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Am Rande Der Schatten

Titel: Am Rande Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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meisten Armeen wurden viele der Männer, ganz gleich, welche Befehle ihre Kommandanten ihnen gaben, vor diesem entscheidenden Aufeinandertreffen langsamer. Die Vorstellung, mit voller Wucht gegen eine feindliche Linie zu krachen, war zu erschreckend für die meisten Männer. Diese Soldaten hatten keine solchen Zweifel. Sie brachen mit aller Macht in die khalidorische Linie ein. Es war ein ehrfurchtgebietender und furchtbarer Anblick.
    Aber sie wurden beinahe verschlungen, bevor der Hauptteil der cenarischen Truppen auf die Khalidori traf. Der Schock lief durch die gesamte khalidorische Linie und drängte sie gute drei Meter zurück.
    Die Meister auf ihren Pferden hantierten weiter mit Feuer und Blitz, aber weit hinter den cenarischen Frontlinien machten berittene Bogenschützen Jagd auf sie, ritten hin und her, blieben stehen, schossen mit Kurzbögen Pfeile ab und zogen weiter. Die Schüsse waren unglaublich - ein Kurzbogen, der
auf eine Entfernung von zwei- oder dreihundert Schritt tödliche Pfeile verschoss? Caedan überprüfte noch einmal die Bogenschützen, aber sie waren nicht magiebegabt, davon war er überzeugt. Für Caedan war es, als beobachte er Kerzen, die eine nach der anderen ausgeblasen wurden, während Meister aus ihren Sätteln fielen.
    Die Linien wogten hin und her und zerfielen in Tausende Gruppen einzelner Kämpfe. Pferde bäumten sich auf, stampften mit den Hufen, traten um sich und bissen. Meister brannten Löcher in Männer, setzten andere in Brand, schlugen mit Knüppeln oder Schwertern aus purer Magie um sich, und manchmal stürzten sie, getroffen von Pfeilen, tot zu Boden.
    Binnen fünf Minuten waren siebzehn der zwanzig Meister von Pfeilen durchlöchert, und die khalidorische Linie dehnte sich in der Mitte. Der riesige Cenarier, der den ersten Ansturm angeführt hatte, schien ein Leuchtstrahl der Hoffnung zu sein. Wo immer er hinging, drängten die Cenarier ihm nach. Und jetzt stieß er ins Herz der khalidorischen Armee vor.
    Caedan murmelte einen Fluch. »Woher sind die gekommen?«, fragte er. Die Magi folgten seinem Blick. Reihe um Reihe formierten sich khalidorische Hochländer zu beiden Seiten des Schlachtfelds.
    »Aus den Höhlen«, sagte Vervel. »Was tun sie da?«
    Die Hochländer teilten sich und liefen an den Flanken entlang auf den rückwärtigen Teil der cenarischen Seite des Schlachtfelds zu. Es waren mindestens fünf hundert, aber sie stürzten sich nicht in den Kampf. Es schien sie nicht im Mindesten zu beunruhigen, dass sie den Vorteil der Überraschung einbüßten. Sie zogen ihre Linie immer mehr in die Länge, als wollten sie das gesamte Schlachtfeld umstellen.

    »Herr«, sagte Caedan. »Ich dachte, man versuche nur dann, einen Feind zu umzingeln, wenn man ihm zahlenmäßig überlegen ist.«
    Lord Lucius wirkte beunruhigt. Er schaute zum hinteren Teil der khalidorischen Linie, wo die Vürdmeister versammelt waren. »Was ist da zwischen den Vürdmeistern angekettet?«
    »Das ist doch kein …«, sagte ein Magus.
    »Gewiss nicht. Sie sind nur Legende und Aberglaube.«
    »Möge der Gott uns barmherzig sein«, sagte Vervel. »Das ist es doch.«

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    »Nein«, sagte Vi. »Ich kann nicht.«
    Kylar wandte ihr das Antlitz des Urteils zu.
    »Du … du weißt nicht, wie er ist. Du hast ihm nie in die Augen geblickt. Wenn du dich selbst in seinen Augen siehst, blickst du in das Gesicht deiner eigenen Erbärmlichkeit. Bitte, Kylar.«
    Kylar knirschte mit den Zähnen, dann wandte er den Blick ab. Es schien ihn große Anstrengung zu kosten, aber langsam schmolz diese beängstigende Maske, und sein eigenes Gesicht kam wieder zum Vorschein - seine Augen waren immer noch eiskalt.
    »Weißt du, mein Meister hat sich geirrt, was dich betrifft. Er war zugegen, als Hu Gibbet dich der Sa’kagé vorstellte. Er hat mir erzählt, wie du diese anderen Blutjungen erledigt hast. Er hat mir erzählt, dass du, wenn ich nicht aufpassen
würde, der beste Blutjunge unserer Generation werden würdest. Er nannte dich ein Wunderkind. Er sagte, es gäbe keine fünf Männer im Königreich, die dich besiegen könnten. Aber das brauchen sie gar nicht. Du hast dich selbst besiegt. Durzo hat sich geirrt. Du spielst nicht einmal in derselben Klasse wie ich.«
    »Zur Hölle mit dir! Du weißt nicht …«
    »Vi, dies ist es, was zählt. Wenn du jetzt nicht hinter mir stehst, ist alles Pferdescheiße.«
    Während sein Blick sich in ihre Augen bohrte, spürte sie, dass sie sich veränderte. Sie war wütend auf sich

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