Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Fuß des träumenden Berges

Am Fuß des träumenden Berges

Titel: Am Fuß des träumenden Berges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
Vom Netzwerk:
von dem, was die Höflichkeit gebot.
    Sie nippte am Champagner, ohne tatsächlich davon zu trinken. «So weit geht es ihnen gut. Und deine Eltern? Sind sie wohlauf?»
    Sein Blick verfinsterte sich. Er blickte an ihr vorbei in den Salon, dann schüttelte er den Kopf. «Meine Mutter ist sehr krank», erklärte er. «Es ist mir schwergefallen, sie alleinzulassen. Mein Vater …» Er sprach nicht weiter.
    «Das tut mir sehr leid. Grüß sie doch bitte von mir, wenn du ihnen schreibst.»
    «Das werde ich tun.»
    Beide wussten, dass Benjamin sie mit keinem Wort in den Briefen an seine Mutter erwähnen würde.
    Sie standen wohl fünf Minuten schweigend nebeneinander und nippten am Champagner. Audrey schaute sich verstohlen um, doch keine ihrer Bekannten schien sie aus der peinlichen Situation retten zu wollen. Im Gegenteil: Sie glaubte, die Blicke der Frauen zu spüren. Oder bildete sie sich das Getuschel nur ein?
    Sie war sich nicht sicher.
    «Ich möchte wieder hinein.»
    «Natürlich. Ich begleite dich.»
    Er blieb an ihrer Seite, als sie in den Salon zurückkehrten. Audrey schaute sich suchend um.
    Da entdeckte sie Fanny. Ihre Freundin stand in einer Ecke, halb verborgen hinter einer Zimmerpalme. Und ihr gegenüber, den Rücken zum Raum gewandt, stand Benedict Tuttlington.
    «Entschuldige mich bitte. Ich habe unseren Gastgeber noch gar nicht begrüßt.»
    Ehe Benjamin etwas erwidern konnte, eilte sie davon. Das war unhöflich von ihr, und es würde das Gerede mit Sicherheit noch befeuern, aber das war ihr egal.
    Sie trat zu Benedict und Fanny. «… sie nicht ins Unglück, Ben. Das hat sie nicht verdient», hörte sie noch.
    Ehe Benedict etwas erwidern konnte, bemerkte Fanny sie und knipste ihr Lächeln an. «Liebes! Entschuldige, dass ich vorhin so überhastet verschwunden bin. Du bist ja ganz blass um die Nase.»
    «Ach, das …» Audrey machte eine wegwerfende Handbewegung. Aber sie umklammerte das Glas mit beiden Händen, damit man nicht sah, wie heftig sie zitterte.
    «Wir besorgen dir erstmal was zu essen.» Ohne auf Audreys Widerspruch zu achten, hakte Fanny sich bei ihr unter.
    «Jetzt konnte ich Benedict gar nicht begrüßen.» Sobald sie außer Hörweite waren, ließ Fanny sie los. Jedes bisschen Stärke und positive Ausstrahlung fiel von ihr ab. «Glaub mir, das ist nicht nötig. Du willst mit keinem Mann reden, der so ein Widerling ist. Deine Hände sind ja ganz kalt.»
    «Ich bin wohl einfach müde.»
    Sie gingen zum Buffet und beluden ihre Teller mit den dargebotenen Köstlichkeiten. Babette und Benedict hatten weder Kosten noch Mühen gescheut, und das Fest versprach, eines der schönsten des Jahres zu werden. Es würde Audrey nicht wundern, wenn das, was ursprünglich nur eine Teegesellschaft hatte sein sollen, bis in die frühen Morgenstunden dauern würde.
    «Und wer war der schneidige, junge Mann, mit dem du eine halbe Stunde lang auf der Terrasse gestanden und geschwiegen hast? Übrigens zum Entzücken aller, die jetzt ein neues Thema haben, über das sie sich das Maul zerreißen können? Ich wette, spätestens morgen Mittag wird Matthew davon wissen.»
    Audrey lachte freudlos auf. Es klang eher wie ein Schluchzen.
    «Das war Benjamin. Wir waren früher einmal verlobt», sagte sie. «Komm, da vorne ist ein Sofa frei. Meine Füße bringen mich um.»
    «Benjamin also.» Fanny ließ sich nicht von ihrer Fährte abbringen. Wie ein Bluthund hing sie daran und knüpfte an den losen Gesprächsfaden an, sobald sie sich auf dem mit rotem Samt bespannten Chippendalesofa niedergelassen hatten. «Ein Deutscher.»
    «Seine Mutter ist Britin.»
    «Das ändert ja wohl nichts daran, dass er Deutscher ist. Magst du die Deutschen?»
    «Herrje, was wird das hier? Muss ich jetzt Rechenschaft ablegen, weil ich mit einem Deutschen geredet habe?»
    «Du hast mit einem deutschen Mann geredet. Aber du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Ich würde es nur gerne wissen. Wir kennen uns jetzt bald drei Jahre, und der Name Benjamin ist nie gefallen in dieser Zeit. Vermutlich ist das absolut nachvollziehbar, wenn du mit ihm verlobt warst. Ich werde auch nicht gerne an Jack erinnert, und Benedict über den Weg laufen zu müssen, wie es in dieser kleinen, weißen Gesellschaft nun mal ständig passiert, trägt auch nicht gerade dazu bei, dass ich das überwinden kann, was mit uns passiert ist.»
    «Worüber du übrigens auch nie ein Wort verlierst», erinnerte Audrey sie sanft.
    Fanny nahm mit spitzen Fingern ein Pastetchen vom

Weitere Kostenlose Bücher