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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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mit einbezogen wurde, war sie entsprechend nervös. Nichtsdestotrotz war sie die perfekte Begleitdame, und Francesca wäre ohne sie verlorengewesen. Lizzie machte ihr eine Hochfrisur aus Ringellocken und flocht kunstvoll ein Band mit falschen Perlen hinein. Das Ergebnis war atemberaubend.
    Nie würde Fran den Gesichtsausdruck Neals vergessen, als sie am Arm ihres Vaters auf ihn zuschritt und er ihr dabei half, von der Marylou auf die Ophelia hinüberzusteigen. Er war sprachlos und zu Tränen gerührt. Seine Reaktion verwunderte Francesca umso mehr, da er ja wusste, dass die Hochzeit nur gespielt war.
    Auch Jefferson Morris spielte seine Rolle als Pfarrer sehr überzeugend. Er war in vollem Ornat, trug Talar und eine Bibel und gab sich sehr väterlich. Zudem sprach er die richtigen Worte, als hätte er bereits hunderte von Trauungen vollzogen. Sein routiniertes Auftreten war mit ein Grund, dass diese Farce so täuschend echt wirkte. Als Neal ihr mit zitternden Händen den Trauring über den Finger streifte, bemerkte Francesca, dass seine dunklen Augen schimmerten, und vor Rührung liefen ihr ein paar Tränen über die Wangen. Zuvor war ihr bereits sein nervöser Unterton aufgefallen, als er sein Eheversprechen gab, und das hatte sie stutzig gemacht. Nur zu gern hätte Francesca geglaubt, dass er genauso tiefe Gefühle hegte wie sie selbst, aber sie war sich sicher, dass seine Unruhe auf seine ablehnende Haltung zur Ehe zurückzuführen war.
    Als Francesca an der Reihe war und Neal ihrerseits gelobte, ihn bis ans Ende ihrer Tage zu lieben, zu ehren und zu achten, wusste sie, dass sie jedes dieser Worte aus tiefster Seele sprach. Sie legte ihm den Trauring an und drückte seine warme Hand. Neal holte tief Luft, als der »Reverend« sie zu Mann und Frau erklärte, und küsste Francesca anschließend. Frannie hatte sich auf einen kurzen, flüchtigen Kuss eingestellt, doch er war zärtlich, liebevoll und anhaltend.
    Sie blickte zu ihrem Vater und Ned, die beide sichtlich gerührt waren, und wäre vor Schuldgefühlen, weil alles nur gespielt war, am liebsten im Boden versunken. Gleich daraufumringten Joe, Ned und Lizzie unter fröhlichem Jubel die »Frischvermählten« und umarmten sie. Als Lizzie sie drückte, flüsterte sie Francesca ins Ohr, dies sei der glücklichste Tag in ihrem Leben. Francesca hatte mit dem Gedanken gespielt, Lizzie einzuweihen und ihr anzuvertrauen, dass die Hochzeit nur gespielt war, aber nach Lizzies Bemerkung war sie froh, es nicht getan zu haben.
    Während Joe und Ned das junge »Brautpaar« hochleben ließen, betrachtete Neal Francesca voller Staunen. Auf ihrem Kleid und in ihrem Haar spiegelte sich schimmernd das Sonnenlicht, das durch die Baumwipfel drang. Noch nie hatte sie so schön ausgesehen. Francesca erwiderte Neals zärtlichen Blick mit einem liebevollen Lächeln. Auch er hatte nie zuvor so gut ausgesehen. Zu ihrem Erstaunen hatte er sich einen neuen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und ein gestreiftes Halstuch zugelegt. Er sah unwiderstehlich aus, und Francescas Herz strömte über vor Liebe.
    Sie wünschte sich, dies alles wäre Wirklichkeit.
    Nach der Trauungsfeier und einem kleinen Festmahl, das Lizzie auf der Marylou vorbereitet hatte, setzten sie zurück nach Echuca. Joe machte am Pier fest. Er freute sich riesig, endlich die Ersatzteile kaufen zu können, die er für die Reparaturen an der Marylou benötigte, und konnte es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen. Zuvor hatten er und Ned verschiedene Pläne diskutiert, wobei Francesca aufgefallen war, dass Joes Einstellung zum Geld sich geändert hatte. Er hatte nicht vor, die ganze Summe auf den Kopf zu hauen, wie er es früher getan hätte. Stattdessen wollte er das Geld, das noch übrig war, mit Bedacht verwenden.
    Francesca und Neal warfen an einer abgelegenen Stelle am Ufer Anker. Zu Francescas Verwunderung zog Neal sich gleich darauf um und entschuldigte sich mit den Worten, er habe noch zu tun. Unvermittelt alleine gelassen an ihrem Hochzeitstag, zog Francesca sich ebenfalls um und ging anLand. Aus einiger Entfernung beobachtete sie, wie Neal über die Uferpromenade ging – und wollte ihren Augen nicht trauen, als er im Bordell verschwand.
    Francesca war zutiefst schockiert. Auch wenn die Hochzeit nicht echt war, konnte sie nicht fassen, dass Neal ausgerechnet an diesem einzigartigen Tag das Bordell aufsuchte.
    »Neal Mason, du wirst mich nie wieder anfassen«, gelobte Francesca sich unter Tränen. Ihr erster Impuls

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