Am Fluss des Schicksals Roman
vollkommen sicher sein, dass wir die Sache durchziehen. Wir können uns keine Zweifel erlauben, Dad – nicht, wenn wir die Marylou behalten wollen.«
Sie setzten ihren Weg fort. »Ich brauche aber vorher einen ordentlichen Schluck, damit mir das Essen nicht wieder hochkommt, wenn ich Silas gegenübersitze«, sagte Joe.
Francesca hakte sich bei ihm ein. »Wir schaffen das schon. Ich weiß es. Denk einfach daran, was für ein Gesicht Silas machen wird, wenn ich unsere Verlobung platzen lasse, sobald wir schuldenfrei sind.«
Überrascht und sichtlich erfreut begrüßte Silas Francesca, zumal er nicht damit gerechnet hatte, dass sie seiner Einladung nachkommen würde. Doch als sein Blick auf Joe fiel, verflog seine Hochstimmung. Joe verkehrte für gewöhnlich nicht in seinen Häusern; außerdem trug er seinen Sonntagsanzug, was vermuten ließ, dass er an dem Abendessen teilnehmen wollte. Aber warum?
»Guten Abend, Silas«, grüßte Joe steif.
»Guten Abend, Joe«, erwiderte Silas bedächtig. »Francesca, Sie sehen wieder einmal bezaubernd aus.«
Sein schmeichelnder Tonfall ließ Joes Missmut wachsen.
Francesca sah nervös zu ihrem Vater. »Vielen Dank, Mr Hepburn.«
Es gefiel Silas nicht, dass Francesca ihn so förmlich anredete, zumal es ihm vor Augen führte, dass er alt genug war, um ihr Vater zu sein. Doch Francesca bezweckte damit, eine gewisse Distanz zwischen ihnen beiden zu wahren.
»Mein Vater wird uns beim Essen Gesellschaft leisten, Mr Hepburn.«
»Ach ja?«, entgegnete Silas neugierig. Offenbar wollte Joe etwas von ihm, und Silas vermutete, dass er um einen Zeitaufschub für die Ratenzahlung bitten würde. Aber da würde er auf Granit beißen ...
»So ist es, Silas«, sagte Joe. »Ich möchte mit Ihnen über ...«, er stockte kurz und holte tief Luft, »... über Ihre Absichten sprechen, was meine Tochter betrifft.«
Silas war verdutzt; gleichzeitig keimte sein Hochgefühl wieder auf. Er hatte zwar nicht damit gerechnet, aber gehofft, dass Joe sich mit der Vorstellung anfreundete, ihm Francescas Hand zu geben. Silas hatte sich sogar schon vorgenommen, notfalls schwerere Geschütze aufzufahren, um Joe zu überzeugen, und entsprechende Pläne geschmiedet. Aber Joe hatte offenbar erkannt, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte.
»Heißt das, Sie sind damit einverstanden, dass ich Ihre Tochter heirate?«, fragte Silas begierig.
Francesca und Joe hatten sich abgesprochen, die Worte »heiraten« oder »Hochzeit« nicht in den Mund zu nehmen.
»Ich bin einverstanden, dass Sie sich mit meiner Tochter verloben, vorausgesetzt, Sie sind mit unseren Bedingungen einverstanden.«
Silas’ Augen wurden schmal. »Bedingungen?«
»Könnten wir uns setzen und einen Schluck trinken?«, sagte Joe. Er brauchte jetzt dringend einen doppelten Whisky.
»Selbstverständlich.«
Silas führte Joe und Francesca an den besten Tisch und bestellte Whisky für die Männer und Limonade für Francesca.
»Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Joe«, sagte Silas, als die Getränke serviert wurden.
Joe bemerkte Silas’ selbstgefälligen Unterton und stürzte seinen Whisky in einem Zug hinunter. »Das hoffe ich.«
»Was sind das für Bedingungen, die Sie erwähnten?«
»Ich gebe meine Zustimmung, dass Sie sich mit meiner Tochter verloben, vorausgesetzt, Sie halten eine bestimmte Verlobungszeit ein. Francesca ist noch jung.« Joe erstickte beinahe an seinen Worten. »Sie braucht Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass sie einem Mann versprochen ist.«
»Ich verstehe«, entgegnete Silas und musterte Francesca lüstern. Ihre Gefühle waren ihm völlig gleichgültig; für ihn zählte allein, was er selbst empfand.
Francesca zuckte innerlich zusammen, während Joe beinahe das Glas in den Händen zerdrückte.
»Was das Darlehn betrifft ...«, begann Joe, wobei er in sein leeres Glas blickte und im Stillen um Kraft flehte.
»Da wir bald eine Familie sein werden, erlasse ich Ihnen die Schulden«, fuhr Silas rasch dazwischen. »Wie vereinbart.«
»Das werde ich nicht annehmen«, erwiderte Joe. »Ich möchte bezahlen, was ich schuldig bin.«
Silas sah ihn verwundert an.
»Abzüglich der Zinsen«, ergänzte Francesca.
Silas blickte sie an und nickte. Joe war und blieb ein ehrlicher Dummkopf, aber er, Silas, würde sein Geld gern nehmen.
»Mein Vater möchte arbeiten, Mr Hepburn«, sagte Francesca.
»Sag bitte Silas zu mir, Francesca. Wenn du dich mit mir verloben willst, solltest du nicht ›Mister Hepburn‹ zu
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