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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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Ihnen regelmäßig schreibt. Ich werde kein kostbares Papier mit dem Versuch vergeuden, Sie von meiner Unschuld zu überzeugen. Auf der Rajah wurde ein Mann ermordet. Vielleicht haben Sie davon auch schon gehört? Sein Name war Laurence Blake, und er war der angeheiratete Cousin von Antonia Blake, der freundlichen Quäkerin, bei der ich in London gewohnt habe. Laurence hat fotogene Porträts erstellt, und ehe er starb, hat er ein Porträt von fünf Gentlemen gemacht. Die Gentlemen saßen nicht für Laurence selbst Modell, und ich werde mich nicht mit den komplizierten Einzelheiten aufhalten, wie er an das Negativ des Porträts gelangt ist, doch eine Frau namens Eliza Green sollte es erhalten, die Mutter von Mrs Blakes Dienstmädchen Juliette. Laut Juliette, die, wie ich zugeben muss, ein wenig seltsam ist, ist einer der Männer auf dem Bild ein Mörder, und nur ihre Mutter kann ihn identifizieren. Ich habe keine Ahnung, weshalb, und während ich hier schreibe, wird mir klar, wie abwegig dies alles klingt. Soweit ich weiß, ist Eliza Green zurzeit als Haushälterin auf einer Schaffarm an einem Ort namens Rose Hill angestellt.
    Als Laurence starb, verschwand das Porträt aus seiner Kajüte. Das Negativ, das von Margaret, einer der Gefangenen auf der Rajah , sicher verwahrt wurde, ist ebenfalls verschwunden. Margaret starb, ehe wir Sydney erreichten und ehe ich herausfinden konnte, wo sie das Negativ versteckt hatte. Ich befürchte, sie trug es an ihrem Körper, und es ist bei ihr in ihrem wässrigen Grab. Das Verschwinden des Porträts ist ein Rätsel, das vielleicht mit Laurence’ Tod zusammenhängt oder auch nicht. Da die Rajah sich damals kurz vor dem Hafen von Rio befand, ist es möglich, dass er wegen seines Geldes umgebracht wurde, da seine Geldbörse ebenfalls gestohlen wurde. Vielleicht dachte der Mörder, das Porträt sei von Wert, da fotogene Zeichnungen immer noch sehr rar sind. Ohne das Bild werden wir nie wissen, ob einer der fünf Männer wirklich ein Mörder ist, oder ob Juliettes Nerven ein Phantom erfunden haben. Zwei der Gentlemen in dem Porträt waren mein Onkel Ryan und Mrs Blakes Ehemann Josiah. Bleiben nur noch drei.
    Während der Überfahrt hat man mich einem Botaniker als Gehilfin zugeteilt. Sein Name ist Mr Reeve, und er wirkt auf mich relativ vernünftig, wenn auch langweilig und etwas nervtötend. Wie Sie sehen, bin ich immer noch genauso intolerant wie früher. Um ehrlich zu sein, ist es noch schlimmer geworden. Ich habe einige Details des hier Geschilderten Mr Reeve anvertraut, in der Hoffnung, dass er vielleicht helfen könnte. Vielleicht hat er noch etwas herausgefunden?
    Ich hoffe, wir sehen uns eines Tages wieder.
    Rhiannon Mahoney
    Michael las den Brief ein zweites Mal, während Albert wartete, ruhelos mit den Zehen im Sand bohrte und rauchte. Dann faltete er das Blatt zusammen und steckte es kopfschüttelnd in seine Tasche.
    »Nun, was schreibt sie?«, wollte Albert ungeduldig wissen.
    »Hast du ihn nicht gelesen?«
    »Natürlich hab ich ihn nich gelesen.«
    Natürlich nicht. Er konnte nicht lesen. »Sie hat mir von einem Mord und einem gewissen Porträt und einem gewissen Botaniker erzählt.«
    »Reeve.« Albert sah aus, als hätte er etwas Fauliges gerochen.
    »Du magst ihn nicht?«
    »Er tut so, als sei er ein Gentleman, aber man kann sehen, dass er das nich is.«
    »Du weißt eine Menge, Meister Albert.«
    »Ich komm schon zurecht.«
    »Genau wie ich.« Michael grinste. Der Junge würde sich schon durchschlagen. »Gibt es noch irgendeinen anderen Grund, weshalb du diesen Mr Reeve nicht magst?«
    Albert wirkte einen Moment lang unsicher, dann zuckte er mit den Schultern. »Ich glaub, ich hab ihn in der Nacht herumschnüffeln sehen, als Mr Blake abgemurkst wurde, und wenn er nich so ein Schwächling wäre, tät ich sagen, vielleicht hat sogar er ihn ermordet.«
    Michael sah ihn scharf an.
    »Hast du das irgendeinem der Offiziere auf dem Schiff erzählt?«
    »Klar, hab ich. Wardell, dem Whitehall Guv.« Albert betrachtete seine nackten Füße und bohrte die Zehen in den Sand. »Wardell meinte, es hätte jemand Starkes, Schlaues sein müssen, und damit war Reeve aus dem Rennen. Er hat gesagt, ich soll aufhören rumzuschnüffeln und Ärger zu machen.«
    »Und hast du Rhia davon erzählt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie hatte schon genug Ärger, wo sie doch ihren Freund verloren hat.«
    »War Laurence Blake denn dann ihr Liebster?«
    Wieder zuckte Albert mit den Schultern. »Sie

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