Am Fluss des Schicksals Roman
glücklich, sie zu sehen.
Francesca bemerkte, dass Neal Ned dabei half, Holzsplitter vom Achterdeck zu fegen. »Guten Morgen, Monty«, erwiderte sie mit betontem Entzücken. Sie wollte Neal wehtun, so wie er ihr wehgetan hatte.
Monty stellte überglücklich fest, dass sie ihn offensichtlich genauso sehr vermisst hatte wie er sie. »Sie waren die ganze Woche fort«, bemerkte er und ergriff mit beiden Händen ihre Hand, um sie zu küssen.
»Ja, wir haben flussabwärts gearbeitet.« Sie versuchte, jeden Gedanken an Neal Mason zu verbannen.
Monty warf einen nervösen Blick zu Ned, Neal und Joe. Francesca erkannte, dass er ungestört mit ihr reden wollte, und sie führte ihn an die Reling.
»Ich bin gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie mir Sonntag bei einem Picknick Gesellschaft leisten«, sagte er. »Von Ihrem Vater habe ich bereits die Erlaubnis erhalten. Er ist einverstanden.«
Francesca gefiel der Vorschlag. Sie hatte das dringendeBedürfnis, eine Zeit lang von der Marylou fortzukommen. »Sehr gern. Wo findet es statt?«
»Ich kenne ein nettes Plätzchen am Flussufer, sehr idyllisch und schattig. Darf ich Sie zur Mittagszeit abholen?«
In Montys braunen Augen schimmerte Wärme, was Francesca das Gefühl von Sicherheit vermittelte. Sie wusste, er würde ihr niemals ein Leid zufügen. »Ja, ich freue mich schon sehr darauf.«
»Ich ebenfalls«, entgegnete Monty und meinte es offensichtlich aufrichtig. »Meine Eltern lassen Sie übrigens herzlich grüßen«, fügte er hinzu. »Sie schwärmen geradezu von Ihnen, aber ich wusste gleich, dass sie begeistert von Ihnen sein würden.« Der Klang seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er ihr zu Füßen lag, aber das wusste Francesca bereits. Monty konnte seine wahren Gefühle nicht verbergen – im Gegensatz zu Neal Mason, den sie wohl nie begreifen würde.
»Meine Eltern hoffen, Sie bald wiederzusehen«, sagte Monty.
»Das hoffe ich auch.«
»Gut, dann bis Sonntag«, sagte Monty, der sich offenbar nicht von ihr losreißen konnte.
Francesca nickte. »Soll ich etwas vorbereiten?«
»Nein, ich habe schon alles veranlasst. Stehen Sie einfach nur bereit, wenn ich Sie am Mittag abhole.« Monty wandte sich zu den anderen. »Auf Wiedersehen, Joe«, rief er. »Auf bald, Ned.« Neal Mason jedoch funkelte Monty wütend an, sodass er darauf verzichtete, sich auch von ihm zu verabschieden. Er lächelte Francesca ein letztes Mal zu und ging.
Francesca drehte sich um und stellte fest, dass Neal Mason sie beobachtete. Er schaute verärgert drein, wofür sie keinen Grund sah, und sie verzog sich rasch wieder in ihre Kajüte.
»Sieht aus, als würde Monty Radcliffe unserer Francesca ernsthaft den Hof machen«, sagte Joe. »Um ehrlich zu sein, habe ich eigentlich damit gerechnet, dass seine Eltern demein Ende bereiten würden, zumal sie der besseren Gesellschaft angehören, aber sie haben Monty offenbar ihren Segen gegeben.«
»Francesca ist für jeden Mann eine gute Frau. Für die meisten ist sie sogar zu gut«, kommentierte Ned.
»Kannst du dir vorstellen, mit den Radcliffes verwandt zu sein?«, entgegnete Joe, der bei der Ironie dieses Gedankens den Kopf schüttelte.
»Meinst du, wir werden dann auch zum Tee auf Derby Downs eingeladen?«, fragte Ned im Scherz.
»Aber sicher«, entgegnete Joe. »Am besten, wir klopfen schon mal den Staub aus unseren Sonntagsanzügen.« Joe blickte zu Neal. Dessen Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er von einer Verbindung zwischen Francesca und Monty nicht gerade begeistert wäre. »Was hältst du denn davon, Neal?«, fragte Joe ihn.
In Neals Kopf herrschte ein wildes Durcheinander. Er malte sich aus, wie Monty Francesca küsste, so wie er sie geküsst hatte, und wie er sie in den Armen hielt, so wie er sie gehalten hatte. Er malte sich aus, wie sie ihm mit demselben unschuldigen Verlangen in die Augen schauen würde, mit dem sie ihn angeblickt hatte, und ihm stieg die Galle hoch. »Meine Meinung ist hier nicht von Belang«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Gleich darauf legte er seinen Besen zur Seite und sprang mit einem Satz an Land. »Bis Sonntagabend«, sagte er und wandte sich in Richtung Hafenkneipe.
Joe und Ned wechselten stumm einen Blick.
»Was hat er denn?«, meinte Ned.
»Wüsste ich nicht genau, dass er vom Heiraten nichts hält, würde ich sagen, er ist wegen Francesca auf Monty Radcliffe eifersüchtig«, erwiderte Joe. »Tja, er kann nun mal nicht beides haben. Er kann ihr nicht erzählen,
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