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Am Horizont die Freiheit

Am Horizont die Freiheit

Titel: Am Horizont die Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Molist
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Burgen vor der Stadt. Vor vierzig Jahren ermordeten sich diese Familien gegenseitig auf den Straßen, und jede versuchte, ihren Kandidaten zum Papst zu machen. Die verängstigten Kardinäle wählten einen neutralen Kardinal, um den Konflikt zu überwinden. Der Kardinal stieg als Kalixt  III . auf den Thron. Er war Ausländer, siebenundsiebzig Jahre alt und schwer krank. Man erwartete, dass er nach wenigen Tagen sterben würde. Man wollte Zeit gewinnen. Doch sobald dieser Alonso de Borja ernannt war, gewann er wunderbarerweise seine Gesundheit zurück und umgab sich mit seinen Landsleuten – Valencianern, Aragoniern, Katalanen, Mallorquinern, Sizilianern, Sarden und Neapolitanern. Damals herrschte der König von Aragonien auch in Neapel.
    Die Römer nannten sie alle ohne Unterschied
Catalani
, und diese ›Katalanen‹ ermöglichten es dem Papst, sich vom ständigen Druck der Colonnas, Orsinis und einer endlosen Liste von Familien und Sippen zu befreien, die das Papsttum kontrollieren wollten. Ein ausländischer Papst hat es in Rom sehr schwer. Es genügt nicht, gut zu sein. Man muss mächtig sein.
    Doch drei Jahre später, als dieser Papst mit dem Tode rang, stürmte der Pöbel auf die Straße und machte Jagd auf uns. Die Colonnas und Orsinis hetzten ihn mit dem Schlachtruf ›Tod den Katalanen‹ auf. Sie brachten so viele um, wie sie konnten, und überfielen unsere Häuser. Viele flohen. Aber andere, wie Rodrigo de Borja, unser jetziger Papst, blieben und trotzten dem Tod.«
    »Haben die
Catalani
so viel Böses getan, dass man sie dermaßen hasste?«
    Miquel Corella ließ wieder ein gezwungenes Lachen hören und warf Joan einen finsteren Blick zu, der ihn auf den Gedanken brachte, dass er ihn nicht gern als Feind haben wollte.
    »Unser Verbrechen bestand darin, dass wir die mächtigen römischen Familien störten, die daran gewöhnt waren, den Papst wie eine Marionette zu lenken. Wie kann ein Papst seinen göttlichen Auftrag erfüllen, wenn ihm ständig ein Degen an der Gurgel sitzt und ihm sagt, was er tun soll? Unser Papst hat eine unabhängige vatikanische Macht eingeführt, die auf militärischer Stärke beruht, das einzige Argument, das diese Leute verstehen.« Der Valencianer ließ ein unheimliches Lachen hören.
    »Es ist doch sonderbar, dass sie uns mit solcher Wut angegriffen haben«, meinte Joan.
    Miquel hielt an, um den jungen Mann mit einem finsteren und eindringlichen Blick zu durchbohren, der ihn zusammen mit seiner platt gedrückten Nase gefährlich aussehen ließ. Dieser Blick zeigte Entschlossenheit und Wut. Joan sagte sich noch einmal, dass dieser Mann als Gegner gewiss fürchterlich war.
    »Nein«, widersprach er. »Das ist nicht nur gegen uns gerichtet. Es geht um eine römische Tradition. Als Pius  II . starb, der aus Siena stammte, stürzte der Pöbel auf die Straße und rief: ›Tod den Sienesen!‹ Sie brachten alle um, die sie erwischten. Als Paul  II . starb, wurden die Venezianer ausgeplündert und ermordet, und als Sixtus  IV . starb, kamen die Genuesen an die Reihe. Ein weiterer römischer Brauch ist es, den Palast des Kardinals, der zum neuen Papst gewählt wurde, zu überfallen und zu plündern. Auf diese Weise bekommen die armen Römer einen Anteil an den Schätzen des Papsttums.«
    »Also ist es gefährlich, als Ausländer in Rom zu leben«, folgerte Joan.
    »Das ist es, wenn der Papst zu deinem Volk gehört und im Sterben liegt«, bestätigte Miquel. »Aber mach dir keine Sorgen. Unser Papst Borgia erfreut sich ausgezeichneter Gesundheit. Er ist wie ein Stier. Außerdem nennen sie jetzt alle
Catalani
, die von der Iberischen Halbinsel kommen, auch die Kastilier, Basken, Portugiesen und die Italiener aus dem Süden, die dem Papst dienen. Wir sind viel mächtiger als noch unter dem vorherigen Borgia-Papst. Diesmal werden sie es viel schwerer haben.«
    Sie setzten ihren Weg fort. Joan dachte schweigend nach.
    »Dich erwarten ein paar Jahre des Wohlergehens in Rom«, fuhr Miquel nach einer Weile fort. »Genieße es. Es ist eine schöne Stadt. Sie zieht die besten Künstler der Welt an, und sie versteht es, sich des Lebens zu erfreuen.«
    »Aber es kommt der Tag, an dem es hier gefährlich wird«, entgegnete Joan.
    Miquel schnaufte.
    »Die Stadt ist jeden Tag gefährlich«, sagte er. »An jedem Morgen treiben mehrere Leichen im Tiber, in den man hier den Unrat wirft. Aber wenn unser Papst stirbt, wird das hier zu einer tödlichen Falle für dich und deine Familie. Dann musst du

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