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Am ersten Tag - Roman

Am ersten Tag - Roman

Titel: Am ersten Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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haben. Mit keiner modernen Technik ist es bis jetzt gelungen, auch nur das geringste Fragment zu entnehmen oder es zu datieren. Und wie erklären Sie sich, dass es so bemerkenswert poliert ist?«
    »Ich muss zugeben, dass ich es ebenfalls seltsam finde.«
    »Ich bin froh, dass es Sie stutzig macht, liebe Keira, ebenso sehr wie ich mich glücklich schätze, Ihre Bekanntschaft gemacht
zu haben. Sehen Sie, in meinem kleinen Büro war die Hoffnung, noch eine große Entdeckung zu machen, äußerst gering. Und ich habe es Ihnen zu verdanken, dass ich die Statistiken widerlegt habe.«
    »Das freut mich sehr«, erklärte Keira.
    »Ich habe nicht dieses Objekt gemeint. Es zu identifizieren, ist Ihre Aufgabe.«
    »Von welcher Entdeckung sprachen Sie dann?«
    »Von der, eine äußerst willensstarke junge Frau kennengelernt zu haben!«
    Ivory stand auf und entfernte sich. Keira sah ihm nach. Schließlich drehte er sich noch einmal um und winkte seiner neuen Freundin zu.

London
    Es blieb uns nur knapp eine Woche, um unsere Bewerbungsmappe abzugeben. Dieses Projekt hatte schließlich all meine Zeit in Anspruch genommen. Walter und ich trafen uns jetzt regelmäßig am späten Nachmittag in der Bibliothek der Akademie, wo ich ihm das Ergebnis meiner täglichen Arbeit präsentierte. Nach meinen Ausführungen, die oft Anlass zu Auseinandersetzungen gaben, gingen wir in ein kleines, indisches Restaurant in der Nähe essen. Die Kellnerin hatte ein beeindruckendes Dekolletee, für das wir äußerst empfänglich waren. Nach dem Abendessen, währenddessen uns besagte Bedienung keines Blickes würdigte, setzten wir unsere Unterhaltung bei einem Spaziergang entlang der Themse fort. Selbst wenn es regnete, hielten wir an diesem Ritual fest.
    Doch an diesem Abend hatte ich eine Überraschung für meinen Schüler. Da mein MG seit dem letzten Wochenende eine gewisse Altersschwäche zeigte, fuhren wir mit dem Taxi zum Bahnhof Euston, ganz in der Nähe von King’s Cross. Wir waren zu spät dran, und statt Walter, der mindestens zum zwanzigsten Mal »Aber wohin fahren wir?« fragte, eine Antwort zu geben, nötigte ich ihn zu einem Sprint durch die Halle bis zu dem Gleis, an dem unser Zug abfuhr. Ich stieß Walter in den letzten Wagen, fand gerade noch Zeit, mich selbst hochzuhieven, und schon knirschten die Schienen unter den Rädern. Auf die Randbezirke von London folgten englische Landschaften und schließlich die Vorstadt von Manchester.

    »Manchester? Was wollen wir denn um zehn Uhr abends in Manchester?«
    »Wer sagt denn, dass wir unser Ziel erreicht haben?«
    »Zum Beispiel die Tatsache, dass der Kontrolleur gerade gerufen hat ›Endstation, alles aussteigen!‹«
    »Haben Sie schon einmal etwas von Anschlusszügen gehört, mein lieber Walter? Nehmen Sie Ihre Tasche und kommen Sie, wir haben nur knapp zehn Minuten Zeit.«
    Und wieder ging es im Eiltempo durch die Unterführungen des Bahnhofs. Dann saßen wir in einem Bummelzug, der Richtung Süden fuhr.
     
    Wir waren die Einzigen, die an der kleinen Station Holmes Chapel ausstiegen, und der Bahnhofsvorsteher konnte schnell das Signal zur Weiterfahrt geben. Der Zug entfernte sich. Ich sah auf meine Uhr und hielt Ausschau nach dem Wagen, der uns abholen sollte. Aber ganz offensichtlich war der, auf den ich wartete, verspätet.
    »So, es ist jetzt halb elf, mein Abendessen bestand lediglich aus diesem ekelhaften synthetischen Gurken-Truthahn-Sandwich, zu dem Sie mich großzügigerweise eingeladen haben. Wir befinden uns auf dem platten Land, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Werden Sie mir jetzt endlich sagen, was wir in diesem verlorenen Loch zu suchen haben?«
    »Nein!«
    Walter kochte vor Wut, und ich muss zugeben, dass mir das ein gewisses Vergnügen bereitete. Endlich tauchte auf der Straße, die an den Gleisen entlangführte, ein alter Hillman-Kombi Baujahr 1957 auf, den ich sofort erkannte. Martyn hatte die Verabredung, die wir am Telefon ausgemacht hatten, nicht vergessen.
    »Tut mir leid«, sagte er, nachdem er über den Kofferraum ausgestiegen war. »Ich bin spät dran, aber wir waren alle auf das
konzentriert, was euch heute hierherführt, und ich habe es nicht früher geschafft. Steigt schnell ein, wenn ihr das große Ereignis nicht verpassen wollt! Leider müsst ihr diesen Weg nehmen«, erklärte mein alter Freund und ehemaliger Kollege, während er auf die Heckklappe deutete. »Die verdammten Türen lassen sich, seitdem die Griffe abgebrochen sind, nicht mehr öffnen, und

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