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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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die Stimme. »Es ist unserer Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass Sie … etwas unbeliebt sind. Enge schürt Feindseligkeiten gerne noch an. Es wird besser für alle sein, wenn Sie getrennte Quartiere haben.«
    Rhia war sich da nicht so sicher. Sie vermutete, dass es nicht nur ein Segen war, doch fürs Erste war sie erleichtert. Was für eine Art von Gehilfen aber brauchte ein Botaniker? Würde sie sein Dienstmädchen sein? Hatte Miss Hayter sie vorgeschlagen?
    »Sie können jetzt Ihre Sachen holen«, erklärte die Oberin rasch. »Ihr Name steht auf Ihrem Sack. Übrigens habe ich noch etwas hineingetan, ehe wir Millbank verlassen haben. Ein Päckchen, das zusammen mit Ihrem Handkoffer gebracht wurde. Der Herr sagte, Mr Blake glaube, Sie hätten es gerne auf der Reise bei sich.« Miss Hayter betrachtete sie einen Moment lang streng. »Normalerweise erlaube ich so etwas nicht, Mahoney, aber da Sie ein eigenes Quartier haben werden, sehe ich darin keinen Schaden.« Dann blickte sie quer übers Achterdeck, wo die zwei Offiziersdiener herumlungerten. »Einer der Jungen wird Ihnen den Weg zeigen.«
    Rhia nahm wie befohlen ihren Sack und stellte dann fest, dass der jüngere der zwei Burschen sich ihr mit lässigem Schritt näherte. Er wirkte wie zehn oder elf, mit glatter brauner Haut und kastanienfarbenen Locken, durch die sich von der Sonne gebleichte, goldene Strähnen zogen. Er näherte sich ihr betont lässig. »Ich bin auf diesem Kahn der Fähnrich, aber Sie können mich trotzdem Albert nennen, wenn Sie wollen«, stellte er sich vor und tat so, als würde er sich verbeugen.
    Albert war fast schon nervtötend fröhlich, und Rhia konnte nicht verstehen, was ihn so zufrieden machte.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Albert«, murmelte sie
    »Sie wirken aber gar nich erfreut. Sind wohl ’ne Lady, was?«
    Ihr Lachen klang bitter. »Wäre ich wohl hier, wenn ich eine Lady wäre?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie reden anders als der Rest der Fracht.« Er wies mit dem Daumen nach unten. »Haben Sie ’nen Namen?«
    »Hab ich.«
    »Dann lassen Sie mal hören.«
    »Mahoney.«
    » Mahoney ? Hmm.«
    Rhia musterte Albert misstrauisch. Er schien ihr ein bisschen zu schlau für sein Alter. »Ich schätze mal, du warst schon auf anderen Gefängnisschiffen?«
    »So isses, aber noch nich auf dem hier. Das war bisher oben auf dem Trockendock in Aberdeen. Jetzt isses blitzblank. Die Bilge von meinem letzten Transport hat so gestunken, das hätte selbst die Toten aufgeweckt. Die waren aber früher viel schlimmer – also die Gefängnisschiffe. Solche wie Sie durften noch nich mal an Deck, mussten Fußfesseln tragen und sind massenweise verreckt.«
    Rhia fröstelte ob seines gefühllosen Tonfalls, als wäre der Tod von Sträflingen kaum der Rede wert. »Dann dürfen wir also an Deck?«
    »Ich nehm’s mal an. Gibt nämlich jetzt Gesetze. Den Männern gefällt’s nich, aber mir isses egal.«
    »Den Matrosen, meinst du?«
    » Seemänner . Ja. Die haben nix dagegen, euch anzuschauen oder euch mit in ihre Hängematte zu nehmen, aber sie wollen euch nich oben auf Deck im Weg haben.«
    »Was ist die Bilge?«, fragte sie, als wäre das von Bedeutung.
    »Nich wichtig, werden Sie schon noch sehen. Sie sollen in Ihrer Kabine bleiben, bis man Sie in die Messe ruft.«
    »Die Messe ?« Sollte das ihre erste Aufgabe sein? Sie fragte sich, was wohl eine Messe mit Botanik zu tun hatte.
    »Ja, da schlafen die alle, und da kriegt ihr auch euer Essen und so. Immer zehn oder ein Dutzend zusammen, so wird’s meistens gemacht. Die Passagiere kommen später an Bord, und der Kapitän mag’s nich, wenn die die Gefangenen sehen, also sollt ihr euch nich blicken lassen.«
    Sie waren zwei rutschige Treppenabsätze hinuntergegangen und befanden sich nun in einem schmalen Korridor, der um einen geschlossenen Teil des Schiffes führte. Das Passagierdeck, vermutete Rhia.
    »Hier ist Ihre«, erklärte Albert. Sie befanden sich vor einer niedrigen, schmalen Tür am hinteren Ende des Schiffs. Rhia hielt die Luft an und ihren Sack umklammert, als sie eintrat. Die »Kajüte« war kaum mehr als ein Schrank, kleiner als ihre Zelle in Millbank. Sie hatte kein Fenster, und es dauerte einen Moment, bis Rhia sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatte. Es gab genug Platz für eine Hängematte, ein Regalbrett und zwei Eisenhaken an dem schmalen Wandstück. Und es roch nach feuchten Tauen.
    Albert grinste noch immer, als sie seinem Blick begegnete, doch unter seiner

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