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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Vollkommer
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war außer sich vor Lachen. Jacks Predigt konnte beginnen.
    »Das anstrengende Schachspiel an Bord hat mich zwar müde gemacht, aber ein bisschen von der Sprache möchte ich trotzdem lernen«, sagte Jack, als die zwei Männer sich bei einer abendlichen Tasse Tee entspannten.
    »Der Tee erinnert mich daran, dass du einen Begriff für ›Mein Kelch fließt über‹ hattest, den ich noch nicht kenne, Mike. Was war er noch mal?«
    Auf dem Tisch vor ihm lag schon ein Notizbuch neben einer offenen Bibel bereit. Zwei Seiten davon wurden mit neuen Worten und Ausdrücken gefüllt, bevor die Männer ins Bett gingen.
    »Und wann kriege ich meine Revanche?«, fragte Mike.
    »Wofür?«
    »Für das verlorene Schachspiel natürlich!«
    »Dafür gibt es morgen Zeit, lieber Mike! Gute Nacht!«
    »Übrigens, Jack. Wir sind dir sehr dankbar.«
    »Dankbar?«
    »Für das Haus. Ich weiß nicht, wie Margaret im alten Missionshaus ohne funktionierende Heizung, Abwasserrohre und fließendes Wasser zurechtgekommen wäre. Dass der Vorgesetzte unserer Missionsgesellschaft anordnet, dass extra für uns ein neues Haus gebaut wird, damit hätten wir nie gerechnet. Wir hätten uns auch nicht getraut zu fragen und waren schon bereit, primitiv zu leben.«
    »Und gerade deswegen gönne ich es euch, Mike, und hab es sehr gerne gemacht. Mach’s gut und Gute Nacht. Danke für die tolle Gastfreundschaft!«
    Bis in die Nacht hinein blieb Jacks Nachttischlämpchen an, während er neue Sätze wiederholte, laut vor sich hin sprach und auswendig lernte.

    »Zwei Tage Beratungen in vier Sprachen, ich glaube, ich halte es nicht aus, Terry. Inuktituk, Inuinaktun, Cree und Englisch. Wie beim Turmbau von Babel. Und dazu noch die geistliche Atmosphäre. Warum sind Christen derart intensiv, ernst und angespannt, wenn sie zusammenkommen und sich austauschen? Und immer müde. Manchmal fehlt mir die Geduld, meine Mitarbeiter unablässig zu bemitleiden. Und dann bekomme ich Gewissensbisse, weil sie doch alle hervorragende Arbeit leisten und es verdienen, bemitleidet zu werden. Bei wem können sie sonst ihre Sorgen ausschütten?« Jack blickte seinen Freund an.
    Terry Buckle war Bischof des Yukon, des Territoriums, das westlich an die Northwest Territories angrenzte, mit Alaska auf der anderen Seite. Ein Diavortrag von Jack in Toronto viele Jahre zuvor im Jahr 1962 hatte ihn und seine damalige Verlobte, Blanche, überzeugt, dass auch sie in diese Arbeit mit einsteigen sollten. Jack war ihr Mentor und Leiter gewesen, als sich die jungen Missionare mit den Widrigkeiten der Isolation und den hartnäckigen Wetterverhältnissen auf der tief verschneiten Victoria Island auseinandersetzten. Inzwischen war Terry Jacks engster Freund, ein Gegenüber auf Augenhöhe, der ähnliche Lasten der Verantwortung zu tragen hatte.
    »Ich wäre nicht mehr hier, wenn du damals für mich und Blanche kein geduldiges, offenes Ohr gehabt hättest, Jack«, antwortete Terry. »Und die vielen Sprachen, das ist die unmittelbare Frucht der Arbeit, findest du nicht? Du wärest doch traurig, wenn alles nur auf Englisch geredet würde. Aber jetzt besteht die Hälfte aller Versammelten aus Einheimischen! Sogar Indianer sind dabei, früher Erzfeinde der Eskimos. Übrigens: Schnall dich an, wir landen gleich in Yellowknife. Erinnerst du dich an meine harten Anfangsjahre? Als ich noch nicht verheiratet war und mir panische Sorgen um Blanche machte, weil sie im Süden war, dazu noch krank, und wir keine Kommunikationsmöglichkeiten hatten? Ich wollte die Flinte ins Korn werfen, aber du hast mich überredet, meine Sorgen auf den Herrn zu werfen und die Arbeit auf Viktoria Island weiter aufzubauen. Du warst verständnisvoll, aber streng. Deine Antwort auf mein verzweifeltes Schreiben war ein Paket voller Tonbänder, die mir helfen sollten, die Sprache schneller zu lernen.«
    »Die Tonbänder. An sie erinnere ich mich gut. Waren darauf Predigten, oder wie haben wir das gemacht? Kein Wunder, dass ich meinen Gurt nicht finde, du sitzt drauf, Terry! «
    »Oh, sorry. Alles Mögliche. Auch die neuesten Witze und Anekdötchen. Die Sprache mit dir zu lernen war mehr Unterhaltung als Arbeit. Und noch eine Sache werde ich nie vergessen …«
    »Und die wäre?«
    »Du hast deine Karibustiefel nie ausgezogen, wenn du zu uns ins Haus kamst, weil der Boden zu kalt war. Du kamst fröhlich ins Wohnzimmer herein, hast dich mit deinen dicken Stiefeln auf unsere alte Couch hingestreckt, deine Beine übereinandergeschlagen, Arme

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