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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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fielen in Rudeln über die Menschen her, um jedwede Gelüste zu befriedigen, die sie antrieben. Während sie jenes gottverdammte Gebet an Khali gesungen hatten, hatten sie vergewaltigt, getötet und die kargen Besitztümer der Karnickel gestohlen, nur um sie in den Fluss zu werfen und darüber zu lachen. Es schien, als könnte es nicht schlimmer werden, aber nach dem Mordversuch war es schlimmer geworden.
    Die Khalidori waren in organisierten Gruppen durchs Labyrinth gestreift und hatten sich einen Block nach dem anderen vorgenommen. Sie zwangen Mütter zu entscheiden, welche ihrer Kinder weiterleben und welche durch das Schwert umkommen sollten. Frauen wurden vor ihren Familien vergewaltigt. Hexer spielten kranke Spiele, bei denen sie Körperteile wegsprengten. Wenn Menschen Widerstand leisteten, wurden sie zusammengetrieben und dutzendweise öffentlich hingerichtet.
    Es gab Gerüchte über sichere Verstecke tiefer im Labyrinth, unter der Erde, aber nur Menschen, die gute Beziehungen zu den Sa’kagé hatten, konnten dort hineingelangen. Jeder hatte Orte, an denen er sich verstecken konnte, aber die Soldaten kamen jede Nacht und manchmal auch tagsüber. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor sie einen schnappten. Schönheit war zu einem Fluch geworden. Viele der Frauen, die Geliebte oder
Ehemänner oder sogar Brüder mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt hatten, hatten diese verloren. Widerstand bedeutete Tod.
    Also kamen die Frauen in Momma Ks Bordelle, weil sie die einzig sicheren Orte im Labyrinth waren. Wenn man schon vergewaltigt wurde, so überlegten viele, konnte man genauso gut dafür bezahlt werden. Anscheinend machten die Bordelle immer noch gute Geschäfte. Einige Khalidori schätzten die Risiken eines Ausflugs ins Labyrinth nicht. Andere wollten einfach sicher sein, dass sie sauberes Bettzeug und schöne Frauen bekamen.
    Doch schon jetzt hatten die Bordelle nicht mehr viele freie Stellen - und niemand wollte darüber spekulieren, warum sie überhaupt noch welche hatten.
    Kaldrosa hatte so lange wie nur möglich gezögert. So hätte es nicht sein dürfen. Dieser Vürdmeister, Neph Dada, hatte sie eigens in Dienst genommen, weil sie eine ehemalige sethische Piratin war, die vor Jahren im Labyrinth gestrandet war - es war zehn Jahre her gewesen, dass sie auf den Planken eines Schiffes gestanden hatte -, und sie war nie Kapitän gewesen, obwohl sie das dem Vürdmeister gegenüber behauptet hatte. Aber sie war eine Sethi, und sie hatte versprochen, dass sie ein khalidorisches Schiff durch den Schmugglerarchipel den Plith hinauf zur Burg navigieren könne. Als Gegenleistung würde sie das Schiff behalten dürfen.
    Es hatte nach einem guten Preis für eine schmutzige Arbeit geklungen. Kaldrosa Wyn verspürte Cenaria gegenüber keine Loyalität, aber die Notwendigkeit, für die Khalidori zu arbeiten, genügte, um jedem eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.

    Vielleicht hätten sie sogar ihren Teil des Handels eingehalten und ihr diese Seekuh von einer Barkasse gegeben, die die Nägel nicht wert war, die sie zusammenhielten. Vielleicht hätte sie eine Mannschaft auf die Beine stellen können, die sich ihr anschloss - nur dass irgendein Bastard ihr Schiff während der Invasion versenkt hatte.
    Sie hatte ans Ufer schwimmen können, was mehr war, als sie von den zweihundert bewaffneten Clansmännern sagen konnte, die sie übergesetzt hatte und die inzwischen Fischfutter waren. Vier Vergewaltigungen später und nachdem Tomman, ihr Ehemann, zweimal halbtot geschlagen worden war, stand sie nun hier.
    »Name?«, fragte das Mädchen an der Tür, das eine Schreibfeder und Papier bereithielt. Sie musste etwa achtzehn sein, ein gutes Jahrzehnt jünger als Kaldrosa, und sie war umwerfend: perfektes Haar, perfekte Zähne, lange Beine, Wespentaille, volle Lippen und ein moschussüßer Geruch, der Kaldrosa bewusst machte, wie abscheulich sie selbst riechen musste. Sie war verzweifelt.
    »Kaldrosa Wyn.«
    »Beschäftigung oder besondere Talente?«
    »Ich war Piratin.«
    Das Mädchen merkte auf. »Sethi?«
    Kaldrosa nickte, und das Mädchen schickte sie ins obere Stockwerk hinauf. Eine halbe Stunde später trat Kaldrosa Wyn in eins der kleinen Schlafzimmer.
    Die Frau hier war ebenfalls jung und schön. Blond, zierlich, aber dennoch kurvenreich, mit großen Augen und bemerkenswerten Kleidern.
    »Ich bin Daydra. Hast du schon jemals zwischen den Laken gearbeitet?«

    »Ich nehme nicht an, dass du damit Segel meinst.«
    Daydra

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