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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hast deine Glore Fryden bereits geleert, nicht wahr?«
    »Hinfort mit dir«, erwiderte er.
    Sie lachte. »Oh, du bist wirklich gut. Ich denke, ich werde dich behalten.« Dann war ihre Stimme verschwunden, und Solon brach auf den Steinen zusammen. Khali war in Cenaria. Die Ursuuls würden Ferali erschaffen, und die Rebellen würden abgeschlachtet werden. All seine Dienste hier waren umsonst gewesen. Alles, was er soeben erfahren hatte, umsonst. Er hätte schon vor zwölf Jahren nach Hause zurückkehren sollen, nach Seth. Er war gescheitert.
    Er öffnete die Augen und sah einen der Seelengeschworenen, die eingehüllt waren in schwere Zobelumhänge; ihre Gesichter waren unkenntlich gemacht hinter ausdruckslosen, schwarzen Masken. Sie besahen sich die Toten entlang der Mauer. Ab und zu blieb einer von ihnen stehen, zog ein Schwert und stieß zu. Anschließend wischten sie die Schwerter ab, damit das Blut nicht auf den Klingen gefror. Sie kamen auf ihn zu. Es gab nichts, was er hätte tun können. Er war gefesselt, und der Horizont war noch kaum grau. Keine Waffen. Keine Magie. Die Vir waren sein einziger Ausweg. Selbst wenn es Selbstmord war, würde er zumindest viele von ihnen mitnehmen können.
    Vielleicht konnte er sie überlisten. Wenn er überlebte, könnte er Khali bekämpfen. Sie war nicht unbesiegbar. Sie war keine Göttin. Er hatte gerade mit ihr gesprochen. Er hatte sie verstanden. Er konnte gegen sie kämpfen. Er brauchte lediglich die Macht dazu.

    Solon hämmerte das Herz in der Brust. Es war genau das, wovon Dorian gesagt hatte, er selbst würde in Versuchung geführt werden, es zu tun. Solon hatte gedacht, die Versuchungen hätten aufgehört, aber dies war die letzte. Die härteste. Dorian hatte recht. Er hatte in allem recht gehabt.
    O Gott … Herr, wenn du da bist … Ich verachte mich selbst dafür, dass ich jetzt bete, da ich nichts zu verlieren habe, aber verdammt, wenn du mir einfach hilfst zu überleben …
    Solons Gebet wurde unterbrochen, als ein schwerer Leichnam auf ihn herabfiel. Solon öffnete den Mund und holte tief Luft. Er atmete gerade aus, als warmes Blut von der Leiche in seinen Mund rann. Es war metallisch und begann bereits zu gerinnen.
    Er hätte das Blut beinahe erbrochen, das sich über sein Kinn ergoss, seinen Hals, durch seinen Bart, aber er erstarrte, als er einen Fuß auf einem Stein in der Nähe scharren hörte.
    Der Seelengeschworene zog den Leichnam von ihm herunter, aber er ging nicht weiter.
    »Sieh dir den an, Kaav«, sagte er mit einem schweren khalidorischen Akzent.
    »Noch ein Schreier. Ich liebe es, wenn sie das tun«, erklang eine zweite Stimme. »Muss die Männer ziemlich sauer gemacht haben, hm? Muss einer der Ersten gewesen sein, die den Verstand verloren haben, wenn sie ihn so gefesselt haben.«
    Der erste Seelengeschworene trat näher und beugte sich über Solon. Dieser konnte hören, wie der Atem des Mannes durch die Maske auf seinem Gesicht zischte. Der Mann stand da und trat Solon in die Nieren.
    Schmerz durchzuckte ihn, aber er gab keinen Laut von sich. Der Mann trat wieder und wieder nach ihm. Beim dritten
Mal verriet sein Körper ihn, und Salon spannte die Muskeln an. Es war einfach zu schwer, schlaff dazuliegen.
    »Er lebt noch«, sagte der Mann. »Töte ihn.«
    Solon sprang das Herz in die Kehle. Es war vorüber. Er musste die Vir ergreifen und sterben.
    Warte. Der Gedanke war so ruhig, so simpel und klar, dass er den Eindruck hatte, als käme er von außerhalb seines Körpers.
    Solon hielt still.
    Sobald ich Stahl höre, werde ich … Er wusste es nicht. Würde er die Vir ergreifen? Dann würde Khali ihn bekommen.
    Der andere Mann grunzte. »Scheiße, meine Klinge ist festgefroren. Ich hätte schwören können, dass ich sie saubergewischt habe.«
    »Ah, vergiss es. Bei der Kälte und seinen Blutungen wird er in fünf Minuten tot sein. Wenn er sich aus den Seilen hätte befreien können, hätte er es getan, als Sie durchgekommen ist.«
    Und sie gingen davon.

40
    Als Vi erwachte, gefesselt an Handgelenken, Knöcheln, Ellbogen und Knien, war das Erste, was sie sah, eine Frau in mittleren Jahren mit dünnem, ergrauendem braunem Haar, einem klobigen Körper und der Haltung einer Frau, die niemals etwas anderes getragen hatte als praktische Schuhe. Außerdem hatte sie ein rundes, gefurchtes Gesicht und durchdringende Augen. Die Maja starrte sie an. Ein Feuer brannte hinter Vi, und ein kleines Bündel in ihrer Nähe, bei dem es sich wahrscheinlich
um Uly

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