Am Rande Der Schatten
und selbst die beeindruckende Aura Khalis schien weniger schwer auf ihm zu lasten. Er war vor nur vier Monaten durch diese Hallen gegangen, und er hatte auf seinem Weg, Roth Ursuul zu töten, einige
der gleichen Flure genommen. Diesmal jedoch benutzte er eine andere Strategie.
Inzwischen würden die Khalidori alle Geheimnisse der Burg kennen: die hinteren Durchgänge und falschen Mauern, die Gucklöcher und die versteckten Türen. Diesmal würde es nicht möglich sein, durch die Tunnel direkt in den Thronsaal zu gehen. Aber so weit entfernt vom Thronsaal und den Gemächern des Königs waren die Tunnel sicherer für Vi, die nicht unsichtbar werden konnte. Also betraten sie eine Stunde vor Sonnenaufgang die Gänge und bewegten sich lautlos über den Köpfen und hinter den Rücken Dutzender von Soldaten.
Kylar glaubte nicht, dass sie eine Ahnung haben konnten, dass er kam, daher hoffte er, ihre Anwesenheit bedeute nur, dass Garoth Ursuul angesichts der drohenden Schlacht mehr Sicherheit wünschte. Die schiere Anzahl an Soldaten machte ihm Sorgen. Vor einer Schlacht würde ein gewöhnlicher Kommandant in der Burg nur eine Resttruppe zurücklassen.
Die königlichen Gemächer lagen im Westflügel. Kylar und Vi verließen die Tunnel in einem leeren Dienstbotenraum am Fuß der letzten Treppe vor den Räumen des Königs. Kylar streckte den Kopf in die Halle.
Die Tür zum königlichen Schlafgemach befand sich am Ende eines langen, breiten Flurs. Zwei Hochländer mit Speeren bewachten die Tür. Anders als die zahlreichen Türen zu den Dienstbotenräumen, die die Flure säumten, bot dieser Flur keine Deckung. Auch diesmal, dachte Kylar, war es kein Problem für ihn, aber ein ernsthaftes Problem für Vi. Vielleicht hätte er sie nicht mitnehmen sollen. Momma K dachte, dass er sie brauchen würde, aber langsam sah es so aus, als würde sie ihn nur auf halten. Er würde beide Wachen selbst überwältigen müssen. Es war möglich, aber jeder Mann hatte
ein Glockenseil, um Alarm zu schlagen. Kylar hegte keinen Zweifel, dass er sie beide töten konnte, aber sie beide töten und von ihren Seilen wegbekommen …?
Als Kylar wieder in den Raum trat, sagte er: »Warum wartest du nicht hier, bis sie …«
Vi war barbrüstig und faltete ein Kleid auseinander, das sie aus ihrem Bündel genommen hatte. Kylar erstarrte und gaffte sie an. Als er den Blick endlich hob, war Vis Miene vollkommen gelassen. Errötend wandte er den Kopf ab. Ein Bündel traf ihn im Bauch. »Schnapp dir das Mieder, ja?«, sagte Vi.
Er zog das Mieder aus dem Bündel und reichte es ihr, während sie sich in ein enges Schankfrauenkleid zwängte. Dann beugte sie sich vor und zog die Beine ihrer Hose hoch, sodass sie unter dem Kleid nicht zu sehen sein würden, wodurch sie Kylar abermals einen guten Ausblick bot. Er hüstelte.
Sie nahm ihm das Mieder aus den gefühllosen Fingern. »Im Ernst, Kylar, hör auf, dich wie eine Jungfrau zu benehmen …« Jungfrau! Wie unendlich er das Wort verabscheute! »Ich bin sicher, es ist nicht das erste Mal, dass du eine Frau nackt gesehen hast.«
Tatsächlich war es das erste Mal, aber Kylar wäre gestorben - wirklich gestorben -, bevor er das Vi gegenüber zugegeben hätte. Elene hatte ihn niemals ihre Brüste sehen lassen, obwohl sie seine Hände nicht immer daran gehindert hatte, wenn sie sich in dieses goldene Territorium verirrt hatten. Sie hatte immer so viel wie möglich für den Tag aufgespart, an dem sie wirklich heiraten würden. Und wenn Kylar diese Grenzen ein wenig ausgehöhlt hatte - Bastard -, war jeder Schritt ihm wie ein riesiges, kostbares Geschenk erschienen. Damals war es ungeheuer frustrierend gewesen, aber als Vi nun hastig das Mieder verschnürte und ihren Ausschnitt richtete,
war es etwas anderes. Für Vi bedeutete es nichts, ihre Brüste zu zeigen. Sie drehte sich nicht einmal um, als sie jede Brust ins Mieder packte und hin und her drückte, um sie möglichst gut zur Geltung zu bringen. Kylar hatte gedacht, dass Elene die schönsten Brüste von allen Frauen habe, aber Vis Brüste waren voller, größer. Man konnte diese Frau nicht ansehen und ihre Brüste nicht bemerken. Es machte sie automatisch erotisch - und doch … Und doch waren sie für sie nur Titten. Werkzeuge.
Elene war weniger offenkundig erotisch, vielleicht einfach weniger erotisch, Punkt. Aber Vis Erotik hatte etwas Billiges, etwas, das Kylar verriet, dass sie keine Freude daran fand. Das hatte man ihr genommen, die lüsternen Liebhaber
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