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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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weilt schon den ganzen Winter auf dem Kontinent.«
    »Aber Rhias ehrbarer Charakter und der gute Ruf ihrer Familie müssen doch auch etwas zählen!«
    »Das sollte man meinen. Doch die Familie ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten, und das hat gegen sie gesprochen. Bitte lassen Sie sich versichern, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um das Urteil aufgrund ihres guten Leumunds widerrufen zu lassen. Machen Sie sich keine unnötigen Mühen, Antonia.«
    Er hatte noch nie ihren Vornamen benutzt. Nun tat er es mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als wären sie inzwischen vertraut. Er lächelte sie freundlich an, doch sie glaubte, einen Hauch Zweifel aufblitzen zu sehen. Vielleicht fragte er sich, ob es wirklich vernünftig von ihr war, an Rhia Mahoneys Unschuld zu glauben.
    »Aber erzählen Sie mir doch von Ihren fotogenen Zeichnungen«, forderte er sie auf. »Ich muss gestehen, dass mich das alles sehr fasziniert. Ich verstehe, dass es noch zu früh ist, um weiterzuexperimentieren …« Er schüttelte den Kopf. »Mir erscheint es immer noch unfassbar, dass wir zwei aus unserer Runde verloren haben.«
    Antonia senkte den Kopf. Der Leinenstoff ihres Rocks hatte Falten bekommen, trotz ihrer Bemühungen. Ihr fiel wieder die Unterhaltung von Weihnachten über Josiahs Brief an Ryan Mahoney ein. Vermutlich war es darin um eine Geschäftsangelegenheit gegangen. Sie straffte die Schultern und drückte den Rücken durch. »Ich denke immer öfter über das Porträt nach«, erklärte sie.
    Er beugte sich zu ihr herüber, als sei jedes ihrer Worte für ihn von Wichtigkeit.
    Antonias Atmung wurde unter so viel Aufmerksamkeit ganz flach. »Man muss das Papier nur in eine Salzlösung einlegen und dann mit Silbernitrat bestreichen, um es lichtempfindlich zu machen. Ich kann Ihnen das Negativ zeigen, wenn Sie möchten …«
    »Ja, warum nicht!«
    Antonia eilte in Josiahs Büro, erleichtert, dass sie Jonathan Montgomerys Anziehungskraft entkam und auch aufgekratzt von der Aussicht, fotogenes Zeichnen mit jemand anderem als Juliette zu besprechen. Sie vermisste Laurence so sehr, aber Rhia brauchte ihn. Sie hoffte nur, dass seine Gefühle für sie nicht töricht waren.
    Sie öffnete die unterste Schreibtischschublade. Sie war leer. Die Hülle war noch da gewesen, als sie das letzte Mal nachgesehen hatte, aber wann war das genau? Es musste Monate her sein. Könnte es sein, dass sie es inzwischen an einen anderen Ort getan und dann vergessen hatte? Sicher nicht. Sie suchte die übrigen Schubladen ab. Nichts. Sie musste es irgendwo anders verstaut haben, oder Juliette hatte es verräumt.
    Auf dem Rückweg warf sie einen Blick ins Speisezimmer, wo Beth nun mit geröteten Wangen allein polierte. »Beth, wo ist denn Juliette?«
    »Sie hat mal wieder einen ihrer Anfälle. Aber ich habe den Kaffee gemacht. Er brüht gerade noch. Soll ich ihn für Sie holen?«
    »Keine Sorge, Beth, ich kann ihn selber holen.« Beth wirkte erleichtert. Sie mochte es nicht, die vornehmen Leute zu bedienen, denn es machte sie nervös.
    Mr Montgomery war noch da, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Antonia erklärte, dass sie das Negativ verlegt haben müsse. Er lächelte nur und zuckte mit den Schultern. Dann goss sie dampfenden Kaffee in zwei ihrer hübschen marokkanischen Gläser. »Hat die Mathilda schon Segel gesetzt?«, erkundigte sie sich.
    Er nickte. »Isaac und Francis sind gestern mit der Lieferung abgereist. Die verbleibende Baumwolle ist auf dem Weg nach Manchester.«
    »Dann sind wir uns einig, dass wir es als Erstes mit der Woll-Baumwoll-Mischung versuchen wollen? Ich weiß, dass Ryan von der Qualität der australischen Merinowolle sehr beeindruckt war.«
    »Das Garn ist von hoher Qualität, aber das Parramatta-Tuch, das in der Kolonie gewebt wird, ist immer noch minderwertig.«
    Die Unterhaltung wandte sich geschäftlichen Angelegenheiten zu. Mr Montgomery schlug vor, es mit einem Gewebe namens Balzarine zu versuchen, halb Baumwolle, halb Kammgarn. Bei der Wolle konnte es sich um australische Merinowolle handeln. Was sie davon hielt? Antonia stimmte zu, dass es möglich wäre. Australien schien nicht länger nur eine vage Vorstellung zu sein. Es war jetzt real, und bis zum Sommer würden sowohl Laurence als auch Rhia dort sein. Und die Mathilda in Kalkutta. Ohne Josiah.
    Als ihr Gast gegangen war, machte sich Antonia auf die Suche nach Juliette. Sie fand sie in ihrer Kammer ganz oben im Haus. »Ist irgendetwas passiert,

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