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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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The Blade lud die Pistole mit sicheren Handgriffen, die von langer Praxis sprachen.
    Joel, der zu wissen glaubte, wie seine sehr kurze Zukunft sich gestalten würde, sagte: »Hey, Mann, warte mal!«
    »Halt's Maul«, wiederholte The Blade. »Kannste nich' hören?«
    »Ich will nur, dass du verstehs' ...«
    The Blade schlug den Deckel der Kiste mit solcher Kraft zu, dass Staub aufwirbelte. »Du bis' ein sturer schwanzlutschender Wichser!« Mit der Waffe in der Hand schoss er auf Joel zu und setzte ihm die Mündung unters Kinn. »Reicht das, damit du kapiers', dass du's Maul halten solls'?«
    Joel kniff die Augen zu. Er versuchte, sich einzureden, dass
    Cal Hancock genug Menschlichkeit besaß, um nicht tatenlos zuzusehen, wie Joel ins Jenseits gepustet wurde. Doch Cal sagte nichts. Joel hörte nicht die geringste Regung aus seiner Richtung. Dafür roch er The Blades beizenden Schweiß und spürte das kalte und gleichzeitig flammende Metall, das eine Münze in die Haut unterhalb seines Kinns zu prägen schien.
    »Weißte, was sie normalerweise mit Wichsern in deinem Alter tun, die sie mit einer Waffe schnappen?«, fragte The Blade in Joels Ohr. »Sie sperr'n sie ein. Zwei Jahre Jugendknast is' das Mindeste. Wie würd dir das gefallen? Erst musste dir vor den Sechzehnjährigen ein' runterhol'n, und wenn du dein' Spaß gehabt has', bückst du dich, und dann sind sie an der Reihe. Meinste, das würd dir gefall'n, Mann?«
    Joel konnte nicht antworten. Er versuchte, nicht zu weinen, sich nicht in die Hose zu machen - und nicht in Ohnmacht zu fallen. Er bekam nicht genug Luft, um seine Lunge zu füllen.
    »Sag schon, du Scheißer! Und du sags' besser, was ich hör'n will!«
    »Nein.« Joel zwang seine Lippen, das Wort zu formen, aber seine Stimme klang hohl und leer. »Das würd mir nich' gefall'n.«
    »Aber genau das wär passiert, wenn ich dich bei den Cops gelassen hätte.«
    »Danke, Mann«, flüsterte Joel. »Echt.«
    »Echt, ja? Scheiße! Ich sollte dir die Fresse wegpusten ...«
    »Bitte.« Joel verachtete sich dafür, dass er das Wort ausgesprochen hatte. Doch es war heraus, ehe er es verhindern konnte.
    »Weißte, was ich tun musste, um dich da rauszuhol'n, du Scheißer?« Die Mündung grub sich noch tiefer in Joels Hals. »Meinste vielleicht, The Blade kann einfach bei Mr. Chief Constable anrufen oder so? Haste eigentlich 'ne Ahnung, was mich das gekostet hat?«
    »Ich zahl's dir zurück«, versprach Joel. »Ich hab fünfzig Pfund, und ich kann ...«»Oh ja, du wirst zahlen. Da kannste sicher sein.« Mit jedem Wort drückte The Blade die Waffe fester nach oben.
    Instinktiv stellte Joel sich auf die Zehenspitzen. »Ich mach's. Sag mir nur, was ich tun soll.«
    »Verlass dich drauf, Scheißer. Ich werd's dir sagen.«
    The Blade ließ die Pistole so schnell sinken, wie er sie angesetzt hatte. Um ein Haar wäre Joel in die Knie gegangen. Cal trat hinter ihn. Er führte Joel zu einer Kiste und drückte ihn darauf hinab. Dann legte er ihm die Hände auf die Schultern und hielt ihn fest. Es war kein grausamer Griff, aber alles andere als sanft.
    »Du wirst genau das tun, was ich dir sage«, erklärte The Blade. »Und wenn nich', Joel, dann find ich dich und mach dich fertig. Bevor die Cops dich schnappen oder danach, das is' mir egal, aber ich mach dich fertig. Haste das kapiert, Mann?«
    Joel nickte. »Hab ich.«
    »Und nach dir kommt deine Familie dran. Haste das auch kapiert?«
    Joel schluckte. »Ja.«
    Er sah zu, während The Blade seine Fingerabdrücke gründlich von der Pistole wischte, ehe er sie Joel hinstreckte. »Nimm sie, und hör genau zu. Wenn du's diesma' vermassels', biste endgültig dran.«
    24
    Ness zog sich weiterhin zurück, blieb schweigsam und verschlossen. Sie verrichtete immer noch ihre Sozialstunden, aber sie fuhr nicht mehr nach Covent Garden.
    Das schien auf den ersten Blick verständlich, immerhin war sie auf dem Heimweg von dort überfallen worden. Es war nachvollziehbar, wenn sie auf der Fahrt dorthin oder zurück von Ängsten geplagt war. Doch als sie sich weigerte, Sayf al Din und seinen Angestellten selbst während der belebtesten Stunden des Arbeitstages zu Hilfe zu kommen, da jede U-Bahn-Fahrt in Gesellschaft von Tausenden anderer Pendler stattfände und selbst der Heimweg von der U-Bahn kein einsamer gewesen wäre, befand Majidah, es sei an der Zeit, diesen Ängsten zu Leibe zu rücken.
    »Siehst du denn nicht, dass du sie gewinnen lässt, Vanessa, wenn du einfach so

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