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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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Isabella gegeben.«
    »Prunella Montgomery ist keine verlässliche Zeugin«, stimmte Mr Dillon ihr zu, »aber das interessiert die Obrigkeit nicht. Ihr Verteidiger ist nicht vor Gericht erschienen, was absolut abscheulich ist. Dieser Sache bin ich jedoch noch nicht ganz auf den Grund gekommen. Mrs Blake hat einen der besten Anwälte in ganz London engagiert, aber er will mich nicht empfangen und beantwortet auch meine Briefe nicht. Mrs Blake wollte Sie selbst heute besuchen, da wir bisher nicht zu Ihnen durften, doch anscheinend hatte ihr Dienstmädchen eine Art Anfall.« Er schüttelte den Kopf. »Es scheint fast so, als wolle das Dienstmädchen nicht, dass Mrs Blake Sie trifft … Jedenfalls wird sie nächstes Mal kommen.«
    Rhia schüttelte den Kopf. »Dann wird Juliette Erfolg haben und ich sie nicht mehr sehen. Man hat mich einem Transport zugeteilt, der am vierten April nach New South Wales segelt. Wie Sie also sehen, besteht keine Hoffnung …«
    Dillon wirkte schockiert und dann wütend – so kam es ihr zumindest vor. Als er antwortete, war seine Stimme jedoch leise und sein Tonfall ruhig. »Das ist in der Tat sehr bald, Miss Mahoney, aber es besteht immer Hoffnung.«
    Rhia senkte den Kopf und sah auf ihre Hände. Ihr fiel auf, dass ihre Fingerspitzen von den Näharbeiten und der Kälte rot gerieben waren.
    »Da gibt es noch etwas anderes«, fügte er leise hinzu, »und ich wünschte, ich müsste nicht derjenige sein, der es Ihnen sagt.«
    Was konnte schlimmer sein als das hier?
    »Es geht um den Tod Ihres Onkels.«
    Rhia wurde stocksteif. »Bitte sprechen Sie ganz offen, Mr Dillon.«
    »Nun gut. Ich glaube nicht, dass Ryan Mahoneys Tod ein Unfall war.«
    »Dann glauben Sie, dass er sich tatsächlich das Leben genommen hat?«
    »Nein, ich glaube, er wurde ermordet.«
    Die Glocke läutete, doch Rhia erhob sich nicht.
    Mr Dillon stand auf und verneigte sich vor ihr, als befänden sie sich in einem Salon und als sei er ihr Gast. Er sagte etwas, dass Laurence Blake sicher wieder in London sein würde, ehe die Rajah ablegte, und etwas darüber, dass man ihre Besitztümer nach Millbank bringen würde, und dann war er weg.
    Sie war allein.

TEIL II

    S ILBER
    Gedenke mein, wenn ich gegangen bin,
    gegangen bin ins ferne stille Land;
    wenn du nicht mehr mir halten kannst die Hand,
    noch ich mehr zaud’re, bleib’ ich, fahr’ ich hin.
    Gedenke mein, nie mehr kannst fürderhin
    du täglich mir das Morgen, fest geplant,
    auftun: gedenke mein; und hab’ erkannt,
    dass dann dein Sorgen, Bitten ohne Sinn.
    Doch solltest länger du vergessen mich
    und später dich erinnern, traure nicht:
    denn fällt trotz Dunkel und Verfall ein Licht
    auf einen Gran Gedanken, die einst mein,
    wärst besser heiter du, vergäßest mich
    als im Gedenken meiner traurig sein.
    C HRISTINA R OSSETTI

4. April 1841
    Ein Murmeln lief wie eine Welle die Prozession der Ruderboote entlang. Die Rajah war kaum mehr als ein dunkles Dreieck im Nebel, doch es war ein ebenso abschreckender Anblick wie ein Gefängnistransporter, der aus dem Londoner Nebel auftauchte. Jedes Knarren der Ruder brachte sie näher.
    Der Umriss des Dreimasters nahm Gestalt an.
    Jetzt wurde der Rhythmus der eintauchenden Ruder vom Geräusch stählerner Wellen gegen das Holz abgelöst. Über allem erklang der klagende Ruf der Möwen. Stille senkte sich herab, als sich die Ruderboote dem gewaltigen Rumpf des Transportschiffes näherten.
    Weiter weg, durch den salzigen Nebel getrennt, konnte man etwas noch viel Schlimmeres erahnen. Etwas, was die Rajah wie ein Papiersegelboot erscheinen ließ. Ein Stück entfernt lag nämlich ein dunkles Bataillon von Meeresungetümen vor Anker, von Ketten gehalten, bei denen jedes Glied so groß wie das Rad eines Fuhrwerks sein musste.
    Ausrangierte Kriegsschiffe.
    Endlich gab es etwas, wofür man dankbar sein konnte. Es war besser, ins Unbekannte verschickt zu werden, als in einem Schiffsgefängnis zu enden. Ein Chor von Ave-Marias wurde vom Wind erfasst und weggetragen.
    Die Ruderboote drehten eins nach dem anderen im Schatten der Rajah bei. Eine Strickleiter wurde heruntergelassen, damit Wärter und Häftlinge den knarrenden Rumpf hinauf an Deck klettern konnten. Nacheinander waren die Frauen an der Reihe, das hin und her schwingende Seilgitter hinaufzusteigen, während von oben der Befehl kam, nicht hinunterzublicken.
    Sie konnten nicht anders, als den tanzenden Ozean argwöhnisch zu beobachten. Er könnte plötzlich aufsteigen und eine Welle

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