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Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Am Freitag schwarz: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Sears
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Und Stockman schon gar nicht. Es mag ja alles legal gewesen sein, aber ein bisschen anrüchig war estrotzdem. Ich lasse jedenfalls erst locker, wenn ich über diese Trades alles weiß.«
    Er sah umständlich auf die Uhr. »Sie wollen, dass ich jetzt damit anfange?«
    »Haben Sie was vor?«
    »Tja, schon. Erinnern Sie sich? Ich bin mit Lowell Barrington auf einen Drink verabredet.« Dem Sanders-Kumpel aus der Aktienabteilung.
    »Na gut«, seufzte ich. »Klopfen Sie ihn schon mal ein bisschen weich. Und bevor Sie gehen, fangen Sie mit den Arrowhead -Abschlüssen wenigstens an. So weit Sie eben kommen. Und morgen früh machen wir weiter.«
    Damit erhob ich mich und warf meinen leeren Kaffeebecher in den Mülleimer.
    »Sie klinken sich aus?« Es war eher ein leises Sticheln als ein Vorwurf.
    »Die Privilegien von Alter und Dienstgrad.«
    »Haben Sie was vor?«
    »Tja, schon.«

9
    Ich rasierte mich, duschte, benutzte Deo und trimmte meine Nasenhaare. Ich zog frische Boxershorts und eins von meinen neuen weißen Thomas-Pink-Hemden an. Ich gurgelte noch ein zweites Mal, nur zur Sicherheit. Und ich dachte an den guten Rat meines Vaters: »Es kommt nicht auf das an, was du zu einer Frau sagst, es kommt darauf an, wie gut du zuhörst.«
    Bei meinem letzten Date war ich Multimillionär gewesen, Managing Director in einer Wall-Street-Firma und Besitzer eines Sommerhauses in Montauk, das ich kaum nutzte, weil ich keine Zeit dafür hatte. Und ich hatte volles Haar.
    Jetzt war ich Ex-Knacki und freute mich über den ersten Gehaltsscheck, den ich seit Jahren bekommen hatte. Ich sah so alt aus, wie ich war, noch ein bisschen älter sogar. Mein Gesicht war inzwischen von halbwegs normaler Farbe, aber alles andere hatte noch den typischen Gefängniston – teigig weiß. Ich unterzog mich einer ehrlichen Begutachtung. Ich lächelte. Der Spiegel brach nicht auseinander. Wanda hatte recht – wenn ich lächelte, sah ich besser aus. Aber auch dann war ich kein Hauptgewinn.
    Wanda und ich hatten im Laufe des Tages ein paar Mailbox-Nachrichten ausgetauscht, aber nicht direkt miteinander gesprochen, und so war ich erleichtert, als ich sie von der U-Bahn her die Amsterdam Avenue heraufkommen sah. Ich stand an der Ampel und wartete auf Grün. Sie sah mich, winkte und bedeutete mir, ich solle stehen bleiben.
    Sie hatte den Gang einer Sportlerin, langbeinig, selbstbewusst, eher lässig. Das Wickelkleid lag an genau den richtigen Stellen eng an. Was ich sah, gefiel mir. Das ging auch anderen Männern so. Viele drehten sich nach ihr um. Ich fühlte mich der Konkurrenz kaum gewachsen.
    »Hallo! Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir den Abend nicht da beginnen?« Sie zeigte hinüber zum P&G .
    »Überhaupt nicht. Dasselbe wollte ich auch vorschlagen.«
    Ihr Lächeln sagte mir, dass sie die Lüge erkannte und als Kompliment nahm. Sie schob ihren Arm durch meinen und lenkte uns in Richtung Broadway. Auf ihren hohen Absätzen war sie ungefähr so groß wie ich.
    »Ich habe im Caf é Luxembourg einen Tisch reserviert, aber wenn du lieber woandershin möchtest ...«
    Sie schüttelte kurz den Kopf. »Zu protzig. Zu teuer. Und es gibt dort nichts, was mir schmeckt.«
    »Warst du schon mal da?«
    »Nie. Jetzt frage ich mal. Magst du Griechisch?«
    »Klingt gewagt für eine erste Verabredung.«
    Sie lachte. »Ach komm, mach eine Ausnahme.«
    »Und wohin jetzt?«
    Wir schlenderten den Broadway hinauf. Nach ein paar Blocks kamen wir zu einem griechischen Restaurant, doch Wanda ging zielstrebig daran vorbei, weiter in Richtung Uptown. Ich gab mir Mühe, mit ihr Schritt zu halten, was nicht einfach war.
    »Ist es noch weit? Soll ich ein Taxi anhalten?«
    »Ich gehe gern.«
    Vielleicht wird sie etwas langsamer, wenn ich ein Gespräch anfange, dachte ich.
    »Ob ich wohl jemals herausfinde, was genau du in Rogers Show machst?«
    »Ach so, ja. Mein Geheimnis.« Sie lächelte. Ein großartigesLächeln. »So gut wie nichts. Ich trage ein Wonder-Woman-Kostüm – das scheint irgendwie das Wichtigste zu sein – und reiche ihm Requisiten. Und es ist gut, wenn ich ein bisschen unterbelichtet wirke.«
    »Unterbelichtet kann ich mir dich gar nicht vorstellen.«
    »Danke! Immerhin bin ich Doktorandin. Es ist alles nur Illusion. Blendwerk.«
    Sie blieb stehen und warf sich mitten auf dem Fußweg in Pose – drehte eine Hüfte nach vorn und ging leicht ins Hohlkreuz, um Busen und Hintern zur Geltung zu bringen. Auf ihr Gesicht trat ein strahlendes – oder auch dümmliches

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