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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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der Männer ein Mörder ist, Mrs Green?«
    Eliza wirkte ein wenig benommen. Sie hatte eine Menge zu verdauen. »Ich kenne nur einen Mann, der umgebracht wurde, und das ist mein Ehemann«, sagte sie schließlich.
    Rhia und Michael ließen diesen Satz in respektvoller Stille verklingen.
    »Und was ist mit ihm passiert?«, erkundigte sich Michael leise.
    Sie war gewaltsam zur Witwe geworden und dann so verarmt, dass der Hunger sie dazu gezwungen hatte, Essen zu stehlen. Und als ob das noch nicht ausreichte, hatte man sie dabei erwischt, vor Gericht gebracht und von ihrem Kind getrennt.
    Michael schüttelte den Kopf. »Können Sie sich irgendeinen Grund denken, weshalb Juliette glaubt, dass einer der Männer auf dem Bild ihren Vater umgebracht hat?«
    »Nur falls sie ihn wiedererkannt hat … aber sie war noch klein.«
    »Sie muss aber einen starken Verdacht haben, wenn sie will, dass Sie das Bild sehen«, drängte Michael.
    »Oh, ich würde John Hannam auf jeden Fall erkennen. Ich habe ja selbst nach ihm gesucht. Aber Männer wie er sind schlau – die schrecken vor nichts zurück. Er ist auf meinem Herz herumgetrampelt und hat seinen dreckigen Abdruck hinterlassen.«
    Michael nickte, doch sein Blick wanderte dabei durch die Verandatüren hinaus über die Schafweiden. »Mrs Green«, begann er schließlich, »was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle, dass in zwei Wochen in Sydney ein Schiff Richtung London ablegt und Sie ein Ticket nach Hause haben könnten?«
    »Dann würde ich sagen, Sie haben keine Ahnung, was ein Dienstmädchen verdient, Mr Kelly.«
    »Was ich sagen will, Mrs Green, ist, dass ich auf diesem Schiff eine Anstellung als Schreiner habe, deshalb muss ich für meine Überfahrt nichts bezahlen. Ich habe Anlass zu dem Glauben, dass man Sie als Zeugin brauchen wird, und bin bereit, Ihre Überfahrt nach London zu übernehmen. Sehen Sie, ich ging davon aus, dass ich den Fährpreis für diese junge Dame hier bezahle, aber sie versichert mir, sie hätte selbst genug Geld.«
    Eliza warf sich Michael an den Hals. Zuerst lachte sie, dann weinte sie und dann schien sie beides gleichzeitig zu tun.
    Michael zwinkerte Rhia zu. »Ich würde sagen, sie ist einverstanden.«
    »Ja«, bestätigte Rhia. »Das würde ich auch sagen.«

58
    Sydney, 20. Oktober
    Wir sind den ganzen Tag gegangen, von Rose Hill zur George Street, und heute Nacht werde ich in einem Bett schlafen, einem richtigen Bett. Es ist schmal und hart und mein Zimmer ist schlicht, aber es riecht nach Sonnenschein und fühlt sich an wie ein Palast. Es ist das Heim eines Textilhändlers und seiner Frau. Sie sind Freunde von Michael Kelly und sehr liebenswürdige Leute.
    Michael ist stiller, als ich ihn in Erinnerung habe, doch Gefangener zu sein lässt einen still werden. Sein Freund, der Eingeborene, ist jedoch der Meister der Stille. Er macht noch nicht mal ein Geräusch, wenn er auf das trockene Unterholz des Eukalyptuswaldes tritt. Ich nehme mal an, er wusste genauso wenig, was er von mir halten sollte, wie umgekehrt. Er hat gehört, wie ich Michael nach den Namen von Blumen und Pflanzen frage, und hat daraufhin ab und zu auf etwas gezeigt und mir gesagt, wie es heißt, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es sich um die Namen in seiner Sprache handelt oder nicht. Dieser lachende Vogel heißt wohl Kookaburra, oder Rieseneisvogel, auch Lachender Hans. Der riesige weiße Sittich mit der gelben Haube ist ein Kakadu und die Eidechse von der Größe eines Krokodils ein Waran. Michael sagt, es gibt auch Krokodile, aber eher weiter nördlich. Ich hoffe, er hat recht.
    Ich fühle mich wie ein Eindringling in der Welt der freien Menschen, so wie einst in der Welt der Gefangenen. Ich glaube, ich kann es noch gar nicht richtig glauben, und ich scheine überhaupt nicht die Person von früher zu sein. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, wer oder was ich vorher war. Vielleicht hattest Du genau das im Sinn. Ich glaube nicht, dass es wirklich nötig war, auf einem stinkenden Schiff um die halbe Welt zu segeln, um mich zu verändern, aber ich verstehe jetzt, was Du meinst. Ich komme mir nicht gerade heldenhaft vor, wenn selbst das Geräusch eines vorbeifahrenden Karrens mich nervös macht. Ich habe meinen Schutzschild gegen die Welt verloren. Ich werde ihn wiederfinden, wobei es vermutlich ein Weilchen dauern wird.
    Heute haben wir Lamm und Kartoffeln zu Abend gegessen, und wir haben über Wolle gesprochen. Ich kann es mir leisten, in eine kleine Menge Merino zu

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