Am Rande Der Schatten
blinzelte sie weg. »Es ist mir eine Ehre, dass Ihr abermals meiner Führung folgen wollt. Dies wird kein einfacher Kampf sein. Das wisst Ihr. Aber wir kämpfen gegen ein Böses, das nicht obsiegen darf. An uns ist es, diesem Bösen Einhalt zu gebieten, und heute ist unsere einzige Chance.
Männer, wenn wir siegen, wird man mich des Kommandos entheben, also werdet Ihr, wenn Ihr tut, worum ich Euch gleich bitten werde, möglicherweise bestraft werden, aber ich bitte Euch dennoch darum. Herzog Gyre ist die … Ehre zugefallen, den ersten Angriff anzuführen.« Darauf hin ging ein Murren durch die Reihen der Männer. Sie wussten, worauf die Königin hoffte. Agon hob die Hand. »Falls er den ersten Angriff überlebt, bitte ich Euch, ihn mit Eurem Leben zu schützen.« Agon wagte es nicht, mehr zu sagen. Wenn sie siegten, würde die Königin zweifellos alles hören, was er gesagt hatte.
Seine Männer blieben ernst und pflichtbewusst zurück, bereit für die Schlacht. Agon wünschte, er wäre die Art von Anführer gewesen, der Jubel in ihren Herzen und Feuer in ihren Augen entfacht hätte, aber bei diesen Männern würde genügen, was er soeben getan hatte.
Er ritt auf die sich beratenden Lords zu, um sich letzte Anweisungen zu holen, wobei er nicht beabsichtigte, ihnen zu gehorchen. Agon hatte lang und gründlich darüber nachgedacht, wie er gegen eine Streitmacht vorgehen wollte, zu der Hexer zählten, und er dachte, dass er sich eine bessere Strategie zurechtgelegt hatte, als sie einem dieser Pfauen eingefallen wäre. Aber auf diese Weise kam er zum letzten Mal in Logans Nähe.
»Mylord«, sagte Agon.
Logan lächelte. »General«, erwiderte er. Er sah umwerfend aus in seiner Familienrüstung, obwohl einige Änderungen erforderlich gewesen waren, damit sie nicht allzu lose an seinem knochigem Körper hing.
Agon rang um Worte. »Herr«, sagte er. »Ihr werdet immer mein König sein.«
Logan legte dem General eine Hand auf die Schulter und sah ihm in die Augen. Er sprach nicht, aber sein Gesicht sagte Agon alles.
Dann ritt eine Sethi aus der Linie vor. Agon kannte sie nicht. Sie war gepanzert und trug ein Schwert und eine Lanze.
»Mylord«, sagte sie an Logan gewandt. »Hauptmann Kaldrosa Wyn. Wir sind eingetroffen.«
»Wovon redet Ihr?«, fragte Logan.
Sie hob eine Hand, und die Reihen der Männer teilten sich neugierig, als dreißig ebenso wie Kaldrosa gepanzerte Frauen durch die Reihen kamen. Eine jede führte ein Pferd mit sich. Nicht alle waren schön, und nicht alle waren jung, aber alle waren Mitglieder des Strumpf bandordens.
»Was tut Ihr da?«, fragte Logan.
»Wir sind hier, um zu kämpfen. Alle wollten mitkommen, aber ich habe nur Frauen ausgewählt, die eine gewisse Erfahrung im Kämpfen haben. Wir sind Piratinnen und Kaufmannswachen, Grubenkämpferinnen und Bogenschützinnen, und wir gehören Euch. Ihr habt uns ein neues Leben gegeben, Mylord. Wir werden nicht zulassen, dass Ihr Eures wegwerft.«
»Woher habt Ihr die Waffen?«
»Die Frauen, die nicht kämpfen können, haben alle mitgeholfen«, antwortete Hauptmann Wyn vage.
»Und dreißig Pferde?«
»Momma K«, vermutete Agon stirnrunzelnd.
»Ja«, erklang Momma Ks Stimme hinter ihnen. Den Göttern sei Dank, zumindest sie war nicht bewaffnet. »Herzog Gyre, Euer Haushofmeister hat einige prächtige Streitrosse gefunden, die die Revisoren der Königin irgendwie … übersehen haben. Ihr werdet feststellen, dass diese Damen erpicht darauf sind, jeden Befehl anzunehmen, bei dem es ums Kämpfen geht.«
»Diese Frauen sind nicht …« Logan brach ab. Er wollte sie nicht beleidigen. Er senkte die Stimme. »Sie werden abgeschlachtet werden.«
»Momma K hat uns nicht darum gebeten, das zu tun«, erklärte Kaldrosa Wyn. »Sie hat uns gesagt, wir seien Närrinnen. Aber wir haben uns nicht beirren lassen. Herr, gestern habt Ihr unsere Schande von uns genommen. Ihr habt uns Ehre gegeben. Sie ist noch zerbrechlich. Bitte, nehmt uns das nicht.«
»Was geht hier vor? Was tun diese Huren vor meiner Armee?«, rief Terah Graesin, die ihr Pferd neben Agon zügelte.
»Sie kämpfen für Euch«, antwortete Agon. »Und es gibt nichts, aber auch gar nichts, was Ihr dagegen tun könnt.«
»Oh, ich kann nicht, ja?«, fragte Terah.
»Nein, und zwar deshalb.« Agon streckte die Hand aus. Im ersten nebligen Morgenlicht rückte die khalidorische Armee heran.
Als Kylar und Vi vom Schlund in die Burg hinaufstiegen, verblasste der heiße Gestank in der Luft,
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