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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Kameradschaft, deine …«
    »Meine Liebe«, sagte Solon. »Die hast du, Kaede. Ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt.«
    Ihre Miene leuchtete auf, genauso wie sie es getan hatte, als sie noch klein gewesen war und er ihr ein besonderes Geschenk gemacht hatte. »Ich habe dich vermisst«, erwiderte sie.
    »Ich habe dich auch vermisst«, sagte er, und in seiner Kehle bildete sich ein Kloß. »Ich befürchte, dass ich dir nie habe erklären können, warum ich gehen musste …«
    Sie trat dicht an ihn heran und legte ihm einen Finger auf die Lippen. Bei ihrer Berührung überliefen ihn Schockwellen. Das Herz donnerte ihm gegen die Rippen. Ihr bloßer Duft überflutete ihn. Sein Blick konnte keinen Ruheplatz finden, während er sie betrachtete. Jede schöne Linie, jede Kurve, jede Farbe führte zu einer weiteren und zu einer weiteren.
    Lächelnd legte sie ihm eine Hand auf die Wange.
    Oh, Götter. Ich bin verloren. Sie hatte den gleichen unsicheren, schwankenden Blick wie an jenem letzten Tag, als sie ihn geküsst hatte und er ihr beinahe die Kleider vom Leib gerissen hätte. Sie küsste ihn, und ihre Lippen waren die ganze Welt. Sie begann zaghaft und strich ihm nur mit diesem exquisiten, weichen Mund über die Lippen, bevor sie anfing, daran zu saugen. Plötzlich war sie aggressiv, geradeso wie sie es an jenem Tag gewesen war, als habe sich die Leidenschaft während der langen Zeit seiner Abwesenheit in ihr aufgestaut. Sie presste sich an ihn, und er stöhnte.
    Als sie sich von ihm löste, ging ihr Atem in harten Stößen, und ihre Augen waren feurig. »Komm in meine Gemächer«, sagte sie. »Diesmal schwöre ich, dass meine Mutter nicht hereinplatzen wird.«
    Sie stieg eine hohe Stufe hinauf und sah ihn über die Schultern an, während sie einige Schritte von ihm weg tat. Mit wiegenden Hüften grinste sie
teuflisch und schob den Nagika-Streifen von ihrer Schulter. Er versuchte, ihr zu folgen, rutschte aber zurück an seinen Platz auf dem Boden.
    Kaede zog den goldenen Gürtel von der Taille und ließ ihn achtlos fallen. Solon mühte sich, die verdammte Stufe zu erklimmen. Irgendetwas raubte ihm den Atem.
    »Ich komme«, sagte er keuchend.
    Sie tänzelte, und die Nagika fiel in einer seidenen Pfütze zu Boden. Ihr Körper bestand nur aus bronzefarbenen Kurven und leuchtenden Wasserfällen schwarzen Haares.
    Er hustete. Er konnte nicht atmen. Er hatte dies einmal weggeworfen, und er würde es nicht wieder aufgeben. Er hustete abermals und fiel auf die Knie.
    Kaede war direkt vor ihm auf der anderen Seite des Flurs; sie lächelte, und das Licht spielte über ihren schlanken Körper, ihre unvorstellbar langen Beine, ihre schmalen Knöchel. Er rappelte sich wieder hoch und stemmte sich erneut gegen die Seile.
    Warum lächelt sie? Kaede würde nicht lächeln, wenn er erstickte.
    Kaede würde sich überhaupt nicht so verhalten. Eine Frau, die zehn Jahre lang Königin gewesen war, würde nicht so schnell sämtliche Barrieren fallen lassen. Sie war alles, was er erhofft oder sich vorgestellt hatte - die echte Kaede würde maßlos wütend auf ihn sein.
    Urplötzlich löste die Vision sich auf, und Solon war wieder auf der Mauer. Er starrte über den Rand, und einzig die Seile verhinderten, dass er in den Tod stürzte.
    Um ihn herum starben Männer auf grauenhafte Weise. Bei einem war der Bauch auf das Dreifache seiner normalen Größe angeschwollen, und er streckte immer noch die Arme in die Luft, als stopfe er sich Essen in den Mund. Ein anderer war purpurn angelaufen und schrie jemanden an, der nicht da war, aber er schrie nicht länger Worte. Seine Stimme war zerstört, und ab und zu hustete er, und Blut schoss ihm aus
dem Mund. Aber er hörte niemals auf zu schreien. Ein anderer kreischte: »Meins! Es ist meins!«, und trommelte mit den Händen gegen die steinerne Mauer, als würde sie ihn angreifen. Seine Hände waren blutige Stümpfe, aber er hielt nicht inne. Andere lagen tot da, ohne einen Hinweis darauf, wie sie zu Tode gekommen waren.
    Viele hatten sich auf die eine oder andere Weise selbst getötet, aber einige waren mit Magie versengt worden oder explodiert. Die Mauer war rot von ihrem bereits gefrierenden Blut. Das Tor war in Stücke gesprengt worden, während er sich in seiner Trance befunden hatte, und dunkle Gestalten marschierten jetzt auf sie zu; sie trieben das Auerochsengespann an, das den riesigen Wagen zog.
    Es war Khali. Daran hatte Solon keinen Zweifel.
    »Ist Dorian schon wahnsinnig geworden?«,

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