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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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die letzte Spalte fein säuberlich mit Eintragungen, während sie nebenher der Ankunft der Mahoneys lauschte.
    »Guten Morgen, Juliette!«, dröhnte Ryans Stimme ungewöhnlich fröhlich, was wahrscheinlich eine Gegenreaktion auf die ernste Miene des Dienstmädchens war.
    »Guten Morgen, Mr Mahoney. Sir, Miss.«
    Antonia erhob sich, glättete ihre Röcke, strich sich übers Haar und ging hinaus in den Flur. Juliette hielt einen rubinroten Mantel im Arm, doch Rhia Mahoney wurde von ihr verdeckt. Die Farbe ihres Mantels jedoch sprach Bände über Antonias neue Untermieterin.
    »Mrs Blake bittet Sie direkt in den Salon, wo es warm ist. Sie wird sofort bei Ihnen sein.« Juliette nahm Ryan seinen Umhang ab und führte die beiden ins Zimmer.
    Als Antonia den Salon betrat, wärmte sich Ryan gerade am Feuer, und Rhia betrachtete, mit dem Rücken zur Tür, die gerahmte fotogene Landschaft an der Wand. Es handelte sich um die Arbeit eines von Laurence’ Kollegen. Rhia wandte sich um. Antonia war völlig überrascht: Die junge Frau sah ihrem Onkel überhaupt nicht ähnlich. Ihre Gesichtszüge waren markant und dunkel, nicht hübsch, aber eindrucksvoll. Sie war klein, fast elfenhaft. Ihr Blick war ein wenig zu direkt, um wirklich respektvoll oder fein zu sein. Wenn Antonia es nicht besser wüsste, würde sie diese dunklen Augen als elfengleich bezeichnen.
    Ryan stellte sie einander vor, und Rhia warf der Landschaft einen letzten Blick zu, ehe sie vortrat und Antonia die Hand entgegenstreckte.
    »Gefällt Ihnen die Aufnahme?«, erkundigte Antonia sich, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. »Ist die Blässe der Bäume nicht fast ein wenig unheimlich?«, fuhr sie fort. »Was meinen Sie?«
    »Ja«, stimmte Rhia zu, obwohl sie fast schon argwöhnisch wirkte, als sie sich nochmals nach dem Bild umdrehte. Was für ein ungewöhnliches Wesen. Dann riss sie ihren Blick davon los und sah sich bewundernd um. »Das ist ein hübsches Zimmer«, stellte sie fest. »Wie wunderbar, die Wände in einer solch warmen Farbe zu tapezieren. Es wirkt wie ein Weizenfeld, auf das die Sonne fällt.«
    Das gefiel Antonia. Sie hatte sich mit dem Zimmer große Mühe gegeben. Nach Josiahs Tod wollte sie es unbedingt umgestalten. Die Wände waren bernsteingelb mit einem blassgelben Blättermuster. Sie hatte nicht nur fotogene Zeichnungen, sondern – erst kürzlich – auch einige Madonnenbilder aus ihrer Sammlung aufgehängt. Die französischen Polstersessel waren in einem hellen Safranton bezogen. Und der Frühstückstisch, der etwas zurückversetzt vor dem vorderen Fenster stand, war mit zartem weißem Porzellan gedeckt. Nun wirkte der Salon auch dann sonnendurchflutet, wenn nur blasses Winterlicht durch die Spitzenvorhänge fiel.
    Antonia taxierte Rhias Reisekostüm mit einem Blick. Es war modisch, aber nicht protzig. Sie war sich bewusst, dass sie selbst in ihrem hübschen Raum merkwürdig deplatziert wirken musste. Das düstere Grau, das sie zu tragen pflegte, war fast schwarz und wurde nur durch einen weißen Kragen aufgelockert. Ihr braunes Haar war wie immer in der Mitte gescheitelt und zu einem ordentlichen, von einem Netz bedeckten Knoten zurückgesteckt. Flüchtig dachte sie an eine Zeit zurück, als sie Kleider getragen hatte, die raschelten und wisperten, und als Perlen sanft an ihrem Hals geklappert hatten. Sie war überrascht, dass sie an ihr früheres Ich erinnert worden war. Brachte Rhia Mahoney Geister mit ins Haus?
    Antonia zwang sich zu einem strahlenden Lächeln. Sie war eine freundliche Gastgeberin. »Ich habe Sie etwas später erwartet, aber ich hätte daran denken sollen, dass Ihr Landauer so geschwind wie ein Rennwagen fährt, Ryan.« Ryan verbeugte sich mit einem Lächeln. Er war so lässig-elegant gekleidet wie immer, auch wenn er schrecklich aussah. Ohne Zweifel hatte es gestern Abend zu viel Bordeaux in seinem Club gegeben. Er war außerdem ungewöhnlich still.
    Antonia nahm Rhia am Arm und führte sie zum Frühstückstisch. »Kommen Sie! Sie sind nach der langen Reise bestimmt hungrig und müde. Wie wundervoll, Sie endlich kennenzulernen. Ich muss gestehen, dass ich von Ihrem Onkel schon viel über Sie gehört habe, so dass ich das Gefühl habe, Sie bereits ein wenig zu kennen. Ich freue mich so sehr, Sie hier zu haben, Rhia.«
    »Es war sehr freundlich von Ihnen …« Rhia schien nach Worten zu suchen, und Antonia bemerkte erleichtert, dass ihr Gast genauso aufgeregt war wie sie.
    »Nein, überhaupt nicht. Ich

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