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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Beine die einzige Barriere, die Ankömmlinge hinderte, das Gebäude zu betreten. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte Joel, dass Cal sich durchaus gerüstet hatte: Er trug eine Eisenkette bei sich, ein Ende um sein Handgelenk gewickelt, und ein Pistolengriff ragte aus seinem Hosenbund. Joels Augen weiteten sich. Er konnte nicht glauben, dass die Waffe echt sein sollte.
    »Was geht, Mann?«, fragte Joel. Er war nur noch ein paar Schritte entfernt, bis Cal ihn entdeckte. Toller Leibwächter, fuhr es Joel durch den Kopf.
    Cal erwachte aus seiner Versonnenheit. Verträumt nickte er Joel zu. »Bruder«, grüßte er und nahm noch einen Zug.
    »Meinste, er find's gut, so wie du ihn bewachst? Ich hätte einfach über dich herfallen können, Mann. Wenn er dich so
    sieht ...« Joel ließ den Rest vielsagend unausgesprochen.
    »Is' alles cool, Mann«, erwiderte Cal. »Solange Calvin auf- passt, rührt niemand The Blade an. Außerdem is' er grad eh nich' in der Stimmung, mir Druck zu machen.«
    »Wieso?«
    »Kennste Veronica, drüben vom Mozart Estate?« Als Joel den Kopf schüttelte, fügte Cal erklärend hinzu: »Die hat heut früh ein Kind geworfen. Ein Junge. Is' sein Dritter. Er hat ihr vor Monaten gesagt, sie soll's wegmachen lassen, aber sie wollte nich', und jetz' is' er total hin und weg. Drei Söhne - spricht für den Mann, verstehste. Er feiert mit Arissa.«
    »Und die weiß Bescheid über Veronica?«
    Cal lachte. »Du bis wohl total irre, 'türlich nich'. Die blöde Kuh denkt vermutlich, er freut sich einfach, sie zu seh'n. Tja, ich denke, das tut er auch, denn sie hat ihr's wegmachen lassen, wie er gesagt hat.« Cal zog an seinem Joint und hielt den Rauch in der Lunge. »Also, was willste?«
    »Ich muss mit The Blade sprechen. Ich hab was für ihn.«
    Calvin schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee, Bruder. Er will nich' an dich und deine Familie erinnert werden.«
    »Wegen Ness?«
    »Lass uns nich' davon anfang'. Je weniger von deiner Schwester gesprochen wird, umso besser. Aber eins sag ich dir.« Cal beugte sich vor, zog die Knie an und stützte die Ellbogen darauf, als wolle er seinen Worten besonderen Nachdruck verleihen. »Niemand legt The Blade aufs Kreuz. Er is' derjenige, der andere aufs Kreuz legt, wenn er meint, die Zeit is' gekomm', verstehste? Wenn eine von seinen Frau'n 'nen Alleingang macht, und dann stellt sich auch noch raus, dass da 'n anderer Kerl is' und sie gelogen hat ...« Cal nickte in Joels Richtung, und die Geste schien zu sagen: Den Rest kannst du dir wohl selber denken. »Bleib lieber auf Distanz zu The Blade. Wie gesagt, es is' keine gute Idee, dass du hier bis'.«
    »Ness hatte kein' ander'n Kerl«, protestierte Joel. »Hat The Blade das gedacht?«
    Cal streifte Asche von seinem Joint. »Keine Ahnung. Will ichauch nich' wissen, und ich werd bestimmt nich' danach fragen. Und du auch nich'.«
    »Aber er hat doch Arissa«, wandte Joel ein. »Kann die nich' Ness' Platz einnehm'?«
    »Darum geht's nich'. Hier geht's um Respekt.«
    »So sieht er das?«
    »Wie sonst?« Cal spielte mit der Kette an seinem Handgelenk, wickelte sie um die Fingerknöchel. Er öffnete und schloss die Finger, um zu sehen, wie beweglich sie jetzt noch waren. »Also, jetz' im Moment isses das Beste, die Party nich' zu verderben, klar? Wenn er Arissa vögelt, denkt er nich' an Ness Campbell, und das is' besser so.«
    »Aber das is' doch Monate her.«
    Cal saugte an seinen Zähnen. Er hatte nichts weiter zu sagen.
    Joel ließ die Schultern hängen. The Blade war seine einzige echte Hoffnung. Ohne dessen Hilfe sah Joel keinen Weg, Tobys Sicherheit zu garantieren. Wäre Neal nur hinter ihm her gewesen, hätte Joel sich damit abgefunden, dass ein ernsthafter Kampf mit dem anderen Jungen einfach unvermeidlich war. Aber Tatsache war, dass Neal Joels größte Schwachstelle kannte, und diese hatte nichts mit Besorgnis um seine eigene Sicherheit zu tun, sondern allein mit Toby.
    Joel blieb nur eine Möglichkeit. »Okay«, sagte er. »Aber ich hab was für ihn. Kannst du's ihm von mir geben? Ich bin sicher, er will's haben, und ich will, dass er weiß, es kommt von mir. Versprichste mir das? Dann geb ich es dir und hau ab.«
    »Was kannst du schon haben, was er will?«, fragte Cal mit einem Lächeln. »Haste ihm 'n Gedicht geschrieben? Ja, ja, er weiß, dass du zu diesem Wort-Dingsda gehst, bei Ivan. The Blade weiß alles, was hier passiert. Darum isser The Blade. Und pass auf.« Er zeigte Joel die Pistole in seinem Hosenbund.

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