Am Rande Der Schatten
auf das Seil ließ nach.
Lilly schrie auf, umarmte Knirscher und küsste ihn. »Das hast du großartig gemacht! Einfach großartig!« Sie wandte sich an Logan. »Du dagegen hättest ein wenig hilfreicher sein können.«
Logan war sprachlos. Er hatte seit… nun, seit seiner ersten Stunde in dieser Hölle über Möglichkeiten nachgesonnen, Fin zu töten. Jetzt war er einfach tot. Tot, und Logan hatte nichts dazu beigetragen.
»Jetzt hört mir zu«, sagte Lilly. »Ihr alle. Wir sind beschissen dran. Wir sind es immer gewesen. Wir haben alle getan, was wir getan haben, und keiner von uns ist es wert, dass man ihm vertraut. Aber König ist keiner von uns. Ihm können wir vertrauen. Wir haben nur eine halbe Chance, und um wenigstens die zu haben, müssen wir alle zusammenarbeiten.«
»Was willst du?«, fragte Neunfinger-Nick.
»Wir hatten einen Schlüssel. Jetzt haben wir Fins Seil. Aber wir haben keine Zeit. Ich sage, wir lassen König und Knirscher ins Loch hinab. König, weil wir ihm vertrauen können und er gesehen hat, wohin der Schlüssel gefallen ist, und Knirsch, weil er als Einziger stark genug ist, um wenn nötig am Seil wieder hinaufzuklettern. Sie gehen nach unten und sehen sich um, schauen nach, ob sie dort unten einen Weg hinaus oder den Schlüssel finden können. So oder so, es könnte uns eine Chance geben, hier herauszukommen, bevor die Bleichen zurückkehren.«
»Warum klettern wir nicht alle runter?«, fragte Nick.
»Weil wir alle das Seil halten müssen, Idiot. Es gibt nichts, woran wir es festbinden könnten.«
»Wir könnten es am Gitter festbinden«, schlug Nick vor.
»Fins Körper ist immer noch daran festgebunden. Wir müssten einen drei Personen hohen Turm machen und dann Fins Gewicht anheben - das ist unmöglich. Nachdem König Fins Körper losgemacht hat, können wir das tun. Dann kommen wir alle hier heraus. Oder wenn es dort unten keinen
Ausgang gibt, findet er vielleicht den Schlüssel, und wir können es durchs Gitter versuchen.«
»Wir müssten an diesem … Ding … vorbeigehen«, wandte Nick angstvoll ein.
»Niemand hat gesagt, es sei eine gute Chance«, erwiderte Lilly. »Wenn du bleiben willst, stirbst du mit Sicherheit.«
Tatts nickte. Er war dabei.
»Ich sage immer noch, dass wir jemand anderen hinunterlassen sollten«, meldete sich Nick abermals zu Wort.
»Ich habe uns das Seil beschafft«, erklärte Lilly. »Wir machen es auf meine Weise oder gar nicht.«
»Komm schon, Lill …«
»Würdest du uns zutrauen, das Seil zu halten, wenn du daran befestigt bist, Nick? Wir lassen es los, und wir bekommen deinen Anteil am Essen.«
Das brachte Nick zum Schweigen.
»Kannst du uns vertrauen, König?«, fragte Tatts.
»Ich vertraue Euch.« Ich habe nichts zu verlieren.
Sie brauchten einige Minuten, um es Knirscher zu erklären, und selbst dann war Logan sich nicht sicher, ob der Mann verstanden hatte. Sie brachten die übrigen Locher dazu, sich mit dem Seil rund um das Loch zu verteilen. Lilly stand vorn. Sie erklärte den Lochern, dass sie, selbst wenn die anderen losließen, es nicht tun würde. Wenn sie sich weiter ihrer sexuellen Gefälligkeiten erfreuen wollten, sollten sie besser nicht loslassen.
»Ich verdanke dir alles«, sagte Logan zu ihr. Lilly war alles andere als eine schöne Frau, aber im Augenblick sah sie strahlend aus. Zum ersten Mal, seit Logan ihr begegnet war, sah sie aus, als sei sie stolz auf sich.
»Nein, ich stehe in deiner Schuld, König. Als du hier heruntergekommen bist, habe ich dir geraten, an etwas Gutem
festzuhalten, aber du bist derjenige, der mir gezeigt hat, wie das geht. Ich bin mehr als das hier, ganz gleich, was ich getan habe. Wenn ich jetzt sterbe, spielt es keine Rolle. Ich bin nicht gut, aber du bist es, und ich helfe dir. Das kann mir niemand nehmen. Versprich mir nur, König, dass du, wenn du alles zurückbekommst und zu deinen eleganten Festen gehst, dich erinnerst. Du bist auch der König von uns Verbrechern.«
»Ich werde es nicht vergessen.« Er trat an den Rand des Lochs. »Lilly, wie ist dein richtiger Name?«
Sie zögerte, als könnte sie sich beinahe nicht daran erinnern, dann antwortete sie scheu: »Lilene. Lilene Rauzana.«
Er straffte sich und begann zu sprechen: »Kraft der Macht, mit der unsere Person und unser königliches Amt ausgestattet wurden, sei hiermit verfügt, dass Lilene Rauzana aller bisher begangenen Verbrechen freigesprochen ist und dass alle daraus resultierenden Strafen aufgehoben sind. Lilene
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