Am Rande Der Schatten
Piratenmädchen Kaldrosa Wyn zu und berührte ihre Wange unter einem blau geschlagenen Auge.
»Aber erzähl mir, ist es das, wofür du deinen Ehemann aufgegeben hast? Eine Krone für ein blaues Auge, eine weitere, wenn sie dich so schwer verletzen, dass du am nächsten Tag nicht arbeiten kannst? Ist es das, was du verdient hast?«
Tränen rannen Kaldrosa über die Wangen.
»Ich sage: Hölle, nein. Du bist hierhergekommen, weil es das Beste war, was du tun konntest. Du bekommst eine Krone für ein blaues Auge, weil es das Beste ist, was Momma K aushandeln konnte. Als dein Shinga bin ich hier, um dir zu sagen, dass das Beste nicht gut genug ist. Wir haben in zu kleinen Kategorien gedacht. Wir haben versucht zu überleben, und was mich betrifft, ich habe es satt zu überleben. Wenn ich das nächste Mal einen Schmerzensschrei höre, will ich, dass er aus einer khalidorischen Kehle kommt.«
»Hölle, ja«, flüsterte eins der Mädchen.
Er konnte jetzt Leidenschaft in ihren Augen brennen sehen. Götter, sie sahen grimmig aus!
Jarl hob die Hand. »Für den Augenblick beobachtet nur und wartet. Seid bereit. Seid tapfer. Denn wenn unsere Chance, die Würfel zu rollen, kommt, werden wir betrügen, und wir werden drei Sechser werfen.«
»Schatz«, sagte Elene und schüttelte Kylar sanft. »Schatz, steh auf.«
»Esel«, sagte er.
»Was?«
»EEEESSSEEELLL.«
Elene lachte. »Du siehst tatsächlich aus, als würde jemand auf dir sitzen«, bemerkte sie und umarmte ihn. Dann schnupperte sie und verzog das Gesicht. »Und du stinkst auch …«
»ESEL«, sagte er verletzt.
»Schatz. Wir müssen heute einkaufen gehen, erinnerst du dich?«
Er schnappte sich ein Kissen und zog es sich über den Kopf. Elene beugte sich vor, um nach dem Kissen zu greifen, aber Kylar ließ es nicht los. Also sang sie das Guten-Morgen-Lied. Es bestand aus den Worten guten und Morgen, siebenunddreißigmal wiederholt. Es war eins von Kylars Lieblingsliedern. »GUTEN Mor-gen, guten MOR-gen, guten Morgen, GUTEN Morgen …«
»ESEL, Eselei, Esel, Eselei, Esel, Eselei«, sang Kylar in das Kissen.
Sie zog am Kissen, und Kylar packte sie und warf sie neben sich aufs Bett. Er war so stark und so schnell, dass sie keinen Widerstand leisten konnte. Er stieß das Kissen beiseite, rollte sich über sie und küsste sie.
»Uh, uh!«, sagte sie. Oh, seine Lippen fühlten sich gut an.
»Was?«, fragte er dreißig Sekunden später.
»Morgenmund«, erwiderte sie und verzog das Gesicht. Es war natürlich eine Lüge. So, wie seine Lippen sich anfühlten, hätte es sie nicht gekümmert, wenn er Mundgeruch gehabt hätte. Aber er hatte keinen. Sein Atem roch niemals schlecht. Er konnte Minzblätter kauen oder schimmeligen Käse, und sein Atem hatte dennoch keinen Geruch. Mit dem Rest seines Körpers war es genauso. Wenn man ihn mit Parfüm besprühte, verschwand es einfach. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem Ka’kari zu tun - das war zumindest seine Vermutung.
Jetzt lächelte er also sein gespieltes Raubtierlächeln. »Ich werd dir Morgenmund zeigen«, sagte er. Er kämpfte sich durch ihre rudernden Arme und küsste ihren Hals, dann ließ er die Lippen hinunterwandern und zog schließlich den Ausschnitt ihres Morgenrocks herunter, und sie ruderte nicht länger mit den Armen, und seine Lippen …
»Ah! Einkaufen!« Sie rollte sich aus seinen Armen. Er ließ sie los.
Kylar warf sich wieder aufs Bett, und sie tat so, als richte sie ihr Kleid, während sie die Muskeln seines nackten Oberkörpers bewunderte. Tante Mea war mit Uly ausgegangen. Das Haus war leer. Kylar sah zum Anbeißen aus, wenn sein Haar vom Schlaf zerdrückt war, und er war zauberhaft, und seine Lippen waren das Erstaunlichste auf der Welt. Ganz zu schweigen von seinen Händen. Sie wollte seine Haut auf ihrer spüren. Sie wollte die Hände auf seine Brust legen. Und umgekehrt.
Manchmal kuschelten sie am Morgen, während er noch kaum bei Bewusstsein war, und dies war zu ihrer Lieblingstageszeit geworden. Ein- oder zweimal war ihr Nachthemd während der Nacht hochgerutscht, und sie hatte in der Löffelstellung bei ihm gelegen, Haut auf Haut. Nun, vielleicht war ihr Nachthemd nicht ganz von allein hochgerutscht, und sie hätte es nicht gewagt, wenn sie nicht genau gewusst hätte, dass er in der Nacht zuvor stundenlang fort gewesen war und auf keinen Fall aufwachen würde.
Bei dem bloßen Gedanken daran wurde ihr warm. Warum nicht?, fragte ein Teil von ihr. Es gab religiöse Gründe.
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