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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einem schwarzen Mann am Queensway aufgegriffen hatten, sprach dafür, dass sie in der Dienststelle Ladbroke Grove und nicht in Harrow Road beschäftigt waren. Aber Ladbroke Grove klang auch alles andere als gut. Die Polizeiwache hatte einen ziemlich schlechten Ruf. Wer dort landete, hatte wenig Hoffnung auf eine faire Behandlung, erst recht nicht, wenn er einer ethnischen Minderheit angehörte.
    Kendra dämmerte es. »Dix! Hat Dix dich gefunden? Hat er dich gefunden?« Und als das Mädchen nicht antwortete, wandte Kendra sich an die Constables: »War der Name des Mannes Dix D'Court?«
    PC King antwortete: »Wir wissen seinen Namen nicht, Madam. Das erledigen die Kollegen auf dem Revier. Auf jeden Fall ist er in Gewahrsam, also besteht kein Grund zur Sorge, dass er wieder hinter ihr her sein wird.« Er lächelte, aber es war ein Lächeln ohne Wärme. »Die Kollegen werden schon rauskriegen, wer er ist. Im Handumdrehen haben sie seine Personalien und alles, was er in den letzten zwanzig Jahren angestellt hat. Da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
    »Er wohnt hier«, erklärte Kendra. »Bei mir. Bei uns. Er hat sich auf die Suche nach ihr gemacht. Ich hab ihn darum gebeten. Ich hab selbst nach ihr gesucht, aber dann wollte Fabia mich sprechen, also bin ich nach Hause gekommen. Ness, hast du ihnen denn nicht gesagt, dass es Dix war?«
    »Sie war nicht in der Verfassung, irgendwem irgendetwas zu sagen«, erklärte PC Anyworth.
    »Aber Sie können Dix nicht festhalten! Nicht dafür, dass er getan hat, worum ich ihn gebeten habe ...«
    »Wenn das der Fall ist, wird sich ja alles bald aufklären, Madam.«
    »Bald? Aber er ist in Haft. Eingesperrt. Er wird verhört.« Und wird verprügelt, wenn seine Antworten ihnen nicht gefallen. Polizeigewalt, gefolgt von den üblichen Ausreden: Er sei gegen eine Tür gelaufen. Auf den Fliesen ausgerutscht. Habe den Kopf gegen die Zellentür geschlagen, wir wissen auch nicht, warum, wahrscheinlich leidet er an Klaustrophobie. »Mein Gott.« Und dann: »Oh, Ness.« Und nichts weiter.
    Fabia schaltete sich ein. Sie stellte sich vor und gab den Beamten ihre Visitenkarte. Sie arbeite mit dieser Familie, erklärte sie, und werde sich um Vanessa kümmern. Mrs. Osborne habe ihnen übrigens die Wahrheit gesagt. Vanessas mutmaßlicher Angreifer habe lediglich versucht, sie nach Hause zu ihrer Tante zu bringen. Die Situation sei ein wenig unübersichtlich. Falls die Constables die Sache näher erörtern wollten ... Fabia wies einladend zum Tisch hinüber. Dort lagen die Aktendeckel, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kinder enthielten, und einer davon war aufgeschlagen. Fabias Notizbuch lag auf dem Fußboden, Formulare quollen heraus hervor. Es sah alles höchst offiziell aus.
    PC King drehte die Visitenkarte um. Er war überarbeitet und müde und wollte das schweigsame Mädchen einfach nur in die Obhut eines anderen Erwachsenen geben. Er tauschte einen Blick mit PC Anyworth, und sie verständigten sich wortlos. Sie nickte, er nickte. »Weitere Erörterungen sind wohl nicht nötig«, sagte er. »Wir lassen das Mädchen bei Ihnen und der Tante, und wenn vielleicht jemand zur Ladbroke Grove fahren und den Mann identifizieren möchte, der die junge Dame in sein Auto zwingen wollte ...«
    Dieses »möchte« unterstrich in Kendras Augen die Dringlichkeit, Dix aus den Klauen der Polizei zu befreien. Sie bedanktesich bei den Beamten, sie verabschiedeten sich, und die Sache schien erledigt.
    Doch das war sie nicht. Die Polizeiwache Ladbroke Grove hatte vielleicht noch keine Benachrichtigung über den tätlichen Angriff auf einen Jungen in Meanwhile Gardens und die Fahndung nach der Täterin erhalten, aber früher oder später würde sie das. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre und die Beamten die beiden Fälle niemals in Zusammenhang brächten, hatte Fabia Bender jetzt doch eine Pflicht, die darüber hinausging, die Wogen in dieser Familie zu glätten.
    »Ich muss Harrow Road anrufen«, sagte sie und zog ihr Handy aus der Tasche.
    »Nein«, protestierte Kendra. »Warum? Das dürfen Sie nicht tun.«
    Das Handy ans Ohr gepresst, entgegnete Fabia: »Mrs. Osborne, Sie wissen doch, dass es keine Alternative gibt. Die Polizei weiß, nach wem sie fahndet. Sie hat ihren Namen, die Adresse und ihre Vorstrafe in den Akten. Wenn ich sie hier bei Ihnen lasse - was ich nicht kann, und das wissen Sie genau -, zögere ich das Unvermeidliche nur hinaus. Meine Aufgabe ist es jetzt, dafür zu sorgen, dass

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