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Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis

Titel: Am Rande der gefrorenen Welt - Die Geschichte von John Sperry Bischof der Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Vollkommer
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in einem etwas besseren Licht erscheinen ließen als Little Roy. Little Roy, inzwischen nun mal »big« geworden, trug die Demütigung mit wohlwollender Würde.
    »Also, Kinder …« Fünf Augenpaare blickten erwartungsvoll in sein Gesicht. »Eines Tages mussten Little Jack und Little Roy zu ihrer Großmutter, merkt euch, zu der frommen Großmutter, bei der sie immer besonders brav sein mussten. An jenem Tag mussten sie besonders lieb sein, weil der Fotograf da war und ein Familienbild machen sollte. Aber Little Roy mochte es nicht, sich fotografieren zu lassen, wie ihr ja wisst …« Und so ging es fort.
    »Sind deine Eskimofreunde genauso albern und lustig wie du?«, fragte Nicky, Roys zweite Tochter, eines Tages neugierig.
    »Sie waren ganz nüchterne Menschen, bevor dein Onkel ankam«, rief Auntie Betty aus der Küche, wo sie gerade Kartoffeln schälte.
    »Und jetzt sind sie noch schlimmer als ich!«, ergänzte Jack.
    »Erzähl doch die Geschichte von dem Motorschlitten, Dad!«, schlug John vor.
    »Die kannst du besser erzählen als ich, Johnny.«
    Sein Sohn stand schon in den Startlöchern.
    »Also pass auf, Nicky. Einige Eskimos wollten Dad einen richtigen Streich spielen. Für seine Streiche war er selbst ja schon berüchtigt. Eines Nachts schlichen sie sich in die Garage des Missionshauses, wo Dads Motorschlitten geparkt war. Sie hatten Farbtöpfe dabei. Und strichen den Schlitten in einer grellen Grünfarbe an, mit riesigen gelben Punkten drauf. Stellt euch vor, wie sehr die Menschen lachten, als der Pastor auf einem großen, giftig aussehenden Käfer in der Gegend herumfuhr. Und lachen können die Eskimos, du solltest sie mal hören, Nicky!«
    »Und wie fandest du ihren Streich, Uncle Jack?«
    »Oh, ich fand ihn noch lustiger als sie! Mein modischer neuer Motorschlitten gefällt mir sehr!«
    Die kurzen Sommerwochen des kulturell vielfältigen Großfamilienlebens gingen viel zu schnell vorbei. Es sollte drei Jahre dauern, bevor sich die zwei Familien wiedersahen. Es gab unter den Kindern Überlegungen, ob man nicht einmal tauschen sollte: Roys Töchter mit nach Coppermine schicken und Angela und John mit Uncle Roy nach Afrika. Den Plan legten die Cousins aufgrund praktischer Hindernisse doch wieder auf Eis. Der Abschied wurde allerdings durch die Aussicht auf Jacks Besuch in Nigeria, inzwischen von seiner Frau genehmigt, leichter gemacht.
    »Dad bringt mir eine Eidechse aus Nigeria mit«, flüsterte Johnny seinen Cousinen zu, bevor das Auto zum Flughafen losfuhr.
    »Und wenn ich meinen Nichten zwischendrin nicht zu viele Geschichten erzählen muss, wird euer Gästehaus der ideale Ort sein, um das Markusevangelium zu übersetzen«, waren Jacks Abschiedsworte.

Menschenfischer an den Enden der Erde
    »Inukhuiktinguktitauniaktuhi. Inukhuiktinguktitauniaktuhi«, murmelte Jack.
    »Alles in Ordnung, Dad? Führst du nur Selbstgespräche?«
    »Halte dich etwas fester, John, sonst landest du auf dem Eis, oder noch schlimmer, im Eis. Ich möchte dich nicht als Eiszapfen nach Hause bringen.«
    Der Schlitten glitt mühelos durch die weiße Landschaft. Es war Fischfangsaison, die Netze hingen unter der vereisten Oberfläche des Coppermine-Flusses und der Arktislachs war schon gesichtet worden. Das Überleben im Winter hing für Menschen und Hunde jetzt vom Gelingen dieses Fangs ab.
    »Ich denke nur laut nach, John. Zuerst dachte ich, der Satz ›Ich werde dich zu einem Menschenfischer machen‹ – weißt du, das, was Jesus zu Petrus sagte – wäre ausnahmsweise ein Vers, den man problemlos übersetzen könnte. Fischen ist eins der wenigen Dinge, die unsere Leute und die im Orient in den Zeiten von Jesus gemeinsam hatten. Aber weit verfehlt! Das Inuinaktun-Wort für ›fischen‹ ist viel zu aggressiv, meinen die Gemeindeältesten. Menschen fischen wäre in ihren Worten etwas Grausames. Ich sollte ein Wort finden, das so was wie ›suchen mit guter Absicht‹ bedeutet, damit sie das richtig verstehen, was Jesus meinte.«
    In seinen Predigten hatte er solche Begriffe bisher immer umschrieben, um die Situation zu erklären. Diese Bibelgeschichten nun schriftlich festzuhalten, stellte ihn vor ganz andere Hürden.
    »Und was hat das alles mit ›inuktuktuktuktuk…‹ oder was auch immer zu tun, Dad?«
    »›Inukhuiktinguktitauniaktuhi‹ heißt es, John. Es hat alles mit diesem Wort zu tun. Hier, nimm du kurz die Zügel. Und leicht nach rechts, da sind die Netze. In diesem langen Wort steckt die kleine Silbe ›huik‹

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