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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Heimweg. Ein einziger Blick auf ihre Gesichter genügte, und sie wusste, dass sie kein Glück haben würde, sie zu etwas anderem zu überreden. Sie waren müde und hatten wahrscheinlich Befehl, den Lae’knaught nicht in die Quere zu kommen, die sich manchmal so weit nach Osten wagten. Elene ließ sie ziehen. Wichtiger als die Stadtwache war jetzt Kylar. Auch er
war hier vorbeigekommen. An einem Punkt hatte er die Entführerin und Uly überholt - denn er hatte nicht nach ihnen gesucht.
    Aber sie war inzwischen fast in Torras Bend angelangt. Heute Nacht würde sie in einem Bett schlafen. Baden. Dann würde sie herausfinden, ob die Entführerin auf dem Weg nach Cenaria war, wie sie es vermutete. Und sie würde ein heißes Mahl zu sich nehmen. Elene träumte vor sich hin, als sie die Lae’knaught sah.
    Sie versperrten die Straße, die hier südlich von Torras Bend mitten durch ein riesiges Weizenfeld führte. Wenn Elene ihnen ausweichen wollte, würde sie meilenweit nach Osten reiten und das Risiko eingehen müssen, in Ezras Wald zu geraten, in dem es angeblich spukte. Wie die Dinge lagen, war es dafür zu spät. Die Männer hatten sie bereits gesehen, und die Ritter hatten gesattelte Pferde und waren gerüstet, ihr im Zweifelsfall nachzusetzen.
    Elene ritt direkt auf sie zu, wobei sie sich plötzlich mit allen Sinnen der Tatsache bewusst war, dass sie eine Frau und allein unterwegs war. Es waren sechs Männer, alle bewaffnet, und als sie sich näherte, verstellten sie ihr alle den Weg. Über Kettenhemden trugen sie schwarze Wappenröcke mit dem Emblem einer goldenen Sonne: Das reine Licht der Vernunft, das die Dunkelheit des Aberglaubens zurückdrängte. Sie war noch nie einem Lae’knaught begegnet, aber sie wusste, dass Kylar nicht viel von dieser Rasse hielt. Sie gaben vor, nicht an Magie zu glauben, hassten sie aber gleichzeitig. Kylar sagte, sie seien nicht mehr als Schläger. Wenn sie Khalidori wirklich hassten, wie sie behaupteten, wären sie Cenaria zu Hilfe geeilt, als der Gottkönig das Land überfallen hatte. Stattdessen hatten sie wie Geier abgewartet,
unter den flüchtenden Cenariern Rekruten angeworben und im Land geplündert.
    Einer der stehenden Ritter trat vor. Er hielt seine vier Meter lange Eschenlanze mit einiger Vorsicht. Sie sah zu lang aus, als dass man sie zu Fuß benutzen sollte, aber Elene wusste, dass die Unbeholfenheit der Ritter in dem Moment verschwinden würde, in dem sie aufsaßen. »Halt, im Namen der Bringer der Freiheit des Lichtes«, sagte er. Elene schätzte ihn auf nicht mehr als sechzehn Jahre. Als sie anhielt, trat er weiter vor und griff nach den Zügeln. Sie war sich nicht sicher, weshalb die Männer so nervös waren, dann begriff sie, was sofort augenfällig hätte sein sollen. Als sie eine alleinreisende Frau sahen, sahen sie Verletzbarkeit. Keine normale Frau würde allein reisen, daher konnte sie keine normale Frau sein. Sie musste eine Hexerin sein. Elenes Magen krampfte sich zusammen.
    »Was für ein Glück«, sagte Elene und seufzte, als sei sie erleichtert. Beinahe hätte sie gesagt: Dank sei dem Gott , aber sie dachte, dass die Lae’knaught auch nicht an Götter glaubten. »Könnt Ihr mir helfen?«
    »Was ist denn los? Was habt Ihr allein auf diesen Straßen zu suchen?«, fragte einer der älteren Männer.
    »Habt Ihr eine junge Frau gesehen, vielleicht mit rotem Haar, die mit einem kleinen Mädchen reist? Vor vielleicht zwei Tagen? Nein?« Elene sank in sich zusammen, und der plötzliche gequälte Ausdruck auf ihrem Gesicht war echt, auch wenn das Zusammensinken nach den vielen Stunden des Reitens schmerzte. »Ich vermute, sie hätte wohl einen Bogen um Euch gemacht, wenn man bedenkt, was sie ist. Ihr seid sicher, dass Ihr niemanden gesehen habt, vielleicht jemanden, der versuchte, Euch auszuweichen, indem er weiter östlich reiste?«

    »Wovon sprecht Ihr, junge Dame? Was ist geschehen? Wie können wir helfen?«, fragte der Ritter. Sein veränderter Tonfall sagte Elene, dass er in ihr nicht länger eine Bedrohung sah. Ihre vorgetäuschte Schwäche und Verletzbarkeit hatten Erfolg gehabt.
    »Ich komme aus Caernarvon«, sagte Elene. »Wir stammen ursprünglich aus Cenaria, aber wir sind fortgegangen, sobald diese schrecklichen Männer und ihre Hexer das Land überfallen hatten. Wir haben uns ein neues Leben aufgebaut, Uly und ich - Uly ist das kleine Mädchen, mein Mündel. Die Hexer haben ihre Eltern getötet... Wir dachten, in Caernarvon seien wir sicher, aber sie

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