Am Rande Der Schatten
Cousat!
Kylar wusste, dass er hätte versuchen sollen, eine Möglichkeit zu finden, sich zu bewegen, ohne gesehen zu werden, aber er war vollkommen versunken in das Drama, das sich nur
wenige Zentimenter entfernt lautlos entfaltete. Der Anführer der Ceuraner kam auf Feir zu. Feir zog ein Schwert, das aussah wie ein Feuerstab. Es verblüffte die Ceuraner. Feir und der Anführer kämpften etwa eine halbe Sekunde lang miteinander: Als ihre Schwerter sich das erste Mal kreuzten, blitzte Licht auf.
»Was war das?«, fragte der Gottkönig.
»Was?«, erwiderte Vi.
»Aus dem Weg, Mädchen.«
Während Feir vor dem Ceuraner kniete, wirbelte das Bild der Schlacht plötzlich herum und setzte die khalidorischen Linien an den Fuß der Treppe und die cenarischen Linien in die Nähe der großen Türen.
Garoth brummte etwas Unverständliches. »Nur einige Plünderer.«
Kylar brachte ein wenig von dem Ka’kari an seine Fingerspitzen, schärfte es zu einer Klaue und erprobte sie an der Säule. Seine Finger sanken hinein wie Butter. Er zog die Magie zurück und versuchte es noch einmal, bis er in der Lage war, die Finger hineinsinken zu lassen und zuzufassen. Das hier würde Spaß machen.
Er schüttelte den Kopf. Es schien, als habe der Ka’kari keine Grenzen, und das machte Kylar seine eigenen Grenzen nur umso bewusster.
Kylar sandte ein wenig von dem Ka’kari in seine Füße und kletterte an der Säule hinauf. Bei jedem Schritt gab es ein winziges Zischen und eine kleine Rauchwolke, aber er kletterte die Säule so mühelos hinauf wie eine Leiter. Binnen Sekunden hatte Kylar die fast zwanzig Meter hohe Decke erreicht.
Er brauchte noch einmal einige Sekunden, um herauszufinden, wie er die Krallen an der Decke einsetzen musste, aber
dann klammerte er sich wie eine Spinne an die hohe Kuppeldecke des Thronsaals. Das Herz saß ihm in der Kehle. Er kroch über die Decke, bis er sich direkt über dem Thron befand.
Der Gottkönig versorgte Vi laufend mit Kommentaren.
»Nein«, sagte er gerade, »ich weiß nicht, warum die Cenarier diese Formation benutzen. Für mich sieht sie furchtbar offen aus.«
Mit dem Kopf nach unten hängend beobachtete Kylar, wie die cenarischen Reihen in die khalidorische Linie einbrachen.
Der Gottkönig fluchte. »Verdammt, genial. Genial.«
»Was ist los?«, fragte Vi.
»Weißt du, warum ich all das geschaffen habe, Vi?«
Mit hämmerndem Herzen löste Kylar die Hände von der Decke und ließ sich kopfunter hängen. Er zog seine Dolche. Garoth Ursuul trat direkt unter ihn.
Dann gab es keine Furcht mehr, nur gelassene Gewissheit. Kylar ließ sich von der Decke fallen.
Eins der dunklen Gesichter, die sich in dem Miasma um den Gottkönig herumwanden, schrie. Grünschwarze Knoten von Vir brachen aus dem Gottkönig heraus in alle Richtungen. Kylar traf einen, und sie alle explodierten.
Die Explosion warf Kylar aus seiner Bahn. Er rollte über den Treppenabsatz und die zweite Treppe hinunter. Als er am Fuß der Treppe zu liegen kam, dröhnte ihm der Kopf. Er versuchte aufzustehen und fiel prompt wieder hin.
»Ich habe dies geschaffen, weil ein Gott ein wenig Spaß haben sollte. Gibst du mir nicht recht, Kylar?« Garoth lächelte ein Raubtierlächeln. Er war nicht überrascht. »Also, Vi, du hast getan, was du mir versprochen hast. Du hast Jarl getötet, und du hast mir Kylar gebracht.«
Kylar hatte ihr vertraut. Wie hatte er so töricht sein können? Es war das zweite Mal, dass er in diesem Raum in eine Falle getappt war. Unerklärlicherweise fühlte er sich gelassen. Er fühlte sich tödlich. Er war nicht so weit gekommen, um zu scheitern. Dieser Mord war sein Schicksal.
»Ich habe dich nicht verraten, Kylar«, sagte Vi mit leiser, verzweifelter Stimme.
»Oh, er hat dich mit einem Zauber belegt, der dich dazu gebracht hat, es zu tun? Ich habe dir eine Chance gegeben, Vi. Du hättest anders sein können.«
»Sie hat dich nicht verraten«, bemerkte der Gottkönig. »Du hast dich selbst verraten.« Er zog zwei Diamanten heraus, ein jeder von der Größe seines Daumens. Es waren die Steine, die das Ungeheuer unten zusammengehalten hatten. »Wer sonst hätte die körperliche Geschicklichkeit, diese Steine an sich zu reißen, wenn nicht ein Blutjunge, und wer sonst könnte die Magie überleben, wenn nicht der Träger des schwarzen Ka’kari? Ich weiß seit einer Stunde, dass du hier bist.«
»Also, wie werdet Ihr sie belohnen?«, fragte Kylar.
»Was, willst du, dass ich sie ebenfalls
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