Sie. Wir halten Sie für einen wirklich netten jungen Mann. Dazu kommt
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