Am Ende war die Tat
wurde auf der Straße ermordet, Dix. Ihre Mutter ist in der Klapse. Meine Mutter hat sie im Stich gelassen, und dann ich. Dix, sie war noch klein! Der verfluchte Freund meiner Mutter und seine widerlichen Kumpel haben sie sich genommen! Sie haben Dinge mit ihr getan, wieder und wieder, und sie hat nichtsgesagt, weil sie Angst hatte. Wir müssen ihr vergeben, dass sie schließlich die Kontrolle über sich verloren hat. Am Queensway. Mit dir. Was immer sie den Cops über dich gesagt haben mag - es gibt einen Grund, und der ist furchtbar, und ich weiß, dass du das weißt. Ich weiß, du verstehst das. Bitte.«
Sie bettelte und erniedrigte sich, sie war wie eine dieser armen Frauen, die man manchmal auf der Straße sah, ein Baby an die Brust gedrückt und einen Pappbecher den Passanten entgegengereckt. Ein Teil von ihr - die stolze Frau, die ganz allein ein schwieriges Leben gemeistert hatte - hatte genug gesagt, hatte klargemacht, sie und die Kinder brauchten Dix nicht, und wenn er gehen wolle, dann solle sie sich lieber mit einem raschen, chirurgischen Schnitt mitten durchs Herz von ihm lösen. Doch der andere Teil von ihr - der jetzt schon so lange ratlos und verängstigt war, dass Ertrinken die einzig denkbare Zukunft zu sein schien - wusste, dass sie ihn brauchte, und sei es nur in der Rolle des Mannes im Haus für eine Familie, die Tod, Wahnsinn und Unglück zusammengewürfelt hatten.
»Das will ich nich', Ken, verstehste? Das hab ich nich' gesucht. Ich hab's wirklich versucht, das musste mir glauben, aber ich kann nich'.«
»Du kannst. Das ist doch nur passiert, weil ...«
»Du hörst mir nich' zu, Ken. Ich will nich' mehr.«
»Du meinst mich, oder? Du willst mich nicht mehr.«
»Das hier«, gab er zurück. »Ich kann nich', will nich', werd nich'. Ich dachte, ich könnt's schaffen. Ich dachte, es lief sogar ganz gut. Aber ich hab mich geirrt.«
Die Verzweiflung trieb sie zu sagen: »Wenn die Kinder nicht wären ...«
»Sag das nich'. So bist du nich'. Und außerdem hat es nichts mit den Kindern zu tun. Es ist alles. Denn ich will Kinder. Familie. Kinder. Das hast du immer gewusst.«
»Dann ...«
»Aber nich', wie es jetz' is', Ken. Nich' Kinder, deren Vergangenheit ich auseinanderpflücken muss und reparieren, wasandere kaputtgemacht haben. Das will ich nich'. Jedenfalls nich' so.«
Was zu bedeuten schien, mit einer anderen Frau, anderen Kindern und in einer Situation, in der auch nur ein Mindestmaß an Hoffnung bestand, würde er anders fühlen. Er würde das sein, was die Frau wollte, was die Kinder brauchten und was Kendra sich niemals zu brauchen, ersehnen oder zu wollen geschworen hatte.
Und wenn sie es doch wollte, diese männliche Präsenz in ihrem Haus, entsprang dieser Wunsch dann eher Panik und Furcht als wahrer Liebe? Im Moment war sie nicht in der Lage, sich diese Frage auch nur zu stellen, geschweige denn zu beantworten. Sie konnte ihm nur dabei zusehen, wie er seine Sachen wild durcheinander in die Reisetasche stopfte. Sie hatte sich in die Sorte händeringender Frau verwandelt, die sie normalerweise verachtet hätte, die ihrem Mann vom Schlafzimmer ins Bad folgte und zuschaute - wie man Rettungssanitäter begaffte, die einen Toten aus einem zermalmten Auto holten -, während er sein Rasierzeug zusammenklaubte und all die Lotions und Öle, die er verwendete, um seinen Körper für die Wettkämpfe geschmeidig und glänzend zu halten.
Als er sich wieder zu ihr umwandte, sah er über ihre Schulter. Joel war aus seinem Zimmer gekommen, und Toby stand gleich hinter ihm. Dix sah den Jungen direkt ins Gesicht, ließ dann aber den Blick sinken und widmete sich wieder seiner Reisetasche. Er schloss den Reißverschluss. Das Geräusch war ein völlig anderes als beim Öffnen. Die Tasche war jetzt schwer bepackt, zum Platzen vollgestopft, aber nicht so schwer, dass ein so starker Mann wie er sie nicht hätte tragen können. Er warf sie sich über die Schulter.
Zu Joel sagte er: »Du musst dich jetzt hier um den Laden kümmern, Mann. Okay? Pass gut auf Ken auf.«
»Klar«, antwortete Joel. Seine Stimme klang dumpf.
»Das hier hat nix mit dir zu tun«, versicherte Dix ihm. »Klar? Es is' das alles, Mann. Lauter Scheiß, den du nich' verstehst. Denk dran. Es hat nix mit dir zu tun. Es is' einfach alles.«
Und genau das senkte sich auf Joels Schultern herab, nachdem Dix D'Court sie verlassen hatte: alles. Ein Haushalt brauchte einen männlichen Vorstand, um funktionieren zu können. Jetzt war er
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