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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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gleich waren, so gut man sie auch angefertigt hatte. Er bemerkte den Unterschied, und der Admiral vielleicht auch. Nachdem Vilamarí das Buch gründlich geprüft hatte, gab er es ihm mit einem zynischen Lächeln zurück.
    »Von heute an verzichten wir auf den zweiten Band des
Roland
, und du liest uns
Tirant lo Blanc
bei den Mahlzeiten vor«, sagte er.
    »Wie Ihr befehlt, Herr Admiral.«
     
     
    Joan schrieb Miquel Corella und schilderte ihm seine Abenteuer. Am Ende seines Briefes erwähnte er, dass er in Neapel zwei weitere gedruckte Exemplare von
Tirant lo Blanc
entdeckt habe, und für jeweils zwölf Dukaten könne er sie ihm schicken. Da in Rom so viele Valencianer, Katalanen und Mallorquiner lebten, war er überzeugt, dass es dort viele Abnehmer für dieses Werk gab. Begierig wartete er auf die Antwort, denn er hatte mit Antonello vereinbart, dass er ihm die zwei Exemplare für nur sieben Dukaten abkaufen wollte.
    Miquel Corella antwortete schnell, dass er alle Exemplare brauche, die er besorgen könne, dass ihm zwölf Dukaten sehr wenig für ein so gutes Buch erschienen und dass es ihm unter keinen Umständen einfallen dürfe, den Preis zu senken, weil dies eine Beleidigung Valencias wäre.
    Joan schickte ihm unverzüglich die Bücher zu. Gleichzeitig bestellte er zehn weitere Exemplare bei Antonello, der sich wiederum bei seinem Freund Bartomeu in Barcelona versorgte. Joan nutzte die Bestellung, um sowohl dem Kaufmann als auch Gabriel, Abdalá und seinen übrigen Freunden einen zweiten Brief zu schicken. Er hatte ihnen während seines ersten Aufenthalts in Neapel geschrieben, und sie hatten ihm geantwortet und äußerten ihre Freude, dass sich seine Lage verbessert hatte.
     
     
    Ungeduldig sah Joan dem Sonntag entgegen. Er zog seine besten Sachen an, und mit umgegürtetem Degen wie ein Edelmann lief er zur Kathedrale Neapels. Dort wartete er an der Haupttür, weil er hoffte, Anna zu erblicken, doch viele Paare konnten der Beschreibung des
Signore
und der
Signora
Lucca entsprechen. Alle verheirateten Damen trugen Mantillen, die ihre Haare verhüllten, und manche benutzten eines der Enden, um sich damit den Mund zu bedecken. Darum versuchte Joan, Anna an ihren Augen zu erkennen. Je mehr Leute hineingingen, desto größer wurde seine Angst. Und wenn er sie nicht entdeckte?
    Schließlich, kurz vor dem Beginn der Zeremonie, nahm er wahr, wie eine Hand bebte, die das Ende einer Mantille hielt, und er glaubte, die Farbe dieser schönen Augen und ihren Lidschlag wiederzuerkennen. Ob es sich wirklich um Anna handelte? Ihr Blick, der nun eindringlicher war, störte den Ehemann, der Joan herausfordernd anstarrte. Dieser wandte sofort seinen Blick ab. Er wollte nicht, dass der
Signore
Lucca auf ihn aufmerksam würde. Er ließ noch ein paar Gläubige vorbei und trat dann in die Kathedrale. Aus der Ferne sah er, wie sich das Paar auf Plätze in einer der ersten Bänke setzte, die sie gewiss reserviert hatten.
    Sie trug ein bordeauxrotes Samtkleid, eine Mantille, die mit weißen Sternen bestickt war, und eine Perlenkette. Die Damen bedeckten sich das Gesicht nur auf der Straße, und darum suchte sich Joan einen Platz, von dem aus er sie sehen konnte, ohne dass ihn der Ehemann entdeckte: Er stellte sich neben eine Säule und wartete, dass sie ihr Profil zeigte. Zuerst erspähte er nur die sternenbesetzte Mantille, denn sie sprach mit ihrem Gatten. Doch kurz vor Beginn des Gottesdienstes, als sie nach vorn blickte, konnte er sie endlich sehen. Es war Anna! Antonello hatte recht, sie war wunderschön.
    Während der Messe schlug Joan das Herz bis zum Hals. Er grübelte, wie er sich mit Anna in Verbindung setzen konnte, ohne dass es der andere merkte. Sicher hatte ihn Anna gesehen und fragte sich, ob er sie wiedererkannt hatte. Vielleicht war sie ebenso aufgeregt wie er. Nach der Zeremonie suchte er sich einen Platz nahe bei der Tür, wo sich die Leute ganz sicher drängen würden. Beim Warten verhielt er sich unauffällig, um zu vermeiden, dass der
Signore
Lucca auf ihn aufmerksam wurde. Der Mann war groß und schlank, über die vierzig hinaus, trug einen Degen im Gürtel und wirkte energisch und anmaßend. Er war nicht der Alte, den sich Joan gern vorgestellt hätte. Anna nahm ihn am Arm. Sie lief hoch aufgerichtet und würdevoll, doch Joan nahm an ihr eine leicht unterwürfige Haltung wahr, die er nie zuvor bemerkt hatte. Beide begrüßten die Umstehenden, und wenn sie lächelte, war sie noch schöner, wobei sie allerdings

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