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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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Waren Sie nicht schon von Kindesbeinen an Mitglied bei den Parky Boys?«
    Jonny saß einfach nur da und schwieg, und Hegarty seufzte. »Also, wenn Ihr Kumpel wiederkommt, sagen Sie ihm, DC Matthew Hegarty will ihn sprechen. Was meinen Sie, können Sie sich das merken? Es ist sehr wichtig.« Beim Hinausgehen drehte er sich noch einmal um und sagte: »Ach ja, Sie sollten hier mal klar Schiff machen, Jonny. Gut möglich, dass Sie demnächst Besuch vom Rauschgiftdezernat bekommen, und das würde Ihrer Frau Mutter doch nicht gefallen, wenn sie von ihrer Reise heimkehrt und ihre Tür aufgebrochen wurde.«
    Charlotte
    Charlotte stand vor dem Gebäude, in dem sich ihr Büro befand, und atmete noch einmal tief durch. Sie hatte Dans Brief vor Wut zusammengeknüllt und in den Papierkorb geschmissen, wusste aber, dass sie ihn wieder herausholen würde. Die Worte schienen ihr in die Finger gedrungen zu sein, als wären sie mit Säure geschrieben.
    Es war nun wirklich Zeit hineinzugehen, sie war schon sehr spät dran. Der angenehme Weg von der U-Bahn-Station aus dauerte immer länger, doch den anderen Weg hätte sie jetzt einfach nicht ertragen. Sie hatte sich für diesen Tag richtig in Schale geworfen, trug Shoe-Boots mit hohen Absätzen und ein schlichtes Hemdkleid, aber dank Dans Brief hatte sie es nicht mehr geschafft, sich anständig zu frisieren, und ihr Haar hing ihr als eine einzige feuchte Krause um die Schultern.
    Sie fuhr mit ihrer Schlüsselkarte über den Sensor, und die Tür glitt auf, als hätte sich überhaupt nichts verändert. Als sie mit gesenktem Kopf den Aufzug betrat und die Taste »4« drückte, fiel ihr etwas ein, das Dan einige Wochen zuvor gesagt hatte, als es darum ging, dass er beim Frühstück keine zweite Tasse Kaffee wollte: »Ich muss manchmal noch zwanzig Minuten lang im Costa sitzen, bis ich es über mich bringe, diese Fahrstuhltaste zu betätigen.«
    Und sie hatte tatsächlich nicht zugehört – hatte sie je? Und jetzt war es an ihr, diese scheußliche, herzbeklemmende Furcht zu verspüren, als der Lift sich hob und sich die Türen leise öffneten und den Blick auf die eleganten roten Kurven des Empfangstresens in der geschäftigen vierten Etage freigaben.
    »Charlotte!« Kelly, die Empfangssekretärin aus Essex, hielt beim Nagelfeilen inne und starrte sie an. »Du hier! Äh, Moment.« Sie rief zweifellos Simon an.
    Charlotte setzte ein unsicheres Lächeln auf und bahnte sich einen Weg quer durch das Großraumbüro, sehr darauf bedacht, sämtlichen Blicken auszuweichen. Bloß dass jemand an ihrem Arbeitsplatz saß, eine Frau in Leggings und weitem Tutu-Rock. Charlotte konnte nicht fassen, wie jung sie aussah.
    Sie versuchte, ihre aufwallende Wut im Zaum zu halten, und sagte: »Oh, Entschuldigung, das ist mein Platz.« Als wäre sie in einem Bahnwaggon und hätte es mit jemandem zu tun, der sich auf ihrem reservierten Sitz niedergelassen hatte.
    Die junge Frau musterte sie von oben bis unten. »Bist du Charlotte?« Als wäre sie berühmt – oder eher berüchtigt.
    »Ja, hallo.« Charlotte bemühte sich, ihre übliche Büromiene aufzusetzen, ein Lächeln, das aber auch als Zähnefletschen durchgehen konnte.
    »Ich bin, ähm, für dich eingesprungen.«
    »Charlie!« Diese sonore Stimme, aufgemotzt mit nach Ostlondon klingenden Vokalen, ließ sie zusammenzucken.
    »Hi, Simon. Sorry, ich bin ein bisschen spät – U-Bahn-Probleme.« Das war in London eine allgemein akzeptierte Entschuldigung, die so ziemlich alles bedeuten konnte, von Ich hab den Wecker nicht gehört bis Ich bin gestern Abend in der U-Bahn eingeschlafen und sonst wo wieder aufgewacht .
    »Und ich dachte schon, wir bekommen dich gar nicht mehr zu Gesicht.« Er musterte ihr eher dezentes Outfit und ihr ramponiertes Gesicht. »Geht’s dir gut, Schätzchen? Du siehst mitgenommen aus.«
    Dieses Schätzchen war die leicht tuntenhafte Limettenspirale im Gin Tonic des Soho Man und ein ganz billiges Ablenkungsmanöver, das auf Mädels abzielte, die dumm genug waren, ihn für schwul zu halten. Wie Charlotte nur zu gut wusste, war er das ganz und gar nicht.
    »Ja, alles bestens.« Die Lüge des Jahrhunderts, aber sie nahm nicht an, dass er die Wahrheit hören wollte.
    »Gut, gut. Die überaus reizende Fliss ist freundlicherweise in die Bresche gesprungen, was deinen Snax-Account angeht.« Er strahlte die jüngere Frau zähnebleckend an. »Mach es dir also bitte für heute irgendwo anders bequem. Kannst du denn nachher an dem Meeting

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