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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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Papiere werden vermutlich erst dann freigegeben, wenn eine richterliche Unterschrift bezeugt, dass sein Tod kein Selbstmord war. Ich habe gegen diesen Erlass Einspruch erhoben, aufgrund zu dünner Beweislage. Ich gehe davon aus, dass Rhias Straferlass inzwischen Sydney erreicht hat«, fügte er hinzu, vielleicht als Versuch, sie aufzuheitern. »Die Postschiffe sind viel schneller als die Passagiertransporte.« Er machte eine kurze Pause. »Was diese andere Angelegenheit betrifft …« An dieser Stelle stockte er, als hätte er es sich anders überlegt.
    »Welche andere Angelegenheit?«
    »Wie geht es Ihrem Dienstmädchen?«
    »Sie hat sich wieder beruhigt. Sie war schon immer … kummervoll.«
    »Der Fall hat mich neugierig gemacht, und ich habe eine Notiz verfasst, die durch alle regionalen Niederlassungen der Zeitung kursiert. Darin schlage ich vor, einen gewissen zwanzig Jahre alten Fälschungsbetrug in Manchester wieder auszugraben. Das Ganze könnte eine kurze Erwähnung in der überregionalen Zeitung finden. Und das reicht normalerweise aus, um den einen oder anderen ehrgeizigen Schreiberling dazu zu veranlassen, Stapel von vergilbten Zeitungen in Kellern zu durchforsten.«
    Antonia saß mit zusammengepressten Händen da und versuchte, sich von der kühlen Luft und dem sanften Licht der Kirche besänftigen zu lassen. Sie wurde jedoch nicht ruhiger, sondern angespannt und verwirrt. »Warum sollte Sie das kümmern, Mr Dillon?«
    Er wirkte erst überrascht, dann nachdenklich. »Ich schätze mal, ich habe einen unersättlichen Hunger nach Gerechtigkeit. Das macht mich zu einem unbeliebten Dinnergast. Mein Bruder starb wegen Lügen – er starb, allein, in einer Opiumhöhle in Kanton. Und jetzt Laurence … Menschen, die es nicht verdient haben zu sterben … Sie müssen vorsichtig sein und nichts von dem preisgeben, was Sie wissen oder vermuten, Mrs Blake. Ich verfolge da nur eine mögliche Spur. Ich habe noch einige andere Ideen, aber die möchte ich fürs Erste noch für mich behalten. Sagen Sie, wann wird Mr Fisher aus Indien zurückerwartet?
    »Die Mathilda wird im Januar erwartet.«
    »Später als Sie dachten?«
    »Ja. Sie wurden in Kalkutta aufgehalten.« Antonia schlug sich die Hand vor den Mund. Vielleicht wurden sie aufgehalten, weil entweder die Mathilda oder die See Witch sich irgendwo zwischen Kalkutta und Lintin Island befanden! Sie sah Mr Dillon an. »Glauben Sie, wir sollten Mr Montgomery davon erzählen? Die Klipper sind Gemeinschaftsbesitz …«
    »Auf gar keinen Fall. Mrs Blake, ich bestehe darauf, dass mit niemandem darüber gesprochen wird.«
    Antonia schüttelte den Kopf. Sie konnte es immer noch nicht fassen. »Ich werde darum beten, den nötigen Mut zu haben«, sagte sie.
    »Wenn Ihnen das hilft, Mrs Blake, dann müssen Sie genau das tun.«

55
    T WEED
    Die Elizabeth Street, mit ihrem idyllischen Blick über den Hyde Park, gehörte nicht zu den Teilen der Stadt, die Michael oft besuchte. Die Gegend war so schick geworden, voller Anwälte, Ärzte und Geistlicher, so dass sich sein Interesse daran in Grenzen hielt. Also war die Elizabeth Street die perfekte Adresse für jemanden, den er ohnehin schon nicht mochte.
    Mr Reeves Unterkunft war nicht schwer zu finden. Das Zimmer befand sich in einem zweistöckigen Holzhaus mit einem Schild am Tor, auf dem »Zimmer an seriöse Gentlemen zu vermieten« stand. Auf der anderen Seite der Haustür mit Glaspaneelen erstreckte sich ein langer, schmaler Flur, von dem mehrere verschlossene Türen abgingen. Auf einer Kommode stand eine Reihe von Briefkästen, auf denen sorgfältig Zimmernummer und Name des Mieters vermerkt waren.
    Der Mann schien ein wenig überrascht, als er seinem unangekündigten Gast die Tür öffnete. Er wirkte außerdem genauso rückgratlos, wie Albert ihn beschrieben hatte. Seine Kleidung bestand aus einem Hemd unter einer eher schäbigen Tweedweste zu Kniebundhosen, doch er benahm sich wie jemand, der sich für ausgesprochen wichtig hielt. Man konnte sofort erkennen, dass er ehrgeizig war.
    »Guten Abend«, begrüßte er Michael mit einem deutlichen Zittern in der Stimme. »Ich habe keinen Besucher erwartet …«
    »Mein Name ist Kelly. Ich bin ein Bekannter von Rhia Mahoney. Darf ich eintreten?«
    Mr Reeve wirkte, als würde er Michael gleich die Tür vor der Nase zuschlagen, deshalb stellte Michael vorsichtshalber einen Fuß auf die Schwelle. »Ich werde nicht viel Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen, Mr Reeve. Ich habe da nur

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