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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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»Du machst einen besorgten Eindruck. Vielleicht hilft es, wenn du darüber sprichst ...«
    Monty blickte auf eine Büste von Florence Nightingale, die in einem Regal stand. Regina bewunderte starke und einflussreiche Frauen. Außer der Büste von FlorenceNightingale schmückten mehrere Porträts ihrer weiblichen Vorbilder die Wände im Speisezimmer und den Flur im ersten Stock.
    »Hast du Francesca in der Stadt angetroffen?«, fragte Regina. Monty hatte ihr von seinem Vorhaben berichtet, sie für Sonntag zu einem Picknick einzuladen. Sie fragte sich unwillkürlich, ob Francesca abgelehnt hatte.
    »Ja, wir ... wir sind am Sonntag verabredet«, entgegnete Monty, noch immer zerstreut.
    »Was beschäftigt dich, Monty?«
    Monty runzelte die Stirn und wählte seine Worte mit Bedacht. »Es gibt da einen anderen Mann ... er arbeitet auf Joes Schiff ...«
    »Meinst du Ned Guilford?«
    »Nein. Ich kenne den Mann nicht, aber ich habe mich erkundigt und herausgefunden, dass sein Name Neal Mason ist.«
    Regina war der Name ein Begriff – vielmehr Masons Ruf als Frauenheld. »Was ist mit ihm?«
    »Als ich Francesca heute Vormittag besucht habe, war Mason auf dem Schiff und hat mich ganz merkwürdig angesehen. Heute Abend sind wir dann buchstäblich zusammengestoßen, und es gab ein kleines Wortgefecht.«
    »Oh, Monty, du solltest abends in der Stadt vorsichtiger sein. Du solltest immer Claude an deiner Seite haben.«
    Regina hatte Claude Mauston als Montys Kutscher und Leibwächter eingestellt. Claude war ein ehemaliger Boxchampion, der Australien der Länge und Breite nach bereist hatte, stets auf der Jagd nach Preisgeldern in Boxzelten. Er roch eine windige Gestalt schon aus einer Meile Entfernung. Mit vierzig – vor fünf Jahren – hatte er sich aus dem Boxgeschäft zurückgezogen, doch er wusste immer noch mit den Fäusten umzugehen. Regina bezahlte ihm den doppelten Lohn eines Kutschers, doch sie hätte ihn auf der Stelle gefeuert, hätte siegewusst, dass er oft in der Schänke saß – auf Montys Wunsch, weil dieser Ungestörtheit und Bewegungsfreiheit wollte.
    »Claude war in der Nähe«, erwiderte Monty beschönigend, um seine Mutter milde zu stimmen.
    »Und welches Anliegen hatte dieser Neal Mason?«, fragte Regina.
    »Das hat er nicht gesagt, deshalb ärgere ich mich ja so. Ich habe ihn ohne Umschweife gefragt, ob er Francesca liebt, aber er hat nichts darauf entgegnet.«
    »Dann ist die Sache wohl ziemlich belanglos«, sagte Regina.
    »Ich bin sicher, er liebt Francesca«, beharrte Monty.
    Reginas erster Impuls war, Monty zu versichern, dass es keinen einzigen Mann in der Stadt gab, der es mit seinem Aussehen, seinem Charme und seinem gesellschaftlichen Rang aufnehmen konnte, doch sie kannte ihren Sohn. Es wäre ihm nur ein kleiner Trost.
    »Ich habe eine Idee«, verkündete Regina. »Lass uns Francesca fürs Wochenende nach Derby Downs einladen. Ich würde sie gern näher kennen lernen, und du könntest ihr die Farm zeigen. Das würde dir doch gefallen, oder?«
    »Das ist eine großartige Idee, Mutter«, sagte Monty begeistert. »Wie wäre es gleich am kommenden Wochenende?«
    »Einverstanden. Soviel ich weiß, haben wir dann keine anderweitigen gesellschaftlichen Verpflichtungen.«
    »Ich werde sie morgen beim Picknick fragen.« Monty küsste seine Mutter auf die Wange und begab sich glücklich ins Bett.
    Regina durchströmte stets ein Gefühl der Wärme, wenn sie ihren Sohn glücklich sah. Und sollte Francesca die Frau sein, die er wollte, war sie fest entschlossen, das Mädchen unter ihre Fittiche zu nehmen: Wenn sie ein wenig Schliff bekam und lernte, sich auf gesellschaftlichem Parkett zu bewegen, würde sie sich in der gehobenen Gesellschaft etablieren.Regina war sicher, dass Francesca mit ihrer Unterstützung und unter ihrer Führung den Radcliffes Stolz bereiten würde – vorausgesetzt, ihre Herkunft blieb im Hintergrund. Doch zuerst musste Regina sich etwas überlegen, um sicherzugehen, dass dieser Querkopf Neal Mason Montys Pläne nicht durchkreuzte.

    Am Sonntag erschien Monty mit seiner Kutsche um zehn Minuten vor zwölf Uhr. Francesca wartete bereits in der Sonne auf ihn. Sie trug einen marineblauen Rock zu einer weißen Bluse, dazu einen großen Strohhut mit einem blauen Zierband. Sie sah bildhübsch aus und beinahe unanständig jung, wie sie auf einem Fass auf dem Pier saß und die Beine baumeln ließ. Am Heck fütterte Ned gerade ein paar Pelikane mit Fischbrocken; er und Francesca lachten über

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