Am Rande Der Schatten
zerstören oder zumindest zu verstecken. Das ist das Einzige, was Sinn ergibt.«
»Also hat irgendjemand da draußen sieben Jahrhunderte lang Ka’kari gehortet?, fragte Neph mit unbewegtem Gesicht.
»Natürlich nicht ein Einzelner«, sagte Garoth. »Aber eine … Gruppe. Es fällt mir viel leichter, eine kleine Verschwörung zu schlucken, als eine Verschwörung sämtlicher südländischer Heiligen, die je gelebt haben.« Er hielt inne und ging der Idee nach. »Denkt doch allein an ihre Namen - Schattenbann, Feuerherz, Sternenfeuer -, das sind keine Familiennamen, es sind angenommene Namen. Wenn ich recht habe, könnte es sein, dass Garric Schattenbann, Ferric Feuerherz und Gaelon Sternenfeuer die Kämpfer dieser Gruppe waren, ihre Avatare.«
»Und ihr heutiger Avatar …?«, fragte Neph.
Garoth lächelte. »Hat jetzt einen Namen. Heute Morgen hat mein ladisher Barde gesungen. Der Mann, der mit einem Ka’kari in diesen Hallen gewandelt ist, der meinen Sohn getötet hat, war entweder der legendäre Durzo Blint oder dessen Lehrling, Kylar Stern. Durzo Blint ist tot. Wenn also Kylar Stern dieser Avatar ist …« Garoth brach ab. »Es würde erklären, warum diese Helden bereit waren, einen Ka’kari zu zerstören. Denn sie konnten keinen anderen benutzen. Weil sie bereits einen gebunden hatten. Sie waren die Träger des schwarzen Ka’kari.«
»Euer Heiligkeit, ist es nicht möglich, dass sie diese Ka’kari, statt sie zu zerstören, behalten haben?«
Garoth dachte darüber nach. »Es ist möglich. Und Kylar ist vielleicht gar nicht mit ihnen verbündet.«
»In diesem Fall werden sie möglicherweise versuchen, den schwarzen ihrer Sammlung hinzuzufügen«, sagte Neph.
»Das können wir nicht wissen. Wir können nichts wissen, bis wir Kylar Stern haben. Mein Singvogel wird den perfekten Assassinen abgeben. In der Zwischenzeit, Neph, setzt Euch mit jedem Meister und jedem Agenten in Verbindung, die wir in den Südländern haben, und sagt ihnen, dass sie die Augen offen halten sollen. Es schert mich nicht, ob es mich dieses ganze Königreich kostet, bringt mir Kylar Stern. Lebendig, tot, was auch immer, bringt mir nur diesen verdammten Ka’kari.«
14
Die ersten Wochen im Arschloch der Hölle waren die dunkelsten gewesen, bevor Logan zu einem Ungeheuer geworden war. Er hatte seinen Handel mit dem Teufel und mit seinem eigenen Körper gemacht. Er hatte das Fleisch gegessen, das ihm an jenem schrecklichen Tag zugefallen war, und als Fin Scab getötet hatte, hatte Logan abermals Fleisch gegessen. Logan hatte den Langen Tom wegen dieses Fleisches töten müssen, und dieses Töten hatte ihn zum Ungeheuer gemacht. Als Ungeheuer war er sicher. Aber er war es nicht zufrieden, sicher zu sein. Er war es nicht zufrieden, lediglich zu überleben. Logan lebte mit der wilden, primitiven Seite seiner selbst, aber er würde nicht zulassen, dass das alles war, was ihn ausmachte.
Er teilte sein Fleisch. Er hatte Lilly ein wenig davon gegeben, nicht für Sex, wie die anderen Locher es taten, sondern aus Anstand. Sie hatte ihm den Rat gegeben, der ihm half, menschlich zu bleiben. Er teilte auch mit den anderen Ungeheuern: Tatts und Yimbo und Knirscher. Die besten Teile behielt er für sich - zumindest die besten Teile, die er zu essen ertragen konnte. Arme und Beine waren eine Sache, aber Logan würde nicht das Herz eines Mannes essen, sein Gehirn oder seine Augen, und er würde nicht das Mark aus den Knochen saugen. Es war ein schmaler Grat, und einer, von dem er wusste, dass er ihn überschreiten würde, wenn die Dinge noch sehr viel schlimmer wurden, aber für den Augenblick war er tief genug gesunken, daher teilte er aus Empfindlichkeit, und er teilte aus noblen Gründen.
Es war sein erster Schritt hin zur Rückeroberung seiner Menschlichkeit. Fin würde ihn bei der ersten Gelegenheit töten, die sich ihm bot. Die Ungeheuer scherte es nicht, daher war es immer noch möglich, sie auf seine Seite zu ziehen. Es würde keine Loyalität sein, aber alles konnte den entscheidenden Unterschied bedeuten.
Knirscher war eine andere Geschichte. Logan hielt sich in Knirschers Nähe. Bei dem Narren war es am unwahrscheinlichsten, dass er ihn verraten würde, überlegte er, obwohl er frühzeitig erfahren hatte, warum man Knirscher seinen Namen gegeben hatte. Jede Nacht knirschte Knirscher mit den Zähnen. Das Geräusch war so laut, dass es Logan überraschte, dass der Mann überhaupt noch Backenzähne hatte.
In der dritten Woche wurde
Weitere Kostenlose Bücher