Am Ende war die Tat
Kunststoff und mit Flitter gefüllt, der bunt erstrahlte, wenn man ihn schüttelte. Sie erwähnte nicht, wo sie ihn herhatte; in demselben Laden auf der Portobello Road, wo Joel die Lavalampe gekauft hatte, hatte sie ihn mitgehen lassen.
Als Ness den Zauberstab vorführte, strahlte Toby übers ganze Gesicht. »Cool! Kann ich mir was wünschen, wenn ich ihn schüttle?«
»Du kannst alles tun, was du willst«, antwortete Ness. »Du hast ja heute Geburtstag, oder?«
»Und weil heute sein Geburtstag ist, habe ich auch etwas ...«, sagte Kendra, eilte die Treppe hinauf und kam mit einem länglichen Paket zurück, das sie Toby überreichte. Er packte esaus - eine Tauchermaske mit Schnorchel; wahrscheinlich das nutzloseste Geschenk, das je ein Kind von seiner Tante bekommen hatte. »Passend zu deinem Schwimmreifen, Toby«, erklärte Kendra. »Wo ist der denn eigentlich? Wieso hast du ihn nicht an?«
Joel und Toby hatten ihr nichts von ihrem Zusammenstoß mit Neal Wyatt erzählt, als der Schwimmreifen seine tödliche Wunde davongetragen hatte. Joel hatte versucht, den Riss zu kleben, aber die Flickstelle hatte nicht gehalten. Darum war der Schwimmreifen in der Mülltonne gelandet.
So war nicht alles perfekt, aber alle - sogar Ness - waren entschlossen, gute Stimmung zu verbreiten. Toby selbst schien überhaupt nicht zu merken, was bei seiner Geburtstagsparty alles fehlte: das Schild, das Karussell und vor allem die Mutter, die ihn zur Welt gebracht hatte.
Alle vier futterten mit Hochgenuss, ließen sich Jalfrezi-Gemüse und Zwiebel-Bhaji schmecken, tranken Limonade und gaben Toby Ratschläge, was er sich mit seinen fünf Pfund alles kaufen könne. Und die ganze Zeit stand die Lavalampe mitten auf dem Tisch, gluckerte und blubberte und verströmte ein gruseliges Licht.
Sie hatten gerade mit dem Naanbrot angefangen, als jemand laut an die Haustür polterte. Dreimal Pochen, dann Stille, dann zweimal Pochen und eine Stimme, die brüllte: »Rück's raus, Schlampe! Hörste mich?« Es war eine Männerstimme, unverkennbar bedrohlich.
Kendra, die gerade ein Stück Brot für Toby abreißen wollte, hielt inne und schaute auf. Joel sah zur Tür. Toby starrte auf seine Lavalampe. Ness hielt den Blick stur auf ihren Teller gerichtet.
Wieder wurde an die Tür gehämmert, dieses Mal mit mehr Nachdruck, begleitet von neuen Rufen: »Ness! Hörste mich? Mach auf, oder ich tret diese Scheißtür ein! Die schaff ich mit einem Fuß!« Erneutes Gehämmer. »Pass bloß auf, Ness! Wenn du nich' sofort aufmachs', schlag ich dir den Schädel ein!«
Von solchen Reden ließ Kendra Osborne sich nicht einschüchtern, im Gegenteil: Empörung stieg in ihr auf. »Wer zum Teufel ist das?«, fragte sie und wollte gerade aufstehen. »Ich erlaube nicht, dass irgendwer ...«
»Ich geh schon.« Ness erhob sich, um Kendra zuvorzukommen.
»Aber nicht allein.« Kendra marschierte zur Tür, und Ness folgte ihr dicht auf den Fersen. Toby und Joel bildeten die Nachhut. Toby kaute auf seinem Naanbrot, und seine Augen waren groß vor Neugier, als vermutete er einen weiteren Teil seiner Geburtstagsüberraschung.
Kendra riss die Tür auf. »Was geht hier vor? Was erlauben Sie sich eigentlich, hier an meine Tür zu trommeln wie ein ...« Dann sah sie, wer es war, und diese Erkenntnis ließ sie augenblicklich verstummen. Stattdessen blickte sie von The Blade zu Ness und wieder zurück zu The Blade, der fast wie ein Londoner Banker gekleidet war. Das rote Barett auf der Glatze und die giftspeiende Kobra auf seiner Wange sprachen jedoch eine andere Sprache.
Kendra wusste genau, wer er war. Sie lebte lange genug in North Kensington, um von ihm gehört zu haben. Selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre - der Edenham Way lag nicht weit von der Adair Street entfernt, wo The Blades Mutter in einem Reihenhaus wohnte, aus welchem sie, so ging ein Gerücht auf dem Markt an der Golbourne Street, ihren ältesten Sohn verbannt hatte. Sie hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, als offensichtlich wurde, welch schlechtes Beispiel er seinen jüngeren Geschwistern war, deren Weg, wenn sie seinen Fußstapfen folgten, nur ins Gefängnis führen konnte.
Kendra zog in Windeseile die richtigen Schlüsse und sagte zu Ness: »Du wirst mir allerhand erklären müssen.«
The Blade schob sich einfach an ihr vorbei, unwillkommen und nicht willens, auf eine Einladung zu warten, die - wie er völlig richtig vermutete - ohnehin nicht kommen würde. Hinter ihm stand Arissa, in ein
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