Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)
Ergebnis kommen.«
»Damit ich vor die Tür gesetzt werde und Stockman wieder mit allem zu Ihnen kommt.«
»So in der Art.«
Und Spud saß immer noch in dem Besprechungszimmer und mühte sich damit ab, die Arrowhead -Trades auszuwerten.
»Ganze Arbeit. Es hat funktioniert.«
Wenn das Problem nicht bei Arrowhead lag, konnte es überall sein. Ich würde ganz von vorn anfangen müssen.
»Hören Sie, vielen Dank für die Hemden. Und danke für die offenen Worte. Glauben Sie mir, Jack, Ihr Problem bin nicht ich. Ich werde in weniger als zwei Wochen hier weg sein.«
»Von jetzt an haben Sie meine volle Unterstützung. Was auch immer Sie brauchen – sagen Sie es mir.« Er gab mir eine Visitenkarte mit seiner Büro- und seiner Handynummer. Ich steckte sie ein und ging.
Ich war in meiner Vermutung bestätigt worden. Hatte ein Geständnis zu hören bekommen. War beschwichtigt und verwöhnt worden. Aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich auch manipuliert worden war. Ausmanövriert. Vielleicht war das eine Spätfolge meiner Zeit im Knast, aber der Gedanke, dass ein Ex-Cop sich nun als mein Busenfreund gerierte, beunruhigte mich. Cops waren die besten Lügner von allen.
8
Kurz nach mir trafen auch Heather und Kid zu Hause ein.
Er kam als Erster durch die Tür und sah aus, als stünde er kurz vor einem Zusammenbruch. Sein Blick war unstet, seine Finger schlugen in schrägem Rhythmus gegen die Handflächen, und er gab das eintönige Summen von sich, bei dem man den Eindruck hatte, dass er niemals Luft holte. Sofort fühlte ich mich selbst einem Zusammenbruch nahe. Ich wollte ihn halten und trösten, ich fürchtete die bevorstehende Explosion, und ich hatte Schuldgefühle, weil ich eben noch froh gewesen war und überhaupt nicht an meinen Sohn gedacht hatte.
Nach ihm kam Heather zur Tür herein. »Es ist alles in Ordnung, Mr. Stafford, wirklich. Er macht seine Sache sehr gut. Wir haben nur eben im Fahrstuhl Mrs. Montefiore getroffen.«
Als das Ansonia -Hotel in Eigentumswohnungen unterteilt wurde, hatten etliche Angehörige des Opernvölkchens, das sich hier immer zu Hause gefühlt hatte, beschlossen zu bleiben und sorgten nun dafür, dass es nie langweilig wurde. Kid liebte Musik, aber einige der Ansonia -Originale waren einfach zu viel des Guten – des Opernhaften – mit ihrem Divengehabe. Mrs. Montefiore sprach, als sänge sie Arien, dass es durchs ganze Haus hallte. Außerdem war sie eine – in jeder Dimension – große Frau und kleidete sich mehr als auffällig; meist trug sie einen glänzenden Kaftan über einemwallenden Gewand mit Hibiskusblütenmuster. Sie behängte sich mit viel zu viel Schmuck und schien sich jeden Morgen mit Tabu zu übergießen. Ein fünfjähriges autistisches Kind, das mit ihr im Fahrstuhl fuhr, musste sich fühlen, als sei es mit Godzilla in einem Schrank eingesperrt.
»Vielleicht lese ich ihm was vor.« Ich suchte hastig nach einem seiner Autobücher.
»Er kommt klar, Mr. Stafford. Lassen Sie ihn.« Sie hockte sich neben ihn und sprach in seine Richtung, ohne ihn jedoch direkt anzusprechen. »Jetzt ist er ja zu Hause. Wo er sich sicher fühlen kann.« Dann wandte sie sich wieder zu mir um. »Das mit den Fingern tut ihm gut. Stimming. Selbststimulierendes Verhalten. Es hilft ihm, sich zu sammeln und zu konzentrieren.«
Auf dem Arm trug Heather ein Tattoo, einen in Stacheldraht gefangenen, verschnörkelten Schmetterling, bei dessen Anblick ich mich immer unbehaglich fühlte, aber was das Kind anging, verfügte sie einfach über magische Fähigkeiten.
Kid atmete tief durch und begann herumzulaufen. Er ging von der Wohnungstür zum Wohnzimmerfenster, von dort zur Schlafzimmertür und von da zurück zum Ausgangspunkt. Diesen Kreis schritt er dreimal ab, drei exakte Wiederholungen in immer dem gleichen Rhythmus, wobei sich die ganze Zeit seine Finger in rasendem Tempo bewegten. Und mit jeder Runde entspannte er sich ein wenig mehr. Schließlich blieb er neben Heather stehen und drehte sich zu mir um.
»Hallo, Jason«, sagte er mit seiner kleinen Roboterstimme – ohne jegliche Modulation, ohne Ausdruck. Heather, die Schule und ich, wir alle übten soziale Interaktion mit ihm ein, und er überraschte uns mit dem Tempo, in dem er dabei Fortschritte machte.
»Hallo, Kid. Harter Tag?«
»Okay.« Er lernte schnell. Und war ungefähr so gesprächig wie ein Teenager.
»Wie war’s in der Schule?«
Über diese Frage dachte er lange nach. Sie war nicht konkret genug. Gerade als ich
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