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Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition)

Titel: Am Horizont das rote Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kylie Fitzpatrick
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denkbaren Arten fliegender Händler bevölkert. Ein kleines Mädchen mit wirren Haaren und einem Korb voller Maronen zupfte an Rhias Mantel, während Ryan sie zu seinem Wagen bugsierte. Wohin sie auch blickte, gab es qualmende Kaminschlote und geschwärzten Stein. Sie musste über ihre eigene Naivität schmunzeln, denn sie hatte Klassizismus und Eleganz erwartet.
    Nachdem ihr Reisekoffer an die Rückseite von Ryans glänzendem burgunderfarbenem Landauer geschnallt worden war und man ihr eine Decke aus kariertem Schottenstoff über die Knie gebreitet hatte, fuhren sie los. Rhia hatte kaum ein Wort gesagt und spürte, dass ihr Onkel sie beobachtete. Sie versuchte, ihre Verwirrung zu verbergen. »Ich … freue mich schon darauf, mehr von der Stadt zu sehen«, brachte sie wenig überzeugend heraus.
    »Das wirst du gleich!« Der Landauer fädelte sich in den Verkehrsstrom ein und verlangsamte auch dann sein Tempo nicht, als sie beinahe mit einem Milchwagen zusammengestoßen wären. Rhia warf Ryan einen Blick zu. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und er runzelte die Stirn, als sei er mit seinen Gedanken ganz woanders. Sein Gesicht war dünner und seine Kinnlinie markanter geworden, fand sie. Er brauchte eine Rasur. Ryan begegnete ihrem Blick und lächelte ihr spontan zu.
    »So, jetzt bist du endlich hier, um dir die Hauptstadt anzusehen. Es gibt so vieles, was ich dir zeigen möchte. Wir können am Ufer des Serpentine Sees einen Spaziergang machen, am Piccadilly einkaufen und in die Royal Opera gehen. Du wirst eine wunderbare Zeit haben. Ich wette, das ist genau das, was du jetzt brauchst. Und nun erzähl mir, wie es um die Gesundheit meines Bruders steht und wie deine Mutter zurechtkommt. Und von deinem Vorhaben, dir eine Anstellung zu suchen, was ich in höchstem Maße bewundernswert finde.«
    Aber noch ehe ihn Rhia daran erinnern konnte, dass das ja seine Idee gewesen war und nicht die ihre, sprach Ryan schon weiter. Er wirkte ein wenig gehetzt. »Wie ich bereits in meinem Brief schrieb, tut es mir aufrichtig leid, dass ich dir keine Unterkunft bieten kann. Aber da ich so viel Zeit am China Wharf verbringe, fand ich es überflüssig, einen zweiten Haushalt zu führen. Ich habe dort Platz für einen Schreibtisch, ein Bett und ein paar Vorräte. Normalerweise diniere ich in meinem Club, was zu meinem Junggesellenleben wunderbar passt!«
    Ryan lenkte den Landauer schneller, als es nötig oder sicher schien, an einem Fuhrwerk vorbei, das mit Kisten und Fässern beladen war. Es war unglaublich, dass die schmalen Straßen derart viele Wagen fassen konnten. In Bloomsbury, erzählte er, gab es unzählige Dachstuben, wo mehr hungrige Schriftsteller, Schauspieler und Künstler hausten als in den Mauern des Trinity College in Dublin. Er deutete auf die glänzenden Häuser der Händler und die Gebäude eines Herrn, den er kannte. Dann erkundigte er sich nochmals nach Connor und Brigit, als hätte er vergessen, dass er das bereits getan hatte.
    Rhia erzählte ihm, was es Neues gab, wobei sie immer wieder abgelenkt wurde, während ihr Blick über die Dächer von London schweifte. Die Industrie marschierte durch die Innenstadt wie eine Miliz aus Kaminen. Düstere Mietshäuser beherbergten in ihren Vorderzimmern ärmliche Läden. Vor einigen standen wackelige Tische, auf denen man billigen Schmuck und Krimskrams feilbot. Außerdem gab es dort vergilbte Kataloge und Büchsen mit einem Sammelsurium an Stiefelknöpfen. Das alles glich so gar nicht der Stadt, die sie sich vorgestellt hatte. Sie sah Ryan an und fragte sich, ob ihr die Enttäuschung anzumerken war.
    »London ist eine launische Geliebte«, bemerkte er ironisch. »Im einen Moment verführt sie dich und im nächsten stößt sie dich zurück.« Das schien eine recht melodramatische Bemerkung zu sein, und Rhia war sich nicht sicher, ob er sie verspottete. Sie nickte geistesabwesend und blickte einer Kutsche nach, die von zwei glänzenden Braunen gezogen wurde. Das Gefährt wurde scheinbar von einem riesigen Hut gelenkt, dessen Federschmuck so ausladend war, dass es sich dabei um das Nest eines großen Seevogels hätte handeln können.
    Rhia hatte kaum Zeit, die Schnitte der Kleider und Umhänge zu bewundern, die entlang von Hatton Garden wirbelten, als Ryan auch schon verkündete, sie hätten Cheapside erreicht. Hier schien nun jeder zweite Laden einem Schneider, Hutmacher oder Korsettmacher zu gehören, als ob die ganze Wirtschaft der Stadt sich nur

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