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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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kommt.«
    »Emu ist ein Vogel?«
    »In der Tat. Und zwar ein sehr großer.«
    Rhia war egal, was sie aß. Nichts war von Bedeutung, außer dass sie auf den Stufen sitzen und die Gummibäume anschauen konnte, ohne das Gefühl zu haben, ihre alabasterfarbenen Stämme seien die Gitterstäbe ihres Gefängnisses. Der Himmel war indigoblau geworden und das Land zum Leben erwacht. Sie gehörte nicht hierher. Keiner von ihnen tat das. Die Geister dieses Landes wollten nur in Ruhe gelassen werden.
    Der Wirt servierte eine Art hausgemachtes Bier, und sie tranken auf die Freiheit und auf Irland. Michael erkundigte sich nach einigen Dingen, und sie erzählte ihm alles, was sie wusste: was in London passiert war und auf der Rajah .
    »Ich habe in Sydney deinen Mr Reeve besucht«, sagte er, als sie innehielt und einen Schluck aus ihrem Becher nahm. Das Bier war stark und scharf, und man konnte die Sonne und den Eukalyptus und die rote Erde darin schmecken. »Er ist ein Lügner«, fügte Michael hinzu und erklärte ihr dann, weshalb der Botaniker nicht die Wahrheit sagte. Rhias Kopf fing an sich zu drehen. War es möglich, dass Mr Reeve dazugehörte? Ausgeschlossen war es nicht, doch so ganz verstand es Rhia nicht. Michael wollte alles wissen, was ihr zu ihm einfiel, alles worüber sie gesprochen hatten, sein Verhalten ihr gegenüber, seine Reaktion auf Laurence’ Tod. Als Michael ihr erzählte, was mit dem Porträt geschehen war, wurde ihr Herz schwer.
    »Wie soll Eliza Green uns sagen, ob einer der Männer auf dem Bild ein Mörder ist, wenn das Porträt selbst zerstört wurde?«
    »Ich dachte, es gibt irgendwo eine Vorlage?«, wunderte sich Michael. »Funktioniert diese neue Technik nicht wie ein Stereograph?«
    Rhia schüttelte den Kopf. »Das Negativ besteht aus Papier und ging auf der Rajah verloren. Ich weiß nicht, was damit geschehen ist.«
    Michael wirkte nachdenklich. »Ich schlage vor, wir statten dieser Eliza einen Besuch ab. Die Schaffarm, auf der sie arbeitet, liegt diesseits von Sydney.« Er sah auf ihren Teller und freute sich, dass sie ihr Fleisch fast aufgegessen hatte. »Wir müssen bald los«, erklärte er.
    Das Passagierschiff nach Sydney war komfortabler und weniger voll als der Kahn, mit dem die Gefangenen flussaufwärts transportiert wurden. Rhia hatte genug Platz, um sich auf einer gepolsterten Bank auszustrecken, auch wenn sie nicht glaubte, in einer solchen Nacht auch nur ein Auge zutun zu können. Sie hatte noch nie so viele Sterne gesehen, und die Laterne der Göttin der Nacht war voll und hell.

57
    F LECHTWERK
    Ein Fluss hatte sie bei Sonnenaufgang von London weggebracht, und nun trug sie ein Fluss bei Sonnenaufgang Richtung Heimat. Den Straferlass verdankte sie doch sicher der Mühe von Mr Dillon? Würde er ihr je verzeihen? Wäre sie nicht auf der Rajah gewesen, dann würde Laurence noch leben.
    Rhia setzte sich auf und sah sich nach Michael um. Er saß am selben Platz wie vergangene Nacht, hinten im Schiff, wo er die Dinge im Auge behalten konnte. Er hatte etwas an sich, was ihr beim alten Michael Kelly nicht aufgefallen war, eine Art Skepsis. Er hatte sich verändert, genau wie sie. Als er merkte, dass sie wach war, gesellte er sich zu ihr.
    »Ich habe mit dem Kapitän gesprochen, und er ist bereit, uns am Rose-Hill-Anlegesteg rauszulassen, einige Meilen vor Sydney. Deine Truhe wird er bei der Hafenbehörde abliefern. Dort ist sie sicher.«
    Rhia nickte. »Ich frage mich, was Eliza wohl von den Vermutungen ihrer Tochter hält.«
    »Und was hältst du denn davon?«
    Ja, was hielt sie davon? Juliette gehörte zu einem anderen Leben. »Ich glaube, sie ist nicht sehr vernünftig und ziemlich seltsam. Aber ich vermute, dass grundsätzlich eine Chance besteht, dass sie recht hat.«
    »Ah ja, die Männer auf dem Bild.« Michael betrachtete aus zusammengekniffenen Augen die Baumreihe am Ufer, als versuche er etwas zu kombinieren. »Das sind Ryan und der Quäker Josiah Blake, aber was ist mit den anderen dreien, die noch am Leben sind?«
    »Mr Montgomery ist der Tuchhändler in der Regent Street, für den ich gearbeitet habe. Dann gibt es da noch seinen Geschäftspartner Mr Beckwith, und noch einen Quäker-Händler, Isaac Fisher. Er ist ein Freund der Blakes.«
    Michael nickte, während er seine Pfeife stopfte und aufs grüne Wasser hinaussah. Kleine silbrige Fische sprangen ganz in der Nähe vom Boot aus dem Wasser. »Weißt du irgendetwas über die Art ihres gemeinsamen Geschäfts?«, erkundigte sich

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