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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Rauzana ist unschuldig in unseren Augen. Sollen die Dokumente über das von ihr begangene Unrecht so weit fortgebracht werden, wie der Osten vom Westen entfernt ist. So soll es geschrieben werden, so soll es geschehen.«
    Es war lächerlich, dass ein Mann in Lumpen solche Worte zu einer Prostituierten sprach. Doch irgendwie war es richtig. Logan hatte niemals mehr Macht gehabt als in diesem Augenblick, da er die Macht besaß zu heilen. Die Locher spotteten nicht einmal.
    Aus Lillys Augen quollen Tränen. »Du weißt nicht, was ich getan habe«, sagte sie.
    »Ich brauche es auch nicht zu wissen.«
    »Ich will es wiedergutmachen. Ich will nicht mehr so sein, wie ich war …«

    »Das brauchst du auch nicht. Von jetzt an bist du unschuldig.«
    Mit diesen Worten stieg Logan ins Loch.

50
    Es stellte sich heraus, dass Schwester Ariel Wyant Sa’fastae mehrere Wochen in Torras Bend verbracht hatte und die Dorf bewohner sie gut kannten. Obwohl sich nur wenige wohl dabei fühlten, eine Schwester in ihrer Mitte zu haben, hatte sie auf die Leute den Eindruck gemacht, klug, geistesabwesend und freundlich zu sein. Die Beschreibung war ein immenser Trost für Elene. Es bedeutete, dass der Brief wahrscheinlich der Wahrheit entsprach.
    Deshalb hatte sie nun ein Problem. Ritt sie nach Norden, zur Chantry, um Uly zu folgen, oder ritt sie nach Westen, um Kylar zu folgen?
    Sie hatte beschlossen, sich auf den Weg zu Uly zu machen. Cenaria war für sie nicht sicher. Ihre Anwesenheit würde es Kylar erschweren, seine Arbeit zu tun, und sie konnte ihm nicht helfen. Die Chantry war sicher, wenn auch einschüchternd, und Elene konnte zumindest dafür sorgen, dass Uly in Sicherheit war - falls sie sie nicht mit nach Hause nahm.
    Also hatte sie am nächsten Morgen ihren Weg nach Norden fortgesetzt. Abgesehen davon, dass sie damit ihre geringen Ersparnisse beinahe aufgebraucht hatte, hatte eine Nacht in einem Bett ihren Körper anscheinend nur an all seine Schmerzen erinnert, daher kam sie nicht gut voran. Sie würde
die Chantry rascher erreichen, wenn sie ihr Pferd zu einer schnelleren Gangart als dem Schritt antrieb, aber der bloße Gedanke an einen Galopp entlockte Elene ein Stöhnen. Die Stute stellte die Ohren auf, als frage sie sich, was ihre Herrin sagte.
    Dann sah Elene den Reiter, vierzig Schritt entfernt. Er trug eine schwarze Rüstung, wenn auch keinen Helm, und er hatte weder ein Schwert noch einen Schild bei sich. Er saß in gebeugter Haltung im Sattel auf einem kleinen, langhaarigen Pferd. Außerdem presste er sich eine Hand auf den Leib, um eine Wunde zu bedecken, und sein bleiches Gesicht war voller Blutspritzer.
    Als Elene ihre Stute jäh anhielt, blickte er auf und sah sie. Seine Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Worte heraus. Er versuchte es noch einmal. »Hilfe. Bitte«, sagte er mit einem heiseren Flüstern.
    Sie nahm die Zügel auf und ritt an seine Seite. Trotz des Schmerzes auf seinem Gesicht war er ein gutaussehender junger Mann, kaum älter als sie selbst. »Wasser«, flehte er.
    Elene griff nach ihrem Wasserschlauch, dann hielt sie inne. Am Sattel des jungen Kriegers baumelte ein voller Weinschlauch, und seine Blässe kam nicht vom Blutverlust: Er war ein Khalidori.
    Seine Augen leuchteten triumphierend auf, noch während sie der Stute die Absätze in die Flanken grub. Er riss nach dem Zügel, der ihm am nächsten war. Elenes Stute tänzelte in einem Kreis, dem das kleine Pferd des Mannes schnell folgte. Elene versuchte, aus dem Sattel zu springen, aber ihr Bein war zwischen den Pferden eingekeilt.
    Dann schnellte seine gepanzerte Faust vor. Sie traf sie überm Ohr. Sie fiel.

     
     
    Es war ein Abstieg in die Hölle. Logan war noch immer zu schwach, auch nur die Hälfte der erforderlichen Arbeit zu leisten, um sich hinabzulassen, aber Knirscher schien es zufrieden zu sein, fast alles allein zu machen, und er ließ sie am Seil Hand für Hand in die Tiefe hinab. Logan schaute nur zu.
    Die ersten sechs oder sieben Meter waren steiles, schwarzes Feuerglas, aus dem auch das Loch bestand, und absolut glatt und konturlos. Dann öffnete sich das Loch zu einem riesigen Gewölbe.
    Schimmernde, grüne Algen klebten an den fernen Wänden und gaben gerade genug Licht ab, um schwach sehen zu können, und es war, als seien sie in eine fremde Welt gelangt. Der Geruch nach verfaulten Eiern war hier unten schärfer, und schwere Rauchschwaden rollten auf sie zu und versperrten Logan den Blick auf Tausende von Stalagmiten, die

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