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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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um die Richtungsänderungen unberechenbar zu machen. Furcht schnürte Logan die Kehle zu. Gegen was auch immer Kylar kämpfte, es war gewaltig. Riesige, mit Schwimmhäuten besetzte Hände krachten durch Stalagmiten, als seien sie Zweige. Felsen prasselten überall nieder, während Logan sich zu einem Ball zusammenrollte. Kräftige Windstöße drangen aus einem Maul, das nur sichtbar war, als die Zähne und Augen Kylars blaues Feuer zurückwarfen. Silbrig-grünes Licht blinkte auf, erlosch und blitzte von neuem auf.
    Das Erschreckendste war das Unvermögen zu sehen. Die Schlacht tobte nur Schritte entfernt, und Logan konnte nichts tun, konnte es nicht einmal beobachten. Er hörte Klirren und vermutete, dass es Kylars Schwert war, das von den Schuppen der Kreatur abprallte. Er hatte keine Ahnung, wie Kylar in dieser pechschwarzen Finsternis überhaupt gegen die Kreatur kämpfen konnte, und er hatte keine Hoffnung, selbst dagegen zu kämpfen. Er wusste nicht einmal, wie groß die Kreatur war oder wie sie aussah.
    Er verlor Kylar aus den Augen - oder Kylar verschwand, denn selbst die Bestie hielt inne und schnaubte. Sie begann Witterung aufzunehmen, wobei sie den riesigen Kopf hin und her drehte.
    Plötzlich schoss sie auf Logan und Knirscher zu. Logan riss die Hände hoch und spürte, wie schleimige Haut an seinen Fingern vorbeistrich. Überall krachten Stalaktiten herunter.
Dann wich die Bestie zurück und drehte den Kopf. Ein Licht, so silbrig-kalt wie der Mond, erblühte in ihren marmorgrünen Augen, und dann drehte sich der gewaltige, schnüffelnde Kopf abermals.
    Die schleimige Schnauze glitt an Logans Wange vorbei. Sie schnupperte und schnupperte. Logans Finger glitten über einen abgebrochenen Stalagmiten, und er packte ihn. Die Bewegung erregte die Aufmerksamkeit der Kreatur. Sie wich zurück, und das Licht aus ihrem Auge beleuchtete Logan wie eine Fackel. Das große Katzenauge wandte sich in seine Richtung und wurde scharf.
    Logan begrub den gezackten Stein in diesem großen Auge und fuhr damit hin und her. Leuchtendes, grün-silbernes Licht ergoss sich mit dem Blut der Kreatur auf Logan. Das Auge erlosch wie eine ausgeblasene Kerze, und lautes Heulen erfüllte das Gewölbe. Einen Moment später schoss eine dunkle Gestalt an Logan vorbei und attackierte das blinde Auge.
    Die Kreatur kreischte abermals und schlug hinter sich. Ein gewaltiges Klatschen erklang, dann war alles still.
    »Logan«, sagte Kylar, dessen Stimme vor Anstrengung zitterte, »war das … war das Khali?«
    »Nein. Khali ist … anders. Schlimmer.« Logan lachte unsicher. »Das war nur ein Drache.« Wieder lachte er wie ein Mann, der den Verstand verloren hatte.
    Dann verebbte alles Licht.
    Als er erwachte, waren er, Kylar und Knirscher mit Geschirren ausgerüstet, und Kylar zog sie alle mit einem Seil, das an einen Flaschenzug hoch über ihnen gebunden worden sein musste. Sie stiegen im zentralen Schlot empor. Es war ein gewaltiges Metallrohr, dreißig Schritt breit, und sämtliche
der riesigen Fächer hatten innegehalten. Wie hatte Kylar das geschafft?
    Die Reise nach oben dauerte mehrere Minuten, und die ganze Zeit über war Logan sich bewusst, dass sein Arm brannte und kribbelte, wo das Augenblut der Kreatur ihn benetzt hatte. Er hatte nicht den Mut, es sich anzusehen.
    »Wir haben einen Mann drinnen, der mir geholfen hat«, erklärte Kylar. »Die Sa’kagé zählen jetzt zu deinen wichtigsten Verbündeten, mein König. Vielleicht sind es deine einzigen Verbündeten.«
    Einige Minuten später erreichten sie einen Bereich, wo die Rohre horizontal verliefen. Mit großer Vorsicht band Kylar zuerst Logan und dann Knirscher los. Er durchschnitt die Seile und ließ sie in die Tiefe fallen. Der Flaschenzug folgte. Dann führte er sie durch den immer schmaler werdenden, horizontalen Teil, bis sie eine Tür erreichten. Kylar klopfte dreimal dagegen.
    Die Tür wurde geöffnet, und Logan stand plötzlich Gorhky gegenüber.
    »Logan, darf ich dir unseren eingeschleusten Mann vorstellen«, sagte Kylar. »Gorhky, dein Geld ist …«
    »Du!«, entfuhr es Gorhky. Sein Gesicht zeigte den gleichen Abscheu, den Logan empfand.
    »Töte ihn«, krächzte Logan.
    Gorhky traten schier die Augen aus den Höhlen. Er griff nach der Pfeife der Wache, die er an einer Schnur um den Hals trug. Bevor sie jedoch seine Lippen erreichte, wurde sein Kopf vom Körper getrennt. Der Leichnam fiel lautlos zu Boden.
    Es ging so schnell, so einfach. Kylar zog den Leichnam den

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