Am Rande Der Schatten
kauft.
Nun werden die Khalidori sich vielleicht ändern und aufhören mit den Schlägen und den Demütigungen im Schlafzimmer, sobald ihr ihre Ehefrauen seid. Ursuul erwartet, dass ihr solche Feiglinge seid, dass ihr euch an diese kranke Hoffnung klammern werdet. Er erwartet, dass kranke Hoffnung euch lähmen wird, bis es zu spät ist, bis eure Männer tot, eure Freunde in alle Himmelsrichtungen verstreut sind und die Stärke der Sa’kagé gebrochen ist. In einem Jahr werdet ihr euren neuen khalidorischen Ehemännern Söhne gebären und das Glück haben zuzusehen, wie sie sich in Ungeheuer verwandeln, die ihre Ehefrauen so behandeln, wie ihre Väter euch behandeln. Es wird normal sein. Ihr werdet Töchter gebären, die denken werden, es sei normal, getreten und angespuckt und gezwungen werden, zu … Nun, ihr kennt all die Dinge,
zu denen man sie zwingen wird. Eure Töchter werden keinen Widerstand leisten. Sie werden sich eure Feigheit ansehen und glauben, dies sei das Los einer Frau. Es wird normal sein. Das ist es, was der König erwartet, und bisher hatte er in allen Punkten recht.«
Jarl hatte jetzt ihre volle Aufmerksamkeit. Er konnte das Entsetzen in ihren Augen sehen. Die meisten Huren dachten nur an das Heute. Sie waren nicht dumm. Sie wussten, dass sie nicht für alle Ewigkeit zwischen den Laken arbeiten konnten, aber weil sie keine guten Möglichkeiten für die Zukunft sahen, beschlossen sie, überhaupt nicht an die Zukunft zu denken. Es war zu niederschmetternd.
Diese Frauen wollten nur überleben. Indem er das Schreckensbild entwarf, dass sie ihre Töchter in das gleiche Leben hineingebären würden, zwang er sie, über sich selbst hinauszudenken, über den heutigen Tag. Und Jarl hatte nicht gelogen. Diese Frauen würden es noch am besten haben. Wenn er den Frauen klarmachen konnte, wer am meisten zu verlieren hatte, war die halbe Schlacht gewonnen.
»Für jeden von uns, für jede von euch und für mich, haben sich die Dinge während der letzten Monate verändert. Jetzt sage ich, es ist an der Zeit, dass die Dinge sich für uns alle zusammen ändern. Ich sage, es ist an der Zeit, dass die Sa’kagé sich verändern. Wir waren im Krieg, und wir haben verloren. Wisst ihr, warum? Weil wir nicht gekämpft haben. Die Khalidori wollen, dass wir still und leise sterben? Zur Hölle mit ihnen. Wir werden mit Methoden kämpfen, die sie noch nie erlebt haben. Die Khalidori wollen uns aushungern? Zur Hölle mit ihnen. Wenn wir Gras schmuggeln können, können wir auch Korn schmuggeln. Sie wollen eure Männer töten? Wir werden sie verstecken. Sie wollen plündern? Wir werden
wissen, wo sie hingehen, bevor sie es tun. Sie wollen Glücksspiele? Wir werden sie betrügen. Sie wollen trinken? Wir werden in ihr Bier pinkeln.«
»Was können wir tun?«, fragte eins der Mädchen. Es war eine verabredete Frage.
Er lächelte. »Im Augenblick? Ich will, dass ihr träumt. Ich will, dass ihr nachdenkt - nicht darüber, wie wir zu dem Zustand zurückkehren können, den wir vor dem Erscheinen Khalidors hatten -, ich will, dass ihr von etwas Besserem träumt. Ich will, dass ihr von einem Tag träumt, an dem eine Geburt im Labyrinth keine Garantie für ein Sterben im Labyrinth ist. Ich will, dass ihr davon träumt, eine zweite Chance zu bekommen, und was aus dieser Stadt und diesem Land werden könnte, wenn alle eine zweite Chance bekämen. Träumt davon, eure Kinder in einer Stadt großzuziehen, in der sie nicht ständig Angst haben müssen. Einer Stadt ohne korrupte Richter oder den Wucher der Sa’kagé. Eine Stadt mit einem Dutzend Brücken über dem Plith und ohne einen einzigen Wachposten auf einer davon. Eine Stadt, in der Dinge anders sind - unseretwegen.
Ich weiß, dass ihr jetzt Angst habt. Eure Schicht beginnt in wenigen Minuten, und ihr müsst euch wieder diesen Mistkerlen stellen. Ich weiß es. Es ist in Ordnung, Angst zu haben, aber ich sage euch, seid im Innern tapfer. Die Zeit wird kommen, da ihr gebraucht werdet. Wenn die Edelleute diesen Krieg gewinnen und dieses Land zurückholen wollen, werden sie uns brauchen, und unsere Hilfe wird einen Preis haben. Und der Preis ist eine Stadt, die anders ist, und ihr und ich werdet entscheiden, inwiefern. Ihr und ich, wir haben diese Macht. Also können wir für den Augenblick so weitermachen wie gewöhnlich, oder wir können träumen und uns bereithalten.
Von allen Menschen im Labyrinth, habt ihr, meine Damen, am meisten zu verlieren.« Er ging auf das
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